Salamander und Delka schließen alle Filialen

Salamander und Delka schließen alle Filialen
Insgesamt sind 300 Mitarbeiter an 40 Standorten betroffen. Die gesamte Branche leidet derzeit an Kaufzurückhaltung.

Mit Salamander und Delka verschwinden die nächsten Schuhhändler aus der österreichischen Handelslandschaft. Die insgesamt 40 Standorte sollen bis Ende September geschlossen werden, berichtet die Kronen Zeitung. 300 Mitarbeiter sind von der Maßnahme  betroffen.

Die Anmeldung eines Insolvenzverfahrens solle jedoch vermieden werden, heißt es. Der Abverkauf der Ware werde laut dem Bericht mit 10. Juli starten. Der Mutterkonzern in Deutschland, die Ara Gruppe,  wollte dazu am Donnerstag keine Stellungnahme abgeben.

Die österreichischen Delka- und Salamander-Standorte befinden sich schwerpunktmäßig in Wien und in den Landeshauptstädten. Die Zahl der Märkte wurde schon seit Jahren kontinuierlich zurückgefahren.

Salamander

Salamander-Filiale

Branchenkenner sind vom Aus der Kette wenig überrascht. Bereits Ende 2022 hatte der deutsche Mutterkonzern bekannt gegeben, dass seine deutsche Einzelhandelssparte in einem Schutzschirm-Verfahren saniert werden muss. Betroffen waren knapp hundert Filialen in Deutschland mit insgesamt 950 Vollzeitstellen. Wenn die deutsche Mutter wankt, hat das in den seltensten Fällen keine Auswirkungen auf das Tochterunternehmen in Österreich, munkelte man schon länger in der Branche. 

Mehr zum Thema hier: 5 Gründe, warum der Schuhhandel in Österreich mit Problemen kämpft

Abbild der Lage

Dazu kommt das angesichts der hohen Inflation verhaltene Konsumklima in Österreich. „Im April hatten wir im gesamten Handel wieder ein reales Umsatzminus von 8,4 Prozent, zeigen die Zahlen der Statistik Austria. Dass es jetzt zu Schließungen von Handelsketten kommt, ist nur ein Abbild der schwierigen Situation“, kommentiert  Rainer Trefelik, Handelsobmann in der Wirtschaftskammer Österreich (WKO).

Das ganze erste Halbjahr sei im Handel schleppend verlaufen. Keine andere Branche sei in den vergangenen zehn Jahren so gebeutelt worden wie der stationäre Schuhhandel, findet  auch Wolfgang Richter vom Standortberater RegioPlan. Die Branche würde heute nominell weniger umsetzen als noch vor zehn Jahren.

Die Folge seien zusammengestrichene Filialnetze und Schließungen. Unter anderem hat sich der polnische Schuhhändler CCC nach einer ambitionierten Expansion wieder völlig aus Österreich zurückgezogen. Viele kleine Händler sind vom Markt verschwunden, die Schuhhandelskette Dominici meldete genauso Insolvenz an wie die deutsche Reno-Gruppe.

Neue Mitbewerber

Der Schuhhandel hat sich laut Experten von Grund auf geändert. Gekauft werden verstärkt Sneakers, die tendenziell günstiger sind als Lederschuhe. Gleichzeitig setzen Turnschuhmacher gern auf ein eigenes Vertriebssystem und verkaufen ihre gehypten Modelle am klassischen Einzelhandel vorbei in eigenen Flagship-Stores. Parallel dazu holen sich Onlinehändler einen immer größeren Anteil des Umsatzkuchens, der in Zeiten der allgemeinen Kaufzurückhaltung ohnehin immer kleiner wird.

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