Rösler: Deutschland hält allen Krisen stand

Rösler: Deutschland hält allen Krisen stand
Der Deutsche sieht die Wirtschaft gut für das nächste Jahr gerüstet. Die Konjunkturprognose soll jedoch nach unten korrigiert werden.

Trotz der Schuldenkrise in Europa sieht Deutschlands Wirtschaftsminister Philipp Rösler dem kommenden Jahr optimistisch entgegen. "Unsere Wirtschaft zeigt sich ausgesprochen robust, auch wenn das wirtschaftliche Umfeld sowohl auf internationaler als auch auf europäischer Ebene schwieriger geworden ist", sagte Rösler dem Handelsblatt von Dienstag. Die Binnenwirtschaft stütze mehr und mehr das Wachstum.

Rösler hält die deutschen Unternehmen für robust. "Wir sind bestens gerüstet, um die zu erwartende wirtschaftliche Eintrübung im Winterhalbjahr zu bewältigen", sagte Rösler. Es komme jetzt auch darauf an, die Wachstumskräfte im kommenden Jahr weiter zu stärken. "Hierbei kommt zum Beispiel der Sicherung der Fachkräftebedarfs und der Konsolidierung des Staatshaushalts eine wichtige Rolle zu", sagte der Bundeswirtschaftsminister. Als Grund für die Entwicklung nannte Rösler die strukturellen Reformen in der Vergangenheit, denen der damit ausgelöste Aufschwung am Arbeitsmarkt zu verdanken sei.

Konjunkturkorrektur

Laut einem Bericht des Magazins Focus wird die deutsche Bundesregierung ihre Konjunkturprognose für 2012 nach unten korrigieren. Aktuell sagt die schwarz-gelbe Koalition für 2012 ein Wirtschaftswachstum von 1,0 Prozent vorher. Mitte Jänner werde ein niedrigerer Wert präsentiert, berichtet der Focus in seiner neuen Ausgabe. Das deutsche Wirtschaftsministerium widersprach am Montag dieser Darstellung.

In den vergangenen Wochen hatten bereits die führenden Forschungsinstitute ihre Vorhersagen gesenkt - sie bewegen sich zumeist in einem Korridor von 0,5 bis 0,8 Prozent. Begründet wurde das geringere Wirtschaftswachstum - für 2011 werden 3,0 Prozent erwartet - mit der Abkühlung der weltweiten Konjunktur, die Deutschland als Exportnation besonders treffen würde.

Gegenstimmen

Dem zunehmenden Konjunktur-Pessimismus widersprach im Focus der Aufsichtsratschef der Strategieberatung Roland Berger, Burkhard Schwenker. Schwenker erwartet für 2012 in Deutschland ein Wachstum von drei Prozent. "Das ist ambitioniert, aber durchaus machbar." Der ausgesprochen gute Arbeitsmarkt stütze in Deutschland den Konsum. Europa sei auf dem Weg zu einer schlagkräftigen Finanz- und Wirtschaftseinheit. Die USA dürften im Jahr des Präsidentschaftswahlkampfs merklich anziehen, so Schwenker. In China, Indien, Russland und Brasilien werde die Konjunktur halten und Deutschland beflügeln.

"Eine Volkswirtschaft ist nur so stark wie ihre Unternehmen", sagte Schwenker. "Unsere Firmen sind stark wie nie, technologisch gut, gut geführt und können international sehr flexibel agieren."

Auch der Chef des deutschen Sachverständigenrates, Wolfgang Franz, blickt trotz der Euro-Schuldenkrise zuversichtlich ins neue Jahr und sieht die deutsche Wirtschaft 2012 wachsen – und zwar um 0,5 Prozent, so Franz dem Handelsblatt von Dienstag. "Eine Rezession befürchte ich nicht - erst recht nicht eine so starke wie 2009, als das Bruttoinlandsprodukt um rund fünf Prozent absackte", sagte er. Die Zahl der Beschäftigten sei so hoch wie nie, die Kapazitäten der Industrie seien besser ausgelastet als im langjährigen Durchschnitt, die Unternehmen seien gesund und zuversichtlich. "Deutschland geht es gut, noch jedenfalls", sagte der Chef der fünf Wirtschaftsweisen.

Scharfe Kritik übte Franz an der Chefin des Internationalen Währungsfonds (IWF), Christine Lagarde, die kürzlich vor einer Weltwirtschaftskrise wie in den 30er Jahren gewarnt hatte: Es sei zwar richtig, auf Risiken hinzuweisen, sagte Franz. "Aber Rezessionen lassen sich auch herbeireden. Frau Lagarde wäre wirklich gut beraten, bei ihrer Wortwahl zurückhaltender zu sein", warnte der Präsident des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) in Mannheim. Wenn die öffentliche Debatte anhalte, fürchteten viele Unternehmen, "dass irgendwann eine Kette von Bremsmanövern in Gang gesetzt wird". Investitionen würden zurückgestellt, die Personalpolitik würde vorsichtiger gestaltet - "und dann hätten wir möglicherweise eine Rezession", warnte Franz.

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