Mannlicher buhlt um Großaufträge
Rüstungshersteller und Waffenhändler trafen sich dieser Tage bei der DSEI in London, einer der größten Rüstungsmessen der Welt. Im Publikum wurden auch Offiziere der Beschaffungssektion des Bundesheeres gesichtet, die eifrig Prospekte sammelten.
Wer nun meint, es handle sich bei den Offizieren um unverbesserliche Optimisten einer Pleite-Armee, könnte irren. Denn in London präsentierten auch österreichische Hersteller neue Highlights – und wie es scheint, bekommt das Bundesheer auch das Geld für Einkäufe.
Ein österreichischer Klassiker an den Verkaufsständen war der Waffenproduzent Steyr Mannlicher aus Kleinraming in Niederösterreich. Die 180 Mitarbeiter mit ihrem Jahresumsatz von 35 Millionen Euro haben sich nicht auf dem Erfolg ihres legendären Sturmgewehrs Stg-77 ausgeruht.
Wüstengewehr
Die größte Herausforderung lockt aber in Deutschland. Nachdem Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen verkündet hatte, dass die G-36 Sturmgewehre von Heckler & Koch von der Bundeswehr wegen Materialfehler ausgeschieden und neu ausgeschrieben werden müssen, stehen die Mannlicher-Manager quasi "Gewehr bei Fuß".
Skandal
Den Bundeswehr-Auftrag hatte Steyr bereits im Jahr 1994 gewonnen. Doch eine politische Intervention führte zu dem desaströsen Heckler & Koch Auftrag, der nun in einen innenpolitischen Skandal mündete. Beobachter in Deutschland rechnen bei einer Neuausschreibung der 167.000 Stück mit einem Auftragsvolumen von einer halben Milliarde Euro. Mannlicher will diesmal natürlich wieder mitbieten.
Günstig in Stellung gebracht hatte sich in London auch der Tiroler Fahrzeughersteller Achleitner aus Wörgl mit seinem gepanzerten "Survivor". Denn das Bundesheer hatte 800 der fast 50 Jahre alten Puch Pinzgauer ausgeschieden. Es muss dringend Ersatz her. Die Pinzgauer-Produktion in Graz ist allerdings seit langem eingestellt. So ein Fahrzeug käme aber auch gar nicht mehr infrage. Internationale Mindesterfordernisse sind heutzutage splittergeschützte Fahrzeuge. Achleitner mit seinen 240 Mitarbeitern und 45 Millionen Euro Jahresumsatz bietet hier eine österreichische Lösung auf einer MAN-Plattform an.
Unternehmer vernahmen es mit höchster Aufmerksamkeit, als ausgerechnet am Weihnachtsabend 2014 Verteidigungsminister Gerald Klug verlautbarte: „Mit der Bereitstellung von 616 Millionen Euro ist es der Regierung Faymann gelungen, das größte Investitionspaket der letzten zehn Jahre für das Österreichische Bundesheer auf die Beine zu stellen.“
Die Details: 350 Millionen Euro würden im Budgetrahmen für die Jahre 2016 bis 2019 zusätzlich zur Verfügung stehen. Für die restlichen 266 Millionen Euro gebe es von Finanzminister Hans Jörg Schelling eine Finanzierungszusage ab dem Jahr 2020.
Auch die Soldaten atmeten auf. Denn es droht der gesamte Betrieb zum Erliegen zu kommen. Nicht nur Treibstoff wird kontingentiert. Sogar für den Ersatz der Batterien der Panzerabwehrlenkwaffen fehlt das Geld. Insgesamt gibt es im Bereich des Heeres einen Investitionsbedarf von über drei Milliarden.
Seit dem Heiligen Abend 2014 war aber von Rüstungsaufträgen nichts mehr zu hören. Im Gegenteil: Finanzminister Schelling hatte seinem Kollegen Klug zwar 350 Millionen zugesagt, später aber aus anderen Budgetbereichen wieder 170 Millionen abgezogen.
Das löste nicht nur Irritationen bei den Militärs aus, sondern verunsichert auch die Unternehmer. Denn bei einem Beschaffungsvorgang dauert es vier bis fünf Jahre, bis ein Spezialfahrzeug bei der Truppe steht.
Planungssicherheit
Reinhard Marak, Geschäftsführer der ARGE Sicherheit & Wirtschaft in der Wirtschaftskammer zum KURIER: „Speziell in diesem Hochtechnologiebereich mit seinem großen Bedarf an Vorfinanzierung sind die Unternehmen von einer gewissen Planungssicherheit und Vorlaufzeiten abhängig.
Auf KURIER-Anfrage erklärt ein Sprecher von Minister Klug, dass man die erste Tranche des Sonderinvestments jetzt tatsächlich auf Schiene bringen wolle. Im Jahr 2016 sollen 96 Millionen eingesetzt werden, im Jahr 2017 werden es 85 Millionen sein, 2018 stehen 82 Millionen am Plan und 2019 folgen die restlichen 87 Millionen.
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