Die heimische Regierung dagegen hofft, die im Zuge der Staatshilfe für die AUA angekündigten Mindestpreis-Tickets in der Höhe von 40 Euro je Strecke bereits im Herbst umsetzen zu können. Und geht davon aus, damit wettbewerbsrechtlich durchzukommen.
"Verstoß gegen EU-Recht"
O’Leary ist wie etliche Experten anderer Meinung. „Diese 40-Euro-Tickets wird es nie geben, denn sie sind komplett illegal und verstoßen gegen EU-Recht“, betonte der Ryanair-Boss am Mittwoch im Gespräch mit dem KURIER. Das sei ein weiteres Beispiel dafür, „wie die österreichische Regierung versucht, eine deutsche Airline, denn das ist die AUA, zu unterstützen. Nach Kurzarbeit und Staatshilfe“.
Wenn Ryanair in Wien Ticketpreise von 9,99 Euro verrechnen könne und profitabel sei, „werden wir das tun. Kein Gesetz kann uns zwingen, höhere Preise zu verlangen.“ Es sei absurd, dass jeder Gast, der nach Österreich fliege, mehr bezahlen müsse, Mindesttarife seien konsumentenfeindlich. Die Regierung sollte zuerst die Gesetze lesen, „bevor man eine derartige Dummheit ankündigt“.
Ryanair werde auch gegen die Staatshilfe für die AUA vorgehen, die O’Leary massiv als wettbewerbsverzerrend kritisiert. Obwohl die Lufthansa-Tochter „nur“ 450 Millionen staatliche Unterstützung bekommt, spricht O’Leary von 600 Millionen, er rechnet die 150 Millionen der Lufthansa dazu. Weil die EU-Wettbewerbshüter die neun Milliarden Euro Staatshilfe für die Lufthansa (“mehr, als sie nach eigenen Aussagen überhaupt brauchen“) durchwinkten, geht Ryanair dagegen vor das Gericht der Europäischen Union.
Warum haben Ryanair und Laudamotion nicht ebenfalls Staatshilfe beantragt?
Weil man keine staatliche Unterstützung benötige, auch in Irland (Konzernsitz) nicht, „wir sind fähig, ohne Steuergelder zu überleben“. Durch Gehaltskürzungen zwischen 20 und fünf Prozent will Ryanair konzernweit Kündigungen vermeiden, O’Leary selbst verzichtet auf 50 Prozent.
Mehr als 100 Mitarbeiter abgebaut
Für die Basis Wien wurde nach heftigen Auseinandersetzungen mit der Gewerkschaft Vida ein neuer, billigere Kollektivvertrag (KV) abgeschlossen. Trotzdem werden 20 Mitarbeiter im Headoffice sowie 12 Piloten und 80 Flugbegleiter abgebaut. Betroffen sind jene Mitarbeiter, die dem neuen KV nicht zustimmten. Sie hätten ihre Chance gehabt, argumentiert O’Leary.
Eine Verlängerung der Kurzarbeit wurde nicht beantragt, „wir haben nachher doch keine Jobs für diese Mitarbeiter“. Jetzt gehe es um jene 92 Prozent der Piloten und 76 Prozent der Flugbegleiter, die den KV akzeptiert haben.
Statt ursprünglich geplanten 18 Flugzeugen werden in Wien nur 10 Maschinen eingesetzt. Für April 2019 bis März 2020 rechnet O’Leary in Österreich nur noch mit fünf Millionen Passagieren. Geplant waren 10 Millionen Fluggäste.
Lauda hat seit dem Start bis zum Beginn der Corona-Krise 300 Millionen Euro Verlust eingeflogen, wie lange kann die Österreich-Tochter noch als eigenes Unternehmen überleben?
Er hoffe, noch viele Jahre, beteuert O’Leary. Ryanair habe viel investiert, „wir tun alles, damit Lauda überleben kann. Wir wollen Lauda nicht zusperren und ein Schicksal wie Level ersparen, die jetzt insolvent wurde“.
Das werde schwierig, denn Lauda müsse mit einem Mitbewerber konkurrieren, der eben 600 Millionen Staatshilfe erhielt. Eine konkrete Prognose, wann und ob Lauda in die schwarzen Zahlen kommt, will der Konzernboss nicht abgeben. Es sei derzeit unmöglich, die Corona-Krise abzuschätzen.
Lauda fliegt seit Kurzem nur noch unter Ryanair-Flugnummern im sogenannten Wet-Lease als Dienstleister für die irische Mutter. Lauda sei in den sehr schwierigen Märkten Österreich und Deutschland zu klein, Ryanair sei die stärkere Marke und könne „viel mehr Sitze verkaufen als Lauda“.
Eigentlich brauche Ryanair die Marke Lauda nicht mehr, „aber wir wollen sie behalten. Die Flieger sind gebrandet und die Mitarbeiter haben die Lauda-Uniformen“.
Ryanair habe den Flugbegleitern bei den KV-Verhandlungen anfänglich Gehälter unter 1000 Euro netto angeboten, davon könne niemand leben, kritisierte die Gewerkschaft. Kein Lauda-Mitarbeiter müsse von solchen Gehältern leben, die Flugbegleiter verdienen rund 2500 Euro im Monat, empört sich O’Leary. „Glauben Sie doch nicht die Propaganda der Gewerkschaft“. Und bei einer Leiharbeitsfirma sei ein Teil der Belegschaft deswegen angestellt, um Saisonschwankungen besser auszugleichen.
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