Robinhood und Co.: Chancen und Risiken der Trading-Apps

Robinhood und Co.: Chancen und Risiken der Trading-Apps
Niederschwelliger Zugang zum Finanzmarkt ist die Idee hinter diesen Apps – was viel Eigenverantwortung der User bedingt.

Die bekannteste unter den Trading-Apps heißt Robinhood, nicht zufällig wie der gleichnamige berühmte Vorkämpfer für soziale Gerechtigkeit. Jedem den Zugang zu den Finanzmärkten zu ermöglichen, nicht nur den Reichen, das ist die selbst auferlegte Mission von Robinhood. Mit Erfolg: Mehr als 12 Millionen User hat die amerikanische App laut eigenen Angaben bereits.

In Österreich ist die App Bitpanda auf dem Weg zur Komplettlösung für Anleger, die auch kleine Summen investieren wollen. Begonnen hat die App mit dem Angebot an digitalen Assets wie Bitcoin. Doch man hat viel vor, wie Bitpanda-CEO Paul Klanschek im Gespräch mit dem KURIER erzählt.

Robinhood und Co.: Chancen und Risiken der Trading-Apps

Paul Klanschek.

Etwa mit Gold. „Bisher wurde Gold von 9 bis 17 Uhr gehandelt. Unsere Frage ist: Warum kann man Gold nicht am Sonntag um 2 Uhr in der Früh kaufen?“ Seit einem Jahr ist das bei Bitpanda auch tatsächlich möglich, es laufe gut, sagt CEO Paul Klanschek. Wann auch Aktien und ETFs bei Bitpanda gehandelt werden können? „Es ist sehr konkret, jedoch gibt es noch keine Details dazu. Aber es wird kommen.“

 

Der Vergleich mit Robinhood stört Klanschek nicht, auch wenn die US-Konkurrenz in seinem Angebot aktuell um einiges weiter geht als Bitpanda. „Ich bin seit Jahren Robinhood-Fan“, sagt er. Unerfahrenen Nutzern die Aktien-Welt zu ermöglichen, sei aber natürlich ein Problem.

Dass jemand sein gesamtes Erspartes verliert, müsse „in den Grundzügen“ verhindert werden. „Das muss ein geschlossenes System sein. Normale Retailkunden dürfen nie mehr verlieren können, als sie einzahlen.“ Man selbst steuere mit der Bitpanda-Akademie gegen, außerdem seien die Regulatorien in Europa auch viel strenger als in den USA.

Den für Bitpanda gesteckten Zielen käme man immer näher, so Klanschek. „Unser größtes Ziel ist es, eine einheitliche Plattform zu schaffen, auf der man alle Investmententscheidungen treffen und all sein Geld investieren kann“ – also auch etwa in Immobilien. Auch sogenanntes Robo Advising, also automatisierte Vorschläge für Handelsentscheidungen, kann er sich für die Zukunft vorstellen. Bis Ende des Jahres will Bitpanda den Mitarbeiterstand von gut 220 auf 300 aufstocken.

Wichtig: Informieren

Bernd Lausecker, Finanzexperte beim Verein für Konsumenteninformation, steht Angeboten wie Robinhood oder Bitpanda grundsätzlich positiv gegenüber. „Alles, was bei solchen Transaktionen zu Verminderung der Gebühren für Anleger führt, kann nur von Vorteil sein“, sagt er.

Natürlich gebe es Risiken – immerhin fällt das persönliche Beratungs- und Vertrauensverhältnis weg. Damit werde einfach ein gewisses Know-how der User vorausgesetzt. Potenziellen Anlegern empfiehlt Lausecker, sich wirklich gut zu informieren. Außerdem rät er, zu Beginn nur einen geringen Geldbetrag einzusetzen und zu versuchen, sich etwas auszahlen zu lassen.

In ein ähnliches Horn stößt Finanzexperte Nikolaus Jilch von der Agenda Austria. „Man läuft natürlich Gefahr, sich schnell wie Gordon Gekko (Figur aus dem Film Wall Street, Anm.) zu fühlen“, sagt er. Vor Trading-Apps warnt er nicht.

Aber: „Man muss sich der eigenen Risikotragfähigkeit bewusst sein.“ Er rät zu Altbekanntem – nämlich, als Privatanleger in breitgestreute ETFs (Exchange Traded Funds) zu investieren. „Das ist nicht neu, aber für die Leute leider fad. Viele zocken eben gern.“ Anita Kiefer

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