Run auf Motorräder ist ungebrochen
Die Motorradbranche war einer der großen Gewinner während der Corona–Pandemie, und das scheint auch vorläufig so zu bleiben. 2022 brachte bei Motorrädern ein Plus von 14 Prozent beim Absatz, das hohe Niveau der Verkaufszahlen konnte bis heute gehalten werden, sagt Ferdinand O. Fischer, Sprecher des Zweiradhandels in der Wirtschaftskammer Österreich.
„Wir haben hervorragende Zahlen, der Trend zum Motorrad ist ungebremst“, so Fischer. Die Nachfrage nach Motorrädern war dabei noch stärker als jene nach Rollern und Mopeds. Die in Österreich am häufigsten gekaufte Marke sei Vespa, auf den weiteren Plätzen folgten Honda, KTM, Yamaha, BMW und Kawasaki.
Die Kaufentscheidung finde bei den Kunden immer kurzfristiger statt. Offenbar liegt die Hemmschwelle, sich ein neues Motorrad zuzulegen, nicht mehr so hoch wie früher. Der Run zum Zweirad zieht sich durch alle Altersgruppen, nicht nur Ältere, sondern auch Jüngere steigen wieder vermehrt auf, berichtet Fischer.
Mehr und mehr Frauen sind auf Motorrädern zu sehen, und noch ein anderer Trend setzt sich immer stärker durch: Wegen der milderen Winter fahren mehr Motorradfahrer das ganze Jahr hindurch und hinterlegen das Taferl im Winter nicht mehr.
„Sinnvoller Teil“
Trotz des guten Absatzes ist die Freude unter Österreichs Motorradhändlern nicht ungetrübt. Denn Verunsicherung bringen die aktuellen Diskussionen rund um das Verbot für die Neuanmeldungen von Fahrzeugen mit Verbrennermotoren ab 2035. Auf EU-Ebene wurde ein völliges Verbot nun zwar gekippt und die Verwendung für E-Fuels in neuangemeldeten Verbrenner-Fahrzeugen nach 2035 erlaubt.
Doch sei das noch nicht in gültige Gesetze gegossen, und: „Österreich verhält sich wieder einmal päpstlicher als der Papst“, meint Fischer. In Österreich seien Motorräder nach wie vor nicht von einem Verbot ab 2035 ausgenommen, was sich unter der aktuellen Regierung auch nicht ändern dürfte, glaubt der Zweirad-Experte.
Das sei völlig verkehrt, denn „Zweiräder sind ein sinnvoller Teil des Mobilitätsmixes und gehören gefördert, und nicht behindert oder gar verboten“. Der Einsatz von Motorrollern sei umweltfreundlicher, als jener von Autos. 1,14 Personen würden derzeit in einem Auto fahren. „Das schaffen wir mit Zweirädern auch“, sagt Fischer. Ob in Österreich in Zukunft E-Fuels für Motorräder erlaubt sein werden oder nicht, sei derzeit – zum Ärger der Händler – also noch offen.
„Thema vom Tisch“
Ein Umstieg auf Elektroantrieb sei derzeit noch nicht so einfach möglich, meint Fischer: „Anders als bei Autos bekommt man bei Motorrädern keine schwere Batterie unter, da muss sich die Technologie noch weiterentwickeln.“ Der Sound und das Vibrieren der Verbrennermotoren würden vielleicht manchen Motorradfahrern fehlen, doch glaubt er, dass E-Motorräder grundsätzlich angenommen werden würden.
„Es geht in erster Linie um das Fahrgefühl, um das dreidimensionale Fahren“, sagt Fischer. Sogar beim teuersten Cabrio blieben die Eindrücke zweidimensionaler. Wichtig wären für den Siegeszug von E-Motorrädern allerdings genügend Reichweite, rasches Laden und eine entsprechende Ladeinfrastruktur.
Erfreulicheres gibt es laut Fischer dafür von einer anderen Verbots-Front zu berichten: Weitere Fahrverbote für Motorräder mit einem Standgeräusch von mehr als 95 Dezibel sind außer im Tiroler Außerfern nicht – wie befürchtet – zu erwarten.
Fischer hat zwar auch kein Verständnis für überlaute Motorräder, doch sei das Standgeräusch kein adäquates Kriterium, da das Fahrgeräusch tatsächlich leiser sein könne. Das liege unter anderem an verschiedenen Messverfahren und an den einzelnen Motorrädern. Er habe mit den zuständigen Verkehrslandesräten gesprochen und den Eindruck gewonnen, dass das Thema vom Tisch sei.
Hohe Wertschöpfung
200 Millionen Euro macht der Umsatz mit Motorrädern, Rollern und Mopeds in Österreich aus. Ungefähr 900.000 Zweiräder sind hierzulande angemeldet, damit entfällt auf jeden zehnten Österreicher ein Zweirad. Pro Jahr werden 45.000 Stück verkauft. Es gibt 25 große Händler und österreichweit rund 600 Verkaufsstellen.
Vier Milliarden Euro beträgt die gesamte indirekte Wertschöpfung der Zweiradbranche in einem Jahr. Hier sind auch Faktoren wie Reifen, Treibstoff, Versicherungen, Hotellerie, Gastronomie, etc. eingerechnet.
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