Wie Österreichs Lebensmittelbetriebe international mithalten wollen

Geschnittener Weichkäse auf einem Brett
Auf der weltweit größten Lebensmittelmesse versuchen heimische Produzenten ihr Exportgeschäft voranzutreiben.

In Zeiten stagnierender Umsätze sehen sich immer mehr heimische Produzenten gezwungen, ihr Geschäft stärker auf den Export auszurichten. So auch Thomas Krahofer, Geschäftsführer beim Gewürzgurkenhersteller Efko

„In der Vergangenheit war es für uns nicht notwendig, zu exportierten. Aber durch die steigenden Kosten in Österreich geraten wir extrem unter Druck“, erzählt er. Um das Auslandsgeschäft anzukurbeln, stellt er seine Produkte bei der Anuga, der weltweit größten Lebensmittelmesse in Köln, aus. Der KURIER hat ihn bei seinem Stand besucht.

In Italien "funktioniert der Wettbewerb noch"

Sein Fokus liege klar auf den Nachbarländern, erzählt Krahofer. In Deutschland könne man von einem Markt profitieren, der zehn Mal so groß ist wie der heimische. In Italien wiederum sei der Lebensmitteleinzelhandel weniger stark konzentriert und der „Wettbewerb funktioniert noch“.

Preislich mithalten könne man mit dem eingelegten Gemüse im Ausland nur bedingt. Bei den pürierten Früchten im Quetschbeutel sei man preislich wettbewerbsfähig, und das, obwohl diese in Österreich produziert werden.

„Das geht bei dem hohen Lohnniveau aber nur, weil die Produktion hochautomatisiert ist und kaum Personalkosten anfallen.“ Gerade sei das Unternehmen dabei, seine Herstellungskapazitäten auszubauen, um die internationale Nachfrage zu bedienen.

Efko-Chef Thomas Krahofer bei seinem Messestand

Efko-Chef Thomas Krahofer bei seinem Stand auf der Anuga-Messe

Alkoholfreier Sirup und zuckerfreie Limonade

Auch heimische Getränkehersteller sind bei der Anuga vertreten. So etwa der Bierproduzent Egger, die Safthersteller Rauch und Pfanner und die Kinderlimonaden-Firma Dreh und Trink. Auch Höllinger hat einen Stand auf der Messe. 

Dort präsentiert der Saftproduzent aber keinen Apfelsaft, sondern alkoholfreien Cocktailsirup und zuckerfreie Limonaden. Mit diesen will das Unternehmen aus Pressbaum/NÖ seinen Exportanteil in den nächsten Jahren von 40 auf 80 Prozent verdoppeln

Während der alkoholfreie Markt europaweit explodiere, sei die zuckerfreie Schiene wiederum „kein Selbstläufer“, erzählt Geschäftsführer Axel Fila. Zu groß sei die Konkurrenz durch Light- und Zero-Limonaden großer Konzerne.

Auf der Anuga besonders stark vertreten ist die heimische Milchwirtschaft: Zwölf Betriebe stellen auf 600.000 Quadratmetern unter dem Dach der AMA-Marketing aus.

So etwa das Molkereiunternehmen NÖM, bei dem der Export allein für das Wachstum im Unternehmen verantwortlich ist. Denn das Geschäft in Österreich stagniert und NÖM macht mittlerweile mehr als 60 Prozent seines Umsatzes im Ausland.

Kefir, Cholesterinsenker und Kollagen aus Rinderknochen

Der wichtigste Markt ist das Milchimportland Italien. Dieses hätte Deutschland erst vor wenigen Jahren überholt, wie Verkaufsleiter Peter Salzinger erzählt. Statt auf Frischmilch setzt NÖM im Ausland auf "Innovationen", so Salzinger.

Neben Kefir in unterschiedlichsten Ausführungen verkauft NÖM etwa in Osteuropa cholesterinsenkende Produkte und in Zentraleuropa Joghurtdrinks mit Kollagen aus Rinderknochen.

NÖM-Verkaufsleiter Peter Salzinger bei seinem Anuga Messestand

NÖM-Verkaufsleiter Peter Salzinger präsentierte auf seinem Messestand die Marke "Milk", unter der das Unternehmen in Italien auftritt.

Bei Kärntner Milch hat sich neben dem wichtigsten Exportmarkt Deutschland auch Griechenland etabliert. „Wir haben auf der Anuga vor mehreren Jahren einen griechischen Importeur kennengelernt und produzieren seither Frischmilch für griechische Handelseigenmarken“, erzählt Geschäftsführer Helmut Petschar

Die Milch werde mit dem Auto nach Italien und von dort mit der Fähre transportiert. Insgesamt 30 Prozent des Umsatzes macht Kärntner Milch im Ausland. Und dieser Anteil solle in den kommenden Jahren weiterwachsen, so Petschar. 

Der Käseproduzent Woerle ist mit seiner Exportmarke "Happy Cow" in weltweit 70 Ländern tätig und macht dort mittlerweile die Hälfte seines Umsatzes. Exportiert wird vor allem Schmelzkäse. 

Günstiger Schmelzkäse aus Ägypten

Dabei hätte Woerle preislich keine Probleme. Im arabischen Raum werde etwa günstiger Schmelzkäse aus Ägypten verkauft, gegen den sich Woerle wegen der höheren Qualität des eigenen Käses durchsetzen könne, erzählt Silvia Woerle, Zuständige für die Unternehmenskommunikation.

Silvia Woerle auf der Anuga

Silvia Woerle ist für die Unternehmenskommunikation bei Woerle zuständig.

Schwerer fällt es dem Waldviertler Unternehmen Käsemacher, das vor allem in Europa preislich oft nicht mithalten kann. Zu hoch seien die Lohnkosten, vor allem für die „Peppersweet“-Paprika, die in der heimischen Produktion händisch mit Frischkäse gefüllt werden. 

„Wir haben in den letzten Jahren auch Kunden verloren, weil wir zu teuer waren. Die kaufen dann lieber aus günstigeren Ländern wie Polen oder Griechenland“, erzählt Käsemacher-Prokurist Stefan Müllner. Das betreffe vor allem den besonders wichtigen deutschen Markt, auf dem Lebensmittel oft günstiger angeboten werden als in heimischen Supermärkten.

"Österreicher bezahlen am wenigsten für Qualität"

Beim Schmelzkäsehersteller Rupp sieht man das Problem im Kaufverhalten der heimischen Konsumenten. „Die Österreicher sind die Kunden, die am wenigsten bereit sind, für Qualität Geld zu bezahlen", beklagt Vorstandsmitglied und Rupp-Österreich-Chefin Laura Rupp.

Die Unternehmensgruppe setzt deswegen bereits seit vielen Jahren auf den Export und macht mehr als 97 Prozent seines Umsatzes außerhalb von Österreich. Gerade außerhalb von Europa verzeichnet die Firma in den vergangenen Jahren jeweils zweistellige Wachstumsraten.

Mittlerweile stellt Rupp etwa direkt in China Schmelzkäse für den chinesischen Markt her. Von einem eigenen Büro in Dubai aus möchte das Unternehmen künftig noch weiter im arabischen Raum und auf dem afrikanischen Kontinent wachsen.

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