Kein Wort der Kritik von Sandberg am Konzern oder gar Gründer Zuckerberg, auch umgekehrt streut Zuckerberg der Chefin Rosen. Hinter den Kulissen wurde hingegen häufig spekuliert, dass das Verhältnis zwischen den beiden abgekühlt sei. Überhaupt ist der Meta-Konzern, zu dem neben Facebook auch Instagram und Whatsapp gehören, in einer Krise – im vergangenen Quartal hatte man mit sinkenden Userzahlen zu kämpfen. Nicht zuletzt wegen der hohen Inflation, die auf die Anzeigenerlöse drückt, könnte es im laufenden Quartal einen Umsatzrückgang geben. Seit September 2021 hat die Meta-Aktie 50 Prozent ihres Werts verloren.
Große Bedeutung
„Offensichtlich sieht Sheryl Sandberg mehr Trouble in der Zukunft als Chancen“, sagt Monika Rosen, Börsenexpertin der Österreichisch-Amerikanischen Gesellschaft. Sandberg hatte eine große Bedeutung für die Entwicklung von Facebook bzw. Meta. Die 52-Jährige gilt heute als eine der mächtigsten Frauen in der Geschäftswelt. Vor Facebook war die Ökonomin etwa bei McKinsey, im US-Finanzministerium und bei Google tätig. „Sandberg dürfte sich zuletzt immer mehr zurückgenommen haben“, sagt Rosen – vermutet wird, dass Zuckerberg ihr zumindest teilweise die Verantwortung für die Probleme des Meta-Konzerns zugeschrieben hat.
Davon gab es einige: Privatsphäreeinstellungen, Datenmissbrauch. „Meta wurde auch vorgeworfen, zu wenig gegen Hassreden getan zu haben.“ Dann ist da die Unsicherheit rund um das digitale Paralleluniversum „Metaverse“ – wo bisher noch niemand so richtig weiß, was das genau ist.
Auch das Persönliche könnte Sandbergs Entscheidung beeinflusst haben. Sandberg hat 2015 plötzlich ihren Mann verloren, worüber sie auch ein Buch, „Option B“, geschrieben hat. Jetzt ist Sandberg wieder im Begriff zu heiraten – vielleicht ein Grund mehr, ein Problemfeld zu verlassen. Auch über politische Ambitionen wird spekuliert.
Sandberg wird Meta im Verwaltungsrat erhalten bleiben. Sandberg will sich stärker karitativen Aufgaben widmen. Ihr wird als COO Javier Olivan nachfolgen. Die Meta-Aktie ging Mittwochabend nach der Ankündigung um 2,6 Prozent nach unten.
Apropos Aktie: „Die Mehrheit der Analysten geht davon aus, dass sich Meta mittelfristig erholen wird“, so Rosen. Was immer jetzt passiert – es ist Zuckerberg auf die Fahnen zu heften. „Wer die Facebook-Aktie kauft, setzt stark auf Zuckerberg. Von der ursprünglichen Führungsmannschaft ist nur mehr er übrig“, sagt Rosen. Es hängt also davon ab, ob man dem Meta-Chef zutraut, dass er die richtigen Entscheidungen trifft. „Man muss aber sagen: Das hat er in der Vergangenheit getan“, so Rosen mit Blick auf die Etablierung der Facebook-App auf Smartphones und den Zukauf von Instagram und Whatsapp.
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