Russlands Wirtschaft muss sich warm anziehen
Für viele ist der tiefe Ölpreis ein Segen. Verbrauchern etwa bleibt nach dem Begleichen der Sprit- oder Heizölrechnung mehr Geld für andere Ausgaben. Das stützt die Konjunktur. Für jene, die vom Ölexport leben, ist das Tief aber ein Fluch – etwa für Russland. Von den Einnahmen des russischen Staates kommen etwa 40 Prozent aus dem Erdölexport. Durch jede Bewegung des Ölpreises nach unten nimmt der Staat Milliarden weniger ein. Das Geld fehlt für Investitionen. Der Ölpreis gepaart mit den westlichen Sanktionen hat Russland eine schwere Konjunkturkrise eingebrockt.
Talfahrt
Von den 0,6 Prozent Wirtschaftswachstum, die es im Vorjahr gab, können die Russen heuer nur träumen. Mit der Wirtschaftsleistung werde es heuer um 3,5 bis vier Prozent nach unten gehen, nimmt die Zentralbank in Moskau jetzt an. Ein Minus von 3,9 Prozent sagt in der jüngsten Prognose auch das Wiener Institut für Internationale Wirtschaftsvergleiche (wiiw) voraus. Die Annahme dabei: ein relativ stabiler Ölpreis von 60 Dollar je Fass und keine weiteren Sanktionen. Gibt der Ölpreis allerdings weiter nach, "wäre das ein zusätzlicher negativer Effekt", so wiiw-Wirtschaftsforscher Peter Havlik.
Die Moskauer Notenbanker wollen die wirtschaftliche Talfahrt nicht tatenlos hinnehmen. Nach einer ersten Senkung der Leitzinsen im Jänner folgte am Freitag die nächste – von 15 auf 14 Prozent. Falls nötig, seien weitere Zinsschritte möglich, erklärte die Zentralbank.
In der Ukraine befinde sich die Produktion im freien Fall, weil viele der Industriezentren zu Schlachtfeldern geworden sind, und dieser freie Fall werde sich fortsetzen, lautet die wiiw-Prognose. Insgesamt werde die Wirtschaftsleistung der Ukraine heuer um fünf Prozent schrumpfen. Auch in Weißrussland, das stark von Exporten nach Russland und in die Ukraine abhängt, werde es abwärts gehen.
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