Russisches Getreide: viel Fläche, zu wenig Ertrag

Denn Russland verfügt über rund zehn Prozent der weltweiten Anbauflächen für Getreide.
Russland verfügt über zehn Prozent der weltweiten Anbauflächen für Getreide. Doch Ineffizienz sei sichtbar, die Politik macht Druck.

Russland steht nicht gut da im neuesten Report des Internationalen Getreiderates IGC, einem interstaatlichen Forum, das die Einhaltung der Getreidekonvention überwacht. In den Reports für das laufende Wirtschaftsjahr – Juli 2013 bis Juni 2014 – wurden die Prognosen für Russland bei Ernteerträgen bereits zwei Mal deutlich nach unten korrigiert: auf ganze 84,8 Millionen Tonnen. Das russische Agrarministerium dagegen peilt für 2013 einen Getreideertrag in Höhe von rund 90 Millionen Tonnen an.

Doch der Rat rechnet allein bei Weizen mit einem Minus von 0,5 Millionen Tonnen. Auch die Getreideernten der letzten Jahre lagen weiter unter den Erwartungen, 2010 waren aber auch Waldbrände daran schuld.

Die Regierung will dennoch die Ausfuhren steigern, vor allem bei Weizen. Russland ist derzeit mit 7,3 Prozent am globalen Getreideexport beteiligt und liegt damit knapp hinter der Ukraine.

Das Agrarministerium in Moskau steht daher unter Dauerkritik. Denn Russland verfügt über rund zehn Prozent der weltweiten Anbauflächen für Getreide. Zwischen Flächen und Erträgen, nörgelten Präsident Wladimir Putin und Regierungschef Dmitri Medwedew schon des Öfteren, bestehe ein deutliches Missverhältnis, das schnellstens korrigiert werden müsse. Andere Staaten würden auf weitaus kleinerer Fläche höhere Ergebnisse erzielen. Gemeint war neben der Ukraine auch Kasachstan, wo zu Sowjetzeiten im Norden weite Teile der Steppe als Neuland unter den Pflug kamen.

Hoffnung Klimawandel

In Russland sind derartige Möglichkeiten begrenzt. Dafür hoffen Kreml und Regierung, die Anbaufläche könne durch den Klimawandel weit nach Norden und Nordosten ausgedehnt werden.

Neben Öl und Gas spielt auch Weizen-Export eine herausragende Rolle bei Moskaus Plänen, wirtschaftliche Abhängigkeiten zu schaffen und daraus politisches Kapital zu schlagen. Dass die weltweite Nachfrage nach Getreide derzeit eher sinkt, ficht die Strategen in Moskau nicht an. Ihrer Meinung nach handelt es sich um einen zeitlich begrenzten Abschwung, nicht um einen Trend.

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