Einige Gastronomen und Hoteliers versuchen die fehlenden Mitarbeiter durch digitale Alternativen zu ersetzen, um grantige Gäste und schlechte Onlinebewertungen zu vermeiden. Der KURIER hat mit drei Unternehmern gesprochen, die solche Hightech-Helfer anbieten und so vom Fachkräftemangel im Gastgewerbe profitieren.
Kellner mit Katzenohren
Wie etwa Barbara Novak, die mit ihrem Unternehmen Simply Robotic verschiedene Roboter für Gastro und Hotels anbietet. Der Verkaufsschlager im Gastrobereich ist der Servierroboter „Bella“. Das Gerät mit den Katzenohren kostet etwa 14.500 Euro und stammt – so wie alle Roboter des Unternehmens aus China.
Zwar würden die Roboterkellner menschliches Servicepersonal nicht ersetzen, könnten aber unliebsame Aufgaben, wie etwa das Abservieren übernehmen. „Gerade bei größeren Gruppen muss der Kellner dann nicht mehrmals hin- und hergehen, sondern der Roboter bringt die dreckigen Teller weg und der Kellner bleibt beim Tisch und nimmt Bestellungen fürs Dessert auf“, sagt Novak dem KURIER.
Roboterbutler erledigt den Zimmerservice
Neben dem Roboterkellner bietet Simply Robotic auch Reinigungsmaschinen und sogar einen Roboterbutler an. Dieser käme in Hotels zum Einsatz und könne dort etwa nachts den Zimmerservice übernehmen, wenn kaum Personal im Dienst ist. Was laut Novak „in China bereits gang und gäbe“ sei, werde auch in Österreich immer stärker nachgefragt.
So konnte Simply Robotic seinen Umsatz allein von 2023 auf 2024 um 15 Prozent steigern. Auch Novak selbst nutzt die Roboter in dem Hotel und den zwei Restaurants, die sie betreibt. Vor allem Gäste mit Kindern kämen häufig nur deswegen ins Lokal, auch viele Ältere seien interessiert am Hightech-Service.
Cocktails aus dem Automaten
Auch Bernd Garnschröder aus dem deutschen Bielefeld profitiert mit seinem Unternehmen Cocktailmaker vom Fachkräftemangel im Gastgewerbe. Er hat die vollautomatische Cocktailmaschine vor 20 Jahren entwickelt und stellt diese bis heute in Deutschland her. Seit Corona hat das Unternehmen seinen Umsatz laut eigenen Angaben verdoppelt.
Die Vorteile des Gerätes, das Cocktails aus angeschlossenen Getränkeflaschen auf Knopfdruck mixt, liegen für Garnschröder auf der Hand: „Es geht schnell und die Qualität ist immer gleich“, sagt der Unternehmer dem KURIER. Zudem sei die Maschine nicht an Dienstzeiten gebunden. Und auch die Kalkulation der Kosten pro Drink sei einfacher, weil immer dieselbe Menge jeder Zutat verwendet werde.
Garnschröder bietet seine Cocktailmaschinen um 200 bis 500 Euro pro Monat zum Leasing an. Der Kaufpreis liegt zwischen 9.000 und 30.000 Euro – je nachdem wie viele verschiedene Drinks das Gerät mixen kann.
Kampf gegen Gegenwind der Barkeeper
In der Barbranche hat Garnschröder auch immer wieder mit Gegenwind zu kämpfen. „Jeder Barkeeper verteufelt mich. Immer wenn etwas Neues auf den Markt kommt, wird es erst mal verteufelt.“ Dass durch sein Produkt Menschen ihre Jobs verlieren könnten, befürchtet Garnschröder nicht.
Barkeeper werde es weiterhin geben. Diese sollen sich um Gäste kümmern und eine Show bieten, anstatt Drinks zu mixen. „Lass deinen Barkeeper Flaschen schmeißen und Kunden beraten. Den Cocktail kann der Automat manchen.“
KI antwortet auf Mails und telefoniert
Auch beim Unternehmen Chatlyn aus Wien geht es darum, Angestellten mehr Zeit für die Gästebetreuung zu verschaffen. Das Unternehmen bietet ein Programm für Hotels, bei dem eine Künstliche Intelligenz (KI) automatisch auf Chatnachrichten antwortet, eMail-Vorschläge verfasst und sogar mit Kunden telefoniert. Mit diesen Tätigkeiten würden Angestellte in Betrieben einer Befragung des Unternehmens zufolge täglich zwei bis drei Stunden verbringen.
Aber nicht nur die Effizienz, auch die Leistung der KI sei besser als die von so manchem menschlichen Personal. „Es geht auch darum, dass Hotelbetreiber nicht unter der Leistung ihrer Mitarbeiter leiden. Die KI gibt immer eine schnelle Antwort, immer die richtige Antwort und die Gäste erhalten keine falschen Infos“, sagt Chatlyn-Gründer und Geschäftsführer Nicolas Vorsteher dem KURIER.
Dafür müsse das Programm nur einmalig auf das jeweilige Hotel trainiert werden. Gerade für Saisonbetriebe mit hoher Fluktuation sei das ein großer Vorteil.
Branchenvertreter sind noch skeptisch
Obwohl die Hightech-Helfer immer mehr an Beliebtheit gewinnen, sind viele heimische Betriebe noch skeptisch.
Serviceroboter, Cocktailmaschinen und Co könnten zwar – wo angebracht und vom Gast akzeptiert – sinnvoll unterstützen, seien aber keine wirkliche Lösung für den Fachkräftemangel, teilen etwa die Fachverbände Gastronomie und Hotellerie der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ) auf KURIER-Anfrage mit.
So könnten die Technologien zwar repetitive oder körperliche Aufgaben übernehmen, dürften aber allgemein nicht als Ersatz für qualifizierte Fachkräfte verstanden werden. „Die Seele des Gastgewerbes bleibt der Mensch“, heißt es.
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