Wachstum 2023: Der Krieg wirkt auf die russische Wirtschaft "wie eine Droge"

Wachstum 2023: Der Krieg wirkt auf die russische Wirtschaft "wie eine Droge"
In Osteuropa wird ein deutliches BIP-Wachstum erwartet. Russlands Wirtschaft wuchs 2023. Sie soll es - geringer - auch heuer tun.

Bereits 2023 ist das Bruttoinlandsprodukt in Russland trotz der westlichen Sanktionen um 3,5 Prozent gewachsen. Für 2024 prognostiziert das Wiener Institut für Internationale Wirtschaftsvergleiche (wiiw) ein weiteres Wirtschaftswachstum. Dieses falle zwar aufgrund fehlender Arbeitskräfte, einer hohen Inflation und den deswegen angehobenen Leitzinsen geringer aus als im Vorjahr, soll aber trotzdem 1,5 Prozent betragen.

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Erst im Dezember des Vorjahres wurden die Sanktionen gegen Russland aufgrund des Angriffskriegs in der Ukraine mit dem insgesamt zwölften Maßnahmenpaket ein weiteres Mal verschärft. So wurde unter anderem eine Ölpreisobergrenze durchgesetzt, die Einfuhr von flüssigem Propangas verboten und die Einfuhr von Gütern eingeschränkt, die Russland erhebliche Einnahmen bringen (wie beispielsweise Roheisen, Kupferdrähte oder Rohre). Trotzdem rechnet das wiiw für heuer mit einem wirtschaftlichen Wachstum. 

Enorme Ausgaben entfallen auf die Rüstungsindustrie

Dieses hängt aber stark mit dem bewaffneten Konflikt zusammen, denn die russische Wirtschaft sei immer mehr davon abhängig, dass der Krieg in der Ukraine weitergeführt wird. „Die enormen Ausgaben dafür wirken wie eine Droge auf die Wirtschaft. Natürlich wird das auch zu entsprechenden Entzugserscheinungen führen, sollte diese Droge reduziert oder abgesetzt werden“, erklärt wiiw-Russlandexperte Vasily Astrov.

Immerhin gibt Russland fast 30 Prozent des Staatsbudget für sein Militär aus. Die Rüstungsausgaben sollen 2024 auf 6 Prozent des Bruttoinlandsprodukts ansteigen, den höchsten Wert seit Zerfall der Sowjetunion. Das russische Budgetdefizit beträgt trotzdem nur knapp 1 Prozent und die Finanzierung des Krieges sei weiterhin kein Problem.

Ukraine vom Westen abhängig

Auch in der Ukraine soll sich die wirtschaftliche Erholung 2024 mit einem BIP-Wachstum von 3 Prozent fortsetzen. Das kriegsgeplagte Land ist aber weiterhin vom Kriegsverlauf und von westlichen Hilfsgeldern abhängig.

Insgesamt rechnet das wiiw heuer mit einem durchschnittlichen Wachstum von 2,3 Prozent in den Ländern Mittel-, Ost- und Südosteuropas. „Die drastisch sinkende Inflation, stark steigende Reallöhne und ein wieder anziehender Privatkonsum in Kombination mit bevorstehenden Leitzinssenkungen sollten das Wachstum wieder auf Kurs bringen“, fasst der stellvertretende wiiw-Direktor Richard Grieveson die Prognose zusammen.

Wachstum 2023: Der Krieg wirkt auf die russische Wirtschaft "wie eine Droge"

In den EU-Ländern der Region soll das Wachstum im Schnitt sogar 2,5 Prozent betragen. In der restlichen Union liegen die Prognosen aktuell bei einem Prozent. „Die ostmitteleuropäischen EU-Mitglieder setzen den im vergangenen Jahr unterbrochenen Aufholprozess gegenüber Westeuropa fort und kehren somit wieder zur Normalität zurück“, so Grieveson. 

Stärkere Zusammenarbeit mit EU

Das liege auch an den politischen Entwicklungen in der Region. Polen beispielsweise könnte mit seiner neuen Regierung, die eine stärkere Zusammenarbeit mit der EU verspricht, wieder verstärkt Zugriff auf Unionsgelder bekommen. Dasselbe könnte für Ungarn gelten, sollte Regierungschef Viktor Orban den europäischen Hilfspaketen für die Ukraine zustimmen.

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Ein Schlüsselfaktor für das Wirtschaftswachstum in Südost-, Ost- und Mitteleuropa sei die erhoffte Erholung der deutschen Wirtschaft im Laufe des Jahres. Diese ist laut Ifo-Institut im Vorjahr um 0,3 Prozent geschrumpft, soll 2024 aber wieder um 0,9 Prozent zulegen. Für Österreich sei das ökonomische Wachstum in Polen, Ungarn, Tschechien und der Slowakei dem Wiiw nach ein positiver Impuls. Hierzulande ist die Wirtschaft im vergangenen Jahr um 0,8 Prozent geschrumpft. Für 2024 prognostiziert das Wifo auch in Österreich ein Wachstum von 0,9 Prozent.

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