RWA-Chef: "Wir wollen aus dem Baywa-Schatten herauskommen"

War die Raiffeisen Ware Austria (RWA) in den vergangenen Monaten in den Medien vertreten, ging es meist um die Verstrickungen mit dem süddeutschen Agrarkonzern Baywa, der im Sommer 2024 in finanzielle Schieflage geraten war.
Nun wollen die Chefs der Lagerhaus-Dachorganisation die Krise hinter sich lassen und "sich wieder auf das Kerngeschäft konzentrieren", wie sie sagen.
Die vergangenen Monate seien "wirklich schwierig" gewesen und Baywa das "allesbeherrschende Thema", beklagt Vorstandsvorsitzender Johannes Schuster, der die RWA-Leitung im vergangenen Dezember gemeinsam mit Vorstandsdirektor Christoph Metzker übernommen hat.
RWA seit Mai wieder zu 100 Prozent österreichisch
Zur Vorgeschichte: Baywa war im vergangenen Jahr knapp an der Pleite vorbeigeschrammt. Der deutsche Agrarkonzern hielt zu diesem Zeitpunkt rund 48 Prozent der RWA AG, die im Mai 2025 von der RWA Genossenschaft um rund 176 Millionen Euro gekauft wurden. Seither ist die RWA AG wieder vollständig in österreichischer Hand.
Das sei dem Vorstandsvorsitzenden zufolge nur "dank der Unterstützung aus der Großfamilie Raiffeisen" möglich gewesen. Konkret waren die Raiffeisen Holding NÖ-Wien und die Raiffeisen Bank International (RBI) am Rückkauf finanziell beteiligt.
Die Baywa-Unternehmensanteile, die die RWA Genossenschaft hat, behält diese weiterhin und bleibt damit der zweitgrößte Aktionär am bayrischen Agrarkonzern.
Die RWA AG erwirtschaftet jährlich einen Umsatz von 3,5 Milliarden Euro.
600 Millionen Euro entfallen auf das Auslandsgeschäft. Das Unternehmen ist auf sieben ausländischen Märkten tätig: Tschechien, Slowakei, Ungarn, Serbien, Kroatien und Rumänien. Auch in der Ukraine gibt es Felder zur Saatgutproduktion.
1.000 Lagerhaus-Standorte gibt es österreichweit. Diese beschäftigen 13.000 Mitarbeiter und 1.200 Lehrlinge.
"Zu weit wegbewegt von der Gründungsidee"
Die Erkenntnis aus der Baywa-Krise ist für Schuster klar: "Wenn man sich zu weit wegbewegt von der Gründungsidee, kann das sehr schmerzhaft enden", so Schuster. Die Baywa, die etwa zuletzt auf in Neuseeland und Asien Geschäfte gemacht hat, solle sich deswegen "auf den süddeutschen Raum zurückbesinnen", so Schuster.
Auch an der RWA ist die Krise nicht spurlos vorbeigegangen. In einem "normalen Jahr" erreiche das Unternehmen ein Ergebnis von 30 Millionen vor Steuern. "Heuer sind wir froh, wenn wir auf 20 kommen. Und das wird schon eine große Herausforderung", so Schuster.
Auch deswegen wollen die beiden Unternehmenschefs die Krise hinter sich lassen: "Wir wollen wieder aus dem Baywa-Schatten herauskommen.", sagt Schuster.
Eigenproduktion und Auslandsgeschäfte heizen Einnahmen an
So will sich das Unternehmen in Zukunft etwa mehr der eigenen Produktion von Saatgut und Futtermitteln konzentrieren, anstatt nur Fremdwaren zu vermarkten. "Wenn wir selbst produzieren, sind ganz andere Margen möglich", sagt Schuster.

RWA-Generaldirektor Johannes Schuster und Vorstandsdirektor Christoph Metzker haben die gemeinsame Leitung des Unternehmens im Dezember 2024 übernommen.
Bei der reinen Vermarktung liege die Handelsspanne bei rund einem Prozent, während sie bei selbst hergestellten Produkten das Drei- bis Fünffache erreiche.
Große Investitionen in internationales Geschäft
Auf 35 Prozent der heimischen Felder wird bereits RWA-Saatgut produziert. Und auch die Flächen im Ausland werden immer größer.
Im internationalen Geschäft sieht Vorstandsdirektor Metzker generell noch großes Potenzial. Bereits in den vergangenen Jahren habe die RWA "einiges in die internationalen Standorte investiert", so Metzker, etwa in Serbien, Kroatien oder der Slowakei.
Durch das Auslandsgeschäft und die damit einhergehenden Synergien könne das Unternehmen die Wettbewerbsfähigkeit der heimischen Landwirte sicherstellen, betont Metzker.
Lagerhäuser schließen wegen "kaufmännischer Optimierung"
Im Inland haben in den vergangenen Jahren einige Lagerhaus-Standorte geschlossen. Die Schließungen hingen mit "kaufmännischer Optimierung" zusammen.
Noch immer sei aber in etwa jeder zweiten österreichischen Gemeinde ein Lagerhaus vorhanden, beteuert Schuster, der die Zahl der Schließungen in Relation setzt: So wär die Zahl der Lagerhaus-Filialen seit 20 Jahren um nur fünf Prozent zurückgegangen. Im selben Zeitraum sei die Zahl der landwirtschaftlichen Betriebe um ein Fünftel geschrumpft.
Schuster will "mit der Mär aufräumen, bei Lagerhaus schließt ein Standort nach dem anderen". Gleichzeitig schließt Schuster auch weitere Schließungen nicht aus: "Wir sind Kaufleute und werden immer weiter an unserer Standortpolitik arbeiten."
Kommentare