"Crowdworking ist geniales Konzept"

Wifo-Chef Badelt: Chancen des Crowdworking sollten angenommen werden
Die fortschreitende Digitalisierung fordert neue Formen der sozialen Absicherung.

Die fortschreitende Digitalisierung krempelt nicht nur die Arbeitswelt grundlegend um, sondern auch das Sozialversicherungssystem. Alles dreht sich künftig um das sogenannte Crowdworking, sprich die Auslagerung von Unternehmensaufgaben an eine "Wolke" von Online-Arbeitern – meist an Selbstständige. "Man kann sagen, Crowdworking ist der Inbegriff der Ausbeutung und es führt zu einer Verschlechterung der Arbeitsbedingungen", sagte Christoph Badelt, Chef des Wirtschaftsforschungsinstitut (WIFO). "Oder man sieht die positive Seite, dass Crowdworking ein geniales Konzept ist, das Anbieter und Nachfrager mit dem Minimum an Suchkosten zusammenbringt und es dadurch wesentlich mehr Flexibilität gibt." Die neuen Arbeitsformen führen aber zum Teil zu niedrigeren und unregelmäßigeren Einkommen sowie zur Unterbrechung von Versicherungszeiten.

"In Wahrheit geht es nicht um die Finanzierung der sozialen Absicherung, sondern um die Frage, wie kann ich diese Leute in die soziale Absicherung und Altersversorgung hineinbekommen", sagte Badelt anlässlich einer Enquete im Hauptverband der Sozialversicherungsträger am Freitag. Damit rüttelt er an der derzeitigen einkommensabhängigen Sozialversicherung. Indes warnte der Arbeitsrechtler Martin Risak vor der Schaffung "digitaler Tagelöhner". "Prekäre Arbeitsverhältnisse können nicht das Ziel sein", so der Uni-Professor. Er befürchtet, dass in Zukunft mehr Personen niedrige Pensionen erhalten. Diese Pensionen müssten dann "mit Steuergeldern aufgedoppelt" werden. Risak: "Wir müssen daher über alternative Finanzierungen der Sozialversicherung reden."

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