Die Nachfrage nach Erdöl steigt wieder, gleichzeitig ist die Investitionstätigkeit der Ölkonzerne zurückhaltend. Auch wenn manche Beobachter bereits von einer möglichen Verknappung von Erdöl sprechen, kann Gerald Grohmann, Vorstandschef des österreichischen Ölfeldausrüster Schoeller-Bleckmann Oilfield (SBO), diesbezüglich beruhigen: „Man darf das nicht überspitzen. Auch wenn die Opec plus – vor allem Russland – Öl zurückhalten, sind immer noch genug Reserven da.“ Langfristig müsse aber wieder mehr investiert werden, damit die Nachfrage gestillt werden könne.
Beeinflussung
Ein Ölpreis von mehr als 80 US-Dollar stimuliert Investitionen, was vor allem für Zulieferer wie SBO gut ist, sagt Grohmann. Ein Fass der Nordseesorte Brent stieg gestern sogar auf 87,55 Dollar, was der höchste Stand seit 2014 war. Wie sich der Preis weiterentwickeln wird, ist laut Grohmann schwer zu prognostizieren: „Das ist nicht nur eine Angebot-Nachfrage-Diskussion, denn der Ölpreis ist auch ein politisches Werkzeug geworden“, so der SBO-Vorstandsvorsitzende. Die Saudis hätten bereits gezeigt, dass sie den Preis in die eine oder andere Richtung beeinflussen könnten.
Trotz Energiewende und aktueller Themen wie E-Mobilität werden Öl und Gas laut Grohmann noch viele Jahrzehnte eine entscheidende Rolle spielen. Sie werden weiterhin nötig sein, um die Wirtschaft in Schwung zu halten, meint der SBO-Chef. Gas werde von der Politik sogar als Übergangsressource hin zu grünen Energieträgern eingestuft.
Dennoch stellt sich der Ölfeldausrüster aus Ternitz in Niederösterreich auf eine „grüne“ Zukunft ein und ist dabei, sich neu auszurichten, wie Grohmann verrät: „Wir werden uns ein weiteres Standbein außerhalb der Bereiche Öl und Gas aufbauen.“ Was das genau sein wird, will er noch nicht verraten, doch soll es etwas mit der Energiewende und Green Tech zu tun haben.
Ein Jahr zum Nachholen
SBO konnte 2021 ein erfolgreiches Jahr verbuchen, nach dem 2020 wegen des Ausbruchs der Corona-Pandemie ein ernüchterndes war. Aus einem Verlust von 31,2 Mio. Euro wurde ein Gewinn von 23 Mio. Euro, der Umsatz stieg leicht von 291,2 Mio. auf 292 Mio. Euro. Die Kosteneinsparungen und Effizienzsteigerungen des Jahres 2020 haben nun gewirkt, außerdem hat es Rückenwind durch die steigende Nachfrage gegeben, sagt Grohmann. 2021 sei nach dem schwachen Jahr ein „Brückenjahr“ gewesen, 2022 werde ein „Nachholjahr“, in das er sehr optimistisch blicke. Der gute Auftragsstand unterstreiche diese Sicht.
Die politischen Spannungen zwischen den USA und der EU mit Russland seien für SBO keine unmittelbare Bedrohung. Man habe zwar auch in Russland Kunden, aber „die Umsätze, die wir in Russland machen, sind im Vergleich zum Gesamtumsatz nicht unbedingt wesentlich“, sagt Grohmann. „Unser Hauptgeschäft machen wir in Nordamerika, im Mittleren Osten und dann teilt es sich international auf von Europa bis zum Fernen Osten.“
„Schmaler Grat“
Grohmann ist froh, dass er mit dem Management beim Ölfeldausrüster SBO und nicht mit dem Management der Corona-Pandemie betraut ist, denn Letzteres „ist ein schmaler Grat zwischen dem was gesundheitspolitisch und wirtschaftlich notwendig ist.“ Das sei keine leichte Aufgabe, er beneide keinen darum.
Die Impfpflicht bezeichnet er als „notwendiges Erfordernis“. Es sei nicht das erste Mal, das so etwas eingeführt wurde. Alleine durch Freiwilligkeit habe man nicht eine entsprechende Impfquote erreichen können. Zudem halte er den Impfstoff für das probate Mittel, um schwere Verläufe sowie weitere Lockdowns zu verhindern.
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