Russland sagt McDonald's den Kampf an

McDonald's war in Moskau und Umgebung schon mal willkommener.
Moskau wil ein Verkaufsverbot für Burger & Co. Auch Molkereiprodukte aus der Ukraine werden gestoppt.

Der eskalierende Ukraine-Konflikt hat nun auch auf kulinarischer Front Auswirkungen: Die russische Verbraucherschutzbehörde hat Klage gegen McDonald's eingereicht und will offenbar ein Verkaufsverbot von Burgern erreichen, berichtet Spiegel-Online. Zuvor hatte die Behörde aus "Qualitätsgründen“ den Import von Milch und Käse aus der Ukraine gestoppt.

Russland sagt McDonald's den Kampf an
A logo of McDonald's Corp's is on display outside its restaurant on the outskirts of Moscow July 25, 2014. Russia's consumer protection agency has filed a lawsuit in a Moscow court seeking to ban some of McDonald's Corp's burgers along with its milk shakes and ice cream, a court spokeswoman said on July, 25, 2014. McDonald's said in a statement it had not received any complaint from the agency and had no information about the lawsuit. It said its food was produced according to methods approved by Russian authorities. REUTERS/Maxim Shemetov (RUSSIABUSINESS LOGO - Tags: BUSINESS FOOD HEALTH SOCIETY LOGO)
Als am 31. Jänner 1990 der erste McDonald's in Moskau öffnete, war das ein öffentliches Spektakel. Rund 30.000 Menschen strömten allein am ersten Tag in das Restaurant am Puschkin-Platz im Zentrum der russischen Hauptstadt. Manche mussten bis zu fünf Stunden in der Schlange warten. Mittlerweile ist die Luft rauer geworden für das Unternehmen, der Verdacht liegt nahe, dass dabei auch der Ukraine-Konflikt eine Rolle spielt. Die Verbraucherschutzbehörde Rospotrebnadsor hat bei einem Moskauer Gericht Klage gegen McDonald's eingereicht.

Die Behörde will auf diesem Wege ein Verkaufsverbot für mehrere McDonald's-Produkte erreichen. Betroffen sind laut russischen Medien Cheeseburger, Fishburger, Chickenburger und Milchshakes. McDonald's habe Normen für Nährstoffe wie Fett, Eiweiße und Kohlehydrate verletzt, teilte die Behörde mit.

Es ist nicht das erste Problem für McDonald's in Russland in diesem Jahr: Im April kam es zu Demonstrationen vor McDonald's-Filialen im Moskauer Umland. Wladimir Schirinowski, Nationalist und Chef der "Liberaldemokraten", forderte damals die Schließung aller Filialen des US-Konzerns in Russland. McDonald's betreibt mehr als 300 Restaurants in dem Land.

Rusburger für die Krim

Den Unmut der Rechten hatte sich das Unternehmen nach der Krim-Annexion zugezogen. Nach dem völkerrechtswidrigen Anschluss machte das Unternehmen seine drei Filialen auf der Halbinsel dicht, aus "produktionstechnischen Gründen". Wenig später verkündeten die Patrioten, es habe sich bereits Ersatz für die Amerikaner gefunden: Ein einheimisches Unternehmen namens "Rusburger" werde in Zukunft auf der Krim aktiv.

Auch für Milch und Käse aus der Ukraine müssen russische Verbraucher künftig Ersatz suchen. An diesem Freitag hat die russische Lebensmittelbehörde die Einfuhr von Molkereiprodukten aus dem Nachbarland verboten. Offizielle Begründung: mangelhafte Qualitätskontrollen der Ukrainer.

Bewährtes Mittel

Außenpolitische Konflikte haben in Russland ohnehin traditionell Folgen für die Lebensmittelbranche. Während der Maidan-Revolution in der Ukraine legten Russlands Behörden eine russische Schokoladenfabrik still, die Petro Poroschenko gehört, dem heutigen Präsidenten der Ukraine. Im Konflikt mit Minsk rief Moskau bereits 2009 schon einmal einen "Milchkrieg" aus und stoppte den Import von Käse und Co. aus Weißrussland. Als 2006 in Georgien der US-freundliche Michail Saakaschwili an die Macht kam, machte Russland die Grenzen für georgische Weine dicht. Auch Österreich war davon schon betroffen, zuletzt bei Wurstwaren.

Die Attacken auf McDonald's sind auch ein Zeichen für die Abkehr vom Westen, die Russland gerade vollzieht. Vor zwei Jahren noch bat ein Vizepremier das Unternehmen, es möge doch mehr Filialen aufmachen in Russland, vor allem im fernen Wladiwostok. Damals war noch Dmitrij Medwedew Premierminister. Ein Liberaler, der die USA bewundert.

Russland sagt McDonald's den Kampf an
ARCHIV - Eine Portion Pommes frites mit Ketchup, aufgenommen in Düsseldorf (Archivfoto vom 04.12.2002). Wissenschaftler der Technischen Universität München haben nach eigenen Angaben erstmals das krebsauslösende Glycidamid in Pommes frites und Kartoffelchips nachgewiesen. Glycidamid entstehe beim Erhitzen von Kartoffelprodukten und sei viel gefährlicher als das vor sechs Jahren in Pommes frites nachgewiesene Acrylamid, teilte die Universität am Montag (18.08.2008) mit. Foto. Gero Breloer dpa/lby (zu dpa 0225 vom 18.08.2008) +++(c) dpa - Bildfunk+++
Doch auch die USA haben eine Geschichte in Sachen kulinarischer Boykotte: Als Frankreich sich im Jahr 2003 nicht auf die Seite der USA schlug und an der Irak-Invasion teilnahm, wurden die bisherigen "French Fries" in den drei Cafeterien des Kongresses in "Freedom Fries" umbenannt. 2006 erfolgte eine stillschweigende Rückbenennung.

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