UNIQA-Chef Svoboda: Risikosportler sollen mehr zahlen

Kurt Svoboda will die die Eigenvorsorge forcieren
UNIQA-Österreich-Chef Kurt Svoboda fordert eine stärkere Differenzierung bei Beitragszahlern

In der Debatte um staatliche Leistungen will der Versicherungsvorstand mehr die eigene Vorsorge in den Vordergrund rücken.

KURIER: Die UNIQA konnte ihren Gewinn im Vorjahr erneut steigern. Welchen Anteil hatte das Österreich-Geschäft daran? Kurt Svoboda: Es hat rund drei Viertel beigesteuert. Der Anteil des internationalen Geschäfts schaut auf den ersten Blick relativ wenig aus, ist aber über die letzten Jahre mit Riesenschritten gewachsen. Es bleibt der Wachstumsmotor.

Ist das Wachstum in Österreich mit einem Plus von 0,7 Prozent nicht schon ausgereizt?

Das muss man ein wenig relativieren. Auf der einen Seite haben wir überdurchschnittliches Wachstum in der Sparte Schaden/Unfall mit über zwei Prozent sowie in der Krankenversicherung, wo wir Marktführer sind, mit über 3,5 Prozent, erreicht. Bei der Lebensversicherung sind wir ein wenig auf die Bremse getreten, wir haben keine Einmalerläge und keine Verlängerungen mehr geboten. Es war das Jahr der Sanierung beziehungsweise die Vorbereitung auf die Zukunft.

Was planen Sie?

Wir sehen das Lebensversicherungsgeschäft weiterhin als wesentlichen Beitrag zur zweiten Säule der Altersvorsorge und wollen dabei Kunden langfristig Benefit geben. Wir haben in der klassischen Lebensversicherung nun ein neues Produkt am Markt, das zwar eine Kapitalgarantie, aber keinen Garantiezins bietet. Denn wir können kurzfristig ein bis zwei Prozent nicht mehr bieten. Zudem haben wir Anfang des Jahres eine neue fondsgebundene Lebensversicherung gestartet.

Was kann diese?

Die Abschlusskosten wurden drastisch gesenkt und das Produkt viel flexibler gemacht. Wie bei der klassischen Versicherung sind Entnahmen und Zuzahlungen während der Laufzeit ohne zusätzliche Kosten möglich. Zudem werden die Kosten laufend verrechnet. Die Prämie, die eingezahlt wird, wird abzüglich der Versicherungssteuer und der Abschlusskosten veranlagt. Der Kunde kann so auf lange Sicht einen höheren Ertrag generieren. Durch eine verkleinerte Auswahl an Fonds, wird das Produkt günstiger und auch für die Berater verständlicher zu vermitteln.

 

UNIQA-Chef Svoboda: Risikosportler sollen mehr zahlen

Es gibt viele unzufriedene Kunden von Lebensversicherungen, weil die ihnen versprochenen Renditen nicht eintreffen. Was sagen Sie diesen?

Die Renditen in der Vergangenheit waren eine Folge der hohen Zinsen. Den Kunden heute mitzuteilen, dass diese Zeiten vorbei sind, ist sicherlich eines der schwierigsten Themen. Das hat auch dazu beigetragen, dass die Lebensversicherung stark in die Kritik geraten ist. Wir als UNIQA lernen daraus, dass Transparenz, Verständlichkeit und Nachhaltigkeit ganz wesentlich für das Produkt sind. Dass in der Vergangenheit verbrannte Erde hinterlassen wurde, ist ein Thema, das wir aufarbeiten. Vielerorts wurden Lebensversicherungen auch als Sparprodukt verkauft. Es ist aber eigentlich ein Vorsorgeprodukt. In Kundengesprächen versuchen wir das zu erklären.

Glauben Sie, dass Sie die verärgerten Kunden und deren verunsichertes Umfeld jemals wieder für eine Lebensversicherung gewinnen können?

Das wird eine Herausforderung, dennoch glaube ich, dass es uns durch die vorhin genannten Attribute gelingen kann.

Es gab ja vor Kurzem Aufregung um den dann doch nicht umgesetzten Gesetzesvorschlag, das Rücktrittsrecht bei Lebensversicherungen auf ein Monat zu verkürzen. Was ist hier der Stand der Dinge?

Wir als Versicherungswirtschaft wollen eine Lösung finden, die Klarheit für alle Beteiligten bringt – für Kunden, Unternehmen und auch die Politik. Das Problem lag in der Vergangenheit in der Interpretation des Gesetzes. Jetzt ist wichtig das wir gemeinsam mit allen Stakeholdern rasch eine Lösung finden.

Wie sind die Erwartungen für das heurige Geschäftsjahr im Bereich Lebensversicherungen?

Wir planen mit einem leichten Plus. Wir hoffen, mit der fondsgebundenen Variante wieder Fuß fassen zu können. Dabei hilft uns die gute Konjunktur und die Vollbeschäftigung. Wir werden das Feld mit unseren 2500 Außendienstmitarbeitern und unserem Bankpartner Raiffeisen bearbeiten.

Würden Sie den Satz unterschreiben, unser staatliches Pensionssystem ist nachhaltig gesichert?

Nein, wir werden alle älter und sehen, dass die Finanzierung von 3,5 auf eineinhalb Erwerbstätige je Pensionist zurückgeht. Der Staat müsste immer mehr zuschießen.

Thema Krankenversicherung: Man hat in Österreich zunehmend den Eindruck, dass sich das Gesundheitssystem zu einer Zwei-Klassen-Medizin entwickelt. Empfehlen Sie dahingehend den Abschluss einer privaten Versicherung?

Es entlastet die soziale Krankenversicherung und die Menschen sind bereit, dafür zu zahlen. Mir ist völlig bewusst, dass ein junges Ehepaar nicht 500 Euro im Monat für Vorsorge ausgeben kann. Man kann aber klein beginnen und später aufstocken.

Im Zuge der AUVA-Debatte wurde vorgeschlagen, dass sich Risikosportler doch besser privat versichern sollen, als die Allgemeinheit zu belasten. Können Sie dieser Idee etwas abgewinnen?

Der Vorschlag geht in Ordnung. Eine gewisse Differenzierung im öffentlichen Kassenbereich wäre sinnvoll. Jedes Risiko gehört bewertet. Es ist ein Unterschied, ob ich als Risikosportler mehr Leistung in Anspruch nehme oder nur Schach spiele.

Ihr Vorgänger Hartwig Löger ist ja nun Finanzminister. Haben Sie schon Wünsche an ihn gerichtet, was er auf seine Agenda setzen könnte?

Das ist nicht unser Stil, nur weil man jemanden aus der Vergangenheit gut kennt. Wir sind hier sehr neutral und verhalten uns so wie bei jedem anderen Finanzminister auch.

Aber was wären die Wünsche an die Regierung?

Generell würde es Österreich guttun, ein attraktiver Finanzplatz zu sein, auch für Jungunternehmer und Start-ups als Drehscheibe zwischen West und Ost. Wünschenswert wäre mehr Flexibilität bei den Arbeitskosten, Gründung und Regulatorik. Die Attraktivität steigt mit der Einfachheit. Wien wird nicht ein Silicon Valley werden, aber könnte ein attraktiver Standort für derartige Konzepte sein.

Eine Herausforderung für Unternehmen ist ja die neue Datenschutzrichtlinie. Wie sieht sich da die UNIQA aufgestellt?

Mein Slogan lautet „Datenschutz tut uns gut“, und zwar, weil die bisherige Richtlinie veraltet ist und neuen Geschäftsmodellen nicht mehr Rechnung trägt, etwa über das Smartphone oder eMails. Die Modernisierung begrüßen wir daher. Wichtig wird aber sein mit Augenmaß und Praktikabilität vorzugehen; insbesondere, was Überprüfungen und Strafen betrifft.

Halten Sie die Richtlinie für überzogen?

Es darf nicht so enden, dass man mit Kunden gar nicht mehr in Kontakt steht. Das ist weder im Sinne des Unternehmens noch des Kunden. In den nächsten Monaten wird sich da noch einiges herauskristallisieren. Wichtig ist die Kooperation zwischen den Datenschutzbehörden in ganz Europa.

Wie viel kostet das Ihr Haus?

Wir haben vor rund eineinhalb Jahren begonnen und die Belastung wird immer größer. Da wir viele personenbezogene Daten haben, sind auch viele Abteilungen betroffen. Insgesamt sind rund 50 bis 100 Leute damit beschäftigt. Die Richtlinie kostet uns bis jetzt rund fünf Millionen Euro.

Wo kann die UNIQA in Österreich noch wachsen?

Ein Verdrängungswettbewerb findet nach wie vor statt. Dennoch gibt es weiterhin auch Wachstum, vor allem im Bereich der privaten Altersvorsorge. Zudem tun sich bei Zusatzservices, etwa in den Bereichen Mobilität und Gesundheit, neue Felder auf.

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