Erz-Imperium: Verdacht auf Kickback-Zahlung

Keine Gewinne geschaufelt: Durch Investments in Minen häufte steirischer Rohstoffhändler DCM Decometal einen Riesen-Schuldenberg an.
Neue Vorwürfe im Ermittlungsverfahren um steirische Rohstoff-Firma DCM.

Der Wirtschaftskrimi um den Fürstenfelder Rohstoffhändler DCM Decometal der Familie Depisch weitet sich aus. Die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) geht einerseits dem Verdacht nach, dass die albanische DCM-Firma Albanian Chrome (ACR) weit unter Wert verkauft worden sei. Auslöser war eine anonyme Anzeige eines Firmeninsiders. Der Verdacht: Untreue. Im Visier des Staatsanwalts sind: DCM-Geschäftsführer Gerhard K., der von den Banken eingesetzte Sanierungstreuhänder Christian H. und Karl Sevelda, Vorstand der finanzierenden Raiffeisenbank International (RBI). Die Vorwürfe werden bestritten.

Zugleich untersucht die WKStA auch den Verkauf einer DCM-Minderheitsbeteiligung an der saudischen Firma Gulf Ferro Alloys. Acht Millionen Dollar spielte der Deal im Herbst 2012 ein.

Ein Broker aus Dubai, der den Käufer brachte, soll eine Million Dollar Provision kassiert haben. Und jener arabische Kontaktmann, der wiederum den Broker aufgestellt hatte, soll 70.000 Euro von DCM kassiert haben. In dem Zusammenhang geht der Staatsanwalt dem Verdacht nach, dass "eine nicht gerechtfertigte Provision an den Käufer zurückgeflossen" ist. Er stützt sich offenbar auf ein sichergestelltes Protokoll einer RBI-Mitarbeiterin.

Starker Tobak

"Vom Kaufpreis floss eine nicht unerhebliche Provision in die Sphäre des Käufers zurück", zitiert der Staatsanwalt aus einem Memo der RBI-Mitarbeiterin. "Dies war laut Geschäftsführung nicht weiter verhandelbar, den Banken bekannt und wurde mangels Alternativen zur Kenntnis genommen." Der DCM-Geschäftsführer dementiert. "Mein Mandant hat keinerlei Kenntnis von irgendeiner Kickback-Zahlung und geht davon aus, dass eine solche nicht durchgeführt wurde", sagt Roland Kier, Anwalt von DCM-Geschäftsführer Gerhard K. Dass es einen Provisionsvertrag mit einem Broker gab, ist unbestritten.

Indes hat der Staatsanwalt der RBI eine 23 Seiten starke "Anordnung zur Auskunftserteilung" übermittelt. Er will besagte RBI-Mitarbeiterin einvernehmen.

"Ihren Aussagen kommt eine erhebliche Bedeutung zu", heißt in dem Papier. Denn: Die Dame arbeitet in der Abteilung Workout, also dort, wo Not leidende Kreditfälle abgewickelt werden. Seit September 2011 betreut diese Abteilung das Unternehmen DCM. Der Erzhändler war im Zuge der Wirtschaftskrise vom Preisverfall hart getroffen worden. Zugleich soll sich DCM durch Investitionen in Minen (Albanien, Australien, Kasachstan, Russland) überhoben haben. 2012 erhielt DCM von den Banken noch einmal einen Überbrückungskredit von 25 Millionen Euro. Als Sicherheit hat die HHD Holding der Steirer der RBI (als Konsortialführerin der elf Banken) die Mehrheit an der DCM übertragen. Unter dem Strich waren insgesamt 300 Millionen Euro offen. Trotz Stundungen konnte der kurzfristige Kredite nicht zurückgezahlt werden.

Der Abverkauf

In der Folge setzte die RBI einen Sanierungstreuhänder ein, um die DCM zu verkaufen und die Schulden zu begleichen. Doch für den Konzern fand sich kein Interessent, so begann der Abverkauf. Die internationale Handelssparte wurde um 35 Millionen Euro veräußert, Beteiligungen in Australien und Saudi-Arabien spielten 25 Mio. Euro ein.

Erz-Imperium: Verdacht auf Kickback-Zahlung
APA19909580_21082014 - WIEN - ÖSTERREICH: Raiffeisen Bank International AG (RBI)-CEO Karl Sevelda am Donnerstag, 21. August 2014, anl. der PK "Ergebnis 1. Halbjahr" in Wien. FOTO: APA/HERBERT NEUBAUER
Eines der Sorgenkinder war die Chrom-Mine in Albanien. Sie war "laufend in Zahlungsschwierigkeiten". Auch drohte der Verlust der Schürfrechte. Im Jänner 2013 kam es dann zu einem Notverkauf, um die Pleite zu verhindern. Laut dem DCM-Chef wurde das "einzige verbindliche Angebot angenommen". Schon ein Jahr zuvor hatte Selveda den Draht zum späteren Käufer Balfin-Group gelegt.

Vom Kaufpreis (fünf Millionen Dollar) floss eine Million bar, mit dem Rest wurden Schulden getilgt und Löhne gezahlt. "Die Firma wäre vierzehn Tage später null wert und pleite gewesen, weil sie keine Abbau-Lizenz mehr gehabt hätte", sagt Sevelda. "Es ist naiv zu glauben, dass die Banken Interesse hatten, Albanian Chrome zu billig zu verkaufen, letztlich würden sie sich damit selbst geschädigt haben."

Insolvenzverfahren Ende Juli 2014 wurde über die DCM-Mutter, die HHD Holding, die Insolvenz eröffnet, weil keine positive Fortführungsprognose vorlag. Die Schulden der DCM betragen mit Stand Ende August 246 Millionen Euro. „Durch die Verwertung der Beteiligungen können die Anleihe- und Kreditschulden bei Weitem nicht zurückgeführt werden“, stellt Masseverwalterin Ulla Reisch fest. „Die Kreditgeber werden auf ihre restlichen Forderungen verzichten müssen“.

Unverwertbare Assets Die Beteiligungen in Russland und Kasachstan seien „unver- wertbar“. Aber aus dem Verkauf einer Zirkon-Mine in Australien sollen 70 bis 100 Mio. Euro fließen. Dem Vernehmen nach wurde die Familie Depisch von der Insolvenzeröffnung überrascht. Ein Rekurs dagegen wurde laut Reisch aber abgewiesen.

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