Sanktionen: Iran startet Wirtschaftsoffensive

Sanktionen: Iran startet Wirtschaftsoffensive
Iran startet Plan B und knüpft neue Wirtschaftsbeziehungen – abseits der von EU und USA verhängten Sanktionen.

Der Iran hat eine große Offensive gestartet, die darauf abzielt, die US- und EU-Wirtschaftssanktionen wegen des Atomstreits zu kompensieren. Durch den geplanten Stopp des EU-Ölimports ab Jahresmitte und durch die rigorosen Sanktionen aus Washington, die den Handlungsspielraum der iranischen Großbanken einzuschränken sollen, haben die Perser große Probleme, größere Transaktionen durchzuführen.

Dementsprechend intensiv bemühte man sich im Iran, einen sogenannten Plan B auszuarbeiten. Es ist kein Zufall, dass der iranische Außenminister Ali Akbar Salehi nach seiner Kaukasus- und Zentralasientour vergangene Woche vor allem eines im Gepäck hatte: Vorschläge, wie der Iran seine Wirtschaftsbeziehungen zu regionalen Partnern wie Aserbaidschan, Tadschikistan und der Türkei, aber auch zu Weißrussland intensivieren könnte.

Nicht ohne Erfolg. Alle vier Staaten bekräftigten, ihre Wirtschaftsbeziehungen mit dem Iran ausbauen zu wollen. In Tadschikistan ist der Iran nach China schon jetzt der größte Investor. Mit der Türkei sind dementsprechende Verträge zur Vervielfachung des Handelsvolumens in den nächsten fünf Jahren bereits abgeschlossen. Auch mit der Ukraine wurde vor wenigen Wochen vereinbart, drei neue iranische Gasfelder zu erschließen. Das Volumen dieses Projekts beträgt 800 Millionen Euro. Neben diesen Staaten umfasst das sogenannte EU-Ersatz-Programm auch eine Reihe anderer traditioneller Verbündeter Teherans: Russland, China, Venezuela, Bolivien und fast alle Nachbarstaaten.

Dass Japans Botschafter im Iran, Kinichi Kumano, am Sonntag in einem Interview mit der staatlichen iranischen Nachrichtenagentur IRNA verkündete, dass die Japaner weiterhin Öl aus dem Iran importieren würden und sich somit nicht am EU- und US-Sanktionskurs beteiligen würden, ist das Resultat wochenlanger Verhandlungen zwischen Teheran und Tokio. Die Führung in Teheran will aber noch einen Schritt weitergehen: So soll es künftig neben dem Energiesektor auch bei anderen Wirtschaftsbereichen große bilaterale Verträge mit Japan geben.

Auch China hat bereits angekündigt, dass Wirtschaftssanktionen gegen den Iran völlig falsch seien. Die Chinesen setzen ihren regen Handel mit Teheran fort. Abgesehen vom Ölimport bringen Maschinen der Iran Air Cargo fast wöchentlich verschiedenste Güter nach Shanghai. Auch wenn die erst im Jänner verschärften EU- und US-Sanktionen vor allem die iranischen Bevölkerung hart treffen, ist eines gewiss: die Führungsriege in Teheran wird nicht tatenlos zusehen.

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