Ryanair begann 2001 in Österreich, wir sind aber nur von Bundesländerflughäfen gestartet. 2018 begann mit der Übernahme von Laudamotion unser signifikantes Engagement in Österreich, wir starteten in Wien und erreichten in den ersten vier Jahren einen Marktanteil von deutlich über 20 Prozent. Das muss man erst einmal schaffen. Normalerweise dauert es 20 Jahre, bis eine Airline so weit kommt. Unser Wachstum ist nachhaltig und wir bauen unsere Position schrittweise aus.
Die AUA, hier Ihr schärfster Konkurrent, verliert zwar seit vielen Jahren Marktanteile, hat aber immer noch 47 Prozent.
Wir rechnen heuer mit einem Passagierwachstum von weiteren zehn Prozent auf 6,2 Millionen Fluggäste. Wir haben 19 Flugzeuge in Wien stationiert, rund 600 Mitarbeiter und bieten im Sommer mehr als 800 wöchentliche Flüge an. Wir wollen die AUA in den nächsten Jahren überholen.
Die Preise sind schon gestiegen, werden die Tickets im Sommer weiter teurer?
Ja, generell. Weil weniger Kapazitäten im Markt sind und weniger Wettbewerb herrscht. Die Ticketpreise werden im Durchschnitt um über zehn Prozent teurer. Man muss sich aber schon vor Augen halten, dass ein Ryanair-Ticket im Durchschnitt One Way 40 Euro kostet. Ich rechne in den nächsten Jahren mit einer Steigerung auf 50 Euro. Dass es nicht mehr wird, ist unserer restriktiven Kostenkontrolle zu verdanken.
Apropos Kosten. Die Gewerkschaften werfen Ryanair immer wieder vor, die Mitarbeiter auszubeuten. Die AUA zahlt ihren Flugbegleitern jetzt einen Mindestlohn von 2.000 Euro. Wie schaut’s bei Ryanair aus?
Wir beobachten die Entwicklungen bei der AUA, gerade im Hinblick auf die Vielzahl kurzfristiger Flugausfälle aufgrund diverser Betriebsversammlungen, natürlich genau und haben selbst mit Arbeitnehmervertreter- Komitees signifikante Lohnerhöhungen im zweistelligen Prozentbereich für unsere Mitarbeiter umgesetzt.
Welche Risiken sehen Sie derzeit für die Luftfahrt?
Unsere Branche ist extrem abhängig von externen Faktoren. Die Buchungen sind sehr vielversprechend, aber in der Ukraine herrscht Krieg und es kann jederzeit wieder eine Pandemie ausbrechen. Die befürchtete Rezession dürfte ausbleiben.
Vermiest die Teuerung den Menschen das Fliegen?
Nein, die Leute wollen fliegen. Aber man geht zum Anbieter mit dem besten Preis-Leistungs-Verhältnis. Was im Supermarkt Hofer/Lidl sind, ist in der Luftfahrt Ryanair.
Ryanair hat wegen der Streiks der französischen Fluglotsen eine EU-Passagierpetition gestartet. Was fordert man von Kommissionschefin von der Leyen.
Die Lotsen haben das Recht zu streiken, zweifellos. Aber wir fordern die Kommission auf, die Passagiere von Überflügen während der Streiks zu schützen. Heuer waren schon eine Million Passagiere betroffen, von Verspätungen oder Flugausfällen, denn zahlreiche Flugrouten führen über den französischen Luftraum. Was kann ein Österreicher, der von Wien nach Palma fliegt, dafür, dass Macron das Pensionsalter hinaufsetzt?
Was kann die Kommission überhaupt tun?
Genehmigen, dass andere europäische Flugsicherungen Flüge über Frankreich leiten, das ist technisch möglich. Wenn die EU schon nicht auf ihre Airlines hört, dann hoffentlich auf die Passagiere.
Ex-ÖVP-Ministerin Elisabeth Köstinger sitzt seit 1. April im Aufsichtsrat. Man hätte einen Aprilscherz vermutet, O’Leary zieht doch dauernd über Politiker her. Wir wollen uns bei der Politik Gehör verschaffen, wie jetzt mit unserer Petition. Frau Köstinger ist das erste kontinentaleuropäische Aufsichtsratsmitglied seit 2013. Das ist ein wichtiges Statement für den Markt Österreich. Wir haben Frau Köstinger wegen ihrer Expertise in den Bereichen Nachhaltigkeit, Tourismus und Politik geholt.
Daten und Fakten
Die börsenotierte Low-Cost-Gruppe ist nach Passagierzahlen gerechnet Europas größter Airline-Konzern. Die Zahl der Fluggäste stieg per Ende März 2023 auf 168 Millionen, für das laufende Geschäftsjahr werden 198 Millionen erwartet. Ziel bis 2026 sind 225 Millionen. Konzern-Airlines sind Ryanair, Malta Air, Buzz, Laudamotion
565 Flugzeuge
Ryanair fliegt 235 Airports in 37 Ländern an, davon 91 Basen mit stationierten Flugzeugen, über 3.000 tägliche Flüge, mehr als 2.400 Routen
Ergebnis
Für das Geschäftsjahr 2022/23 (Ende März) ist nach Corona-Verlusten ein bereinigter Gewinn von 1,3 bis 1,4 Milliarden Euro angepeilt. Der Ladefaktor (Auslastung der Flugzeuge) verbesserte sich auf 93 Prozent
Österreich
Marktanteil 22 Prozent, für 2023 6,2 Millionen Passagiere erwartet (plus 10 Prozent), knapp 600 Mitarbeiter, 19 in Wien stationierte Flugzeuge, 800 wöchentliche Flüge, 77 Destinationen
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