Warum Eigentumswohnungen wieder billiger werden dürften

Die Zinswende hat deutliche Auswirkungen auf den Immobilienmarkt: Solange die Zinsen niedrig waren, haben Investitionen in Immobilien mehr gebracht als der Kauf von Staatsanleihen. Die Nachfrage nach Immobilien war hoch, die Preise sind von Jahr zu Jahr weiter gestiegen.
Doch seit die Zinsen massiv nach oben gegangen sind, gibt es für Investoren bessere, weil finanziell attraktivere Anlageformen als Wohnungen. Es ist daher kein Wunder, dass die Nachfrage nach Eigentumswohnungen zurückgegangen ist. Im Vorjahr wurden laut dem Immobiliennetzwerk Remax 50.472 Wohnungen verkauft. Das sind um 10 Prozent weniger als 2021. Der Gesamtwert der Immogeschäfte mit Eigentumswohnungen ist um 109 Millionen Euro auf 14,8 Milliarden Euro gesunken.
"Auf das Gesamtjahr betrachtet ist das einerseits ein herber Rückschlag zum Vorjahr, andererseits nur eine Konsolidierung auf das stabile Niveau der vier Jahre zuvor", lautet der Kommentar von Anton Nenning, Leiter der Bereiche Forschung und Kommunikation bei Remax Austria.
"Bedenklicher ist die Tatsache, dass der Rückgang nicht über das ganze Jahr gleichmäßig erfolgt ist, sondern im ersten Quartal des vorigen Jahres noch um 6,4 Prozent mehr verkauft wurde als im ersten Quartal 2021, im zweiten Quartal dann aber 4,8 Prozent zum Vorjahr fehlten."
Der Trend geht also eindeutig in Richtung Rückgang der Nachfrage. "Wir werden uns auf eine weitere Abschwächung des Marktes einstellen müssen", lautet die Vorschau von Remax-Austria-Chef Bernhard Reikersdorfer. Neben der Zinswende hätten zuletzt auch schärfere Kreditvergaberichtlinien sowie die hohe Inflation und weltweite Krisen zur allgemeinen Verunsicherung beigetragen.
Zwar sind die Preise für neue Eigentumswohnungen im vergangenen Jahr erneut um etwa neun Prozent gestiegen, aber der Zuwachs war im vierten Quartal 2022 deutlich geringer als im Vergleichzeitraum des Jahres 2021.
Die höchsten Preise gibt es in den Wiener Bezirken Innere Stadt, Döbling, Wieden und Neubau. Es folgen die Stadtgemeinde Kitzbühel sowie die Bezirke Josefstadt und Hietzing.
In den vergangenen fünf Jahren sind die Wohnungspreise um durchschnittlich 36 Prozent gestiegen. 5.437 Euro pro Quadratmeter war 2022 der Durchschnittspreis für eine neue Eigentumswohnung in Wien.
Die Trendumkehr beim Wert der Eigentumswohnungen ist absehbar. "Sollten sich die Rahmenbedingungen am Markt nicht ändern, ist im Jahr 2023 tendenziell mit rückläufigen Preisen zu rechnen", so Remax-Chef Reikersdorfer.
Das kann dann ein Problem werden, wenn die Wohnung erst in den vergangenen Jahren zu einem hohen Preis als Wertanlage mit Krediten gekauft wurde. Der Wert der Wohnung sinkt, während die Kreditzinsen und damit die Rückzahlungsraten für die Kredite deutlich steigen.
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