Russen kaufen Ost-Volksbank

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Eine Sorgen-Bank weniger: Die Volksbanken AG kann mit dem Verkauf der Osttochter an Russlands Sberbank die dünne Kapitaldecke aufpolstern.

Sie war eine der wenigen europäischen Banken, die den EU-Stresstest nicht bestanden hat: Die Österreichische Volksbanken AG (ÖVAG) hat schlicht zu wenig Eigenkapital, um schwere Krisen durchstehen zu können, attestierte die Europäische Bankenaufsicht Mitte Juli.

Jetzt ist der ÖVAG ein wesentlicher Sanierungsschritt gelungen. Durch den Verkauf ihrer Ostbanken-Tochter an die russische Sberbank wird sie mit einem Schlag um 300 Millionen Euro Eigenkapital stärker - eine gute Nachricht für die heimischen Steuerzahler. Sie haben damit ein Sorgenkind weniger in der heimischen Bankenlandschaft. Denn in der ÖVAG steckt seit Ende 2008 eine Milliarde Euro an staatlichem Unterstützungskapital, auf das die Bank bisher keine Zinsen zahlen konnte. Eine Tranche von 300 Millionen Euro dieses Staatskapitals wird noch heuer zurück gezahlt. Mit der Abgabe der Ost-Tochter, Volksbank International AG, hat die ÖVAG ihr Geschäftsvolumen reduziert, das notwendige Eigenkapital ist damit geringer.

Russen

Russen kaufen Ost-Volksbank

Die Käufer der ÖVAG-Osttochter, die russische Banken-Nummer-1 Sberbank, ist über den Erwerb der Volksbank International sehr erfreut. "Das ist unsere erste Plattform in Europa, von der aus wir das Bankgeschäft in der EU ausbauen", sagt German Gref, Chef der Sberbank. Polen und die Türkei seien von besonderem Interesse. Doppelt so viel Gewinn wie in Russland, wo die Sberbank in den ersten acht Monaten 2011 umgerechnet fünf Milliarden Euro verdiente, will Gref mittelfristig in Mittel- und Osteuropa verdienen.

Den Einstieg in den europäischen Markt hat sich die Sberbank einiges kosten lassen: 585 Millionen Euro zahlt sie für den Kauf der Volksbank International (VBI). 60 Millionen kommen dazu, wenn die VBI heuer einen guten Ertrag schafft. Und 2,5 Milliarden Euro an Finanzierungen für die VBI nimmt die Sberbank den Ex-Eigentümern ab. Dafür bekommt sie 100 Prozent an der VBI, muss aber deren verlustreiche Bank in Rumänien nicht mitkaufen. Exklusive Rumänien verdiente die VBI im ersten Halbjahr 14,8 Millionen Euro nach Steuern. Die Tochter in Rumänien will die ÖVAG nach den großen Kreditausfällen sanieren und in zwei bis drei Jahren verkaufen.

Durch die Abgabe der VBI an die Sberbank kann die ÖVAG ihre Eigenkapitalquote um zwei Prozentpunkte verbessern. Das entspreche 300 Millionen an Eigenkapitalstärkung, erklärte ÖVAG-Chef Gerald Wenzel. Auch die Liquidität der Bank werde verbessert. Für Wenzel ist der Ausstieg aus dem Ostgeschäft mit Freude - weil die ÖVAG dadurch finanziell gestärkt wurde - und Wehmut verbunden: "Wir haben die Marke VBI über 20 Jahre aufgebaut. Jetzt übergeben wir sie." 3993 Mitarbeiter in 291 Filialen hat die VBI exklusive Rumänien.

Der Deal

Russen kaufen Ost-Volksbank

Kaufpreis Russlands größte Bank, Sberbank (260.000 Mitarbeiter, 19.000 Filialen), übernimmt die Volksbank International VBI (neun Banken in acht Ost-Ländern) um 585 Millionen Euro plus 60 Millionen Euro, wenn der VBI-Gewinn heuer gut ist. Zudem nimmt die Sberbank den VBI-Altaktionären 2,5 Milliarden Euro an Finanzierungen ab.

Verkäufer Die ÖVAG ist mit 51 Prozent VBI-Mehrheitseigentümer. Je 24,5 Prozent gehören der deutschen DZ/WGZ Bank sowie der französischen Volksbankengruppe. Verkauft wird die gesamte VBI ohne Rumänien-Töchter. Diese verbleiben bei den bisherigen Eigentümern.

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