Schuld an der Teuerung ist die rückläufige Produktion, denn der Rinderbestand nahm hierzulande in den vergangenen Jahren kontinuierlich ab. Auch die Zahl der Schlachtungen ist rückläufig und verzeichnete seit 2015 ein Minus von 25 Prozent.
Einzig das Biofleisch wurde 2024 im Vorjahresvergleich günstiger und kostete 25,75 Euro. Der Preis war aber zuvor innerhalb von zwei Jahren um mehr als fünf Euro gestiegen.
30 Prozent teurer als noch im Vorjahr
Wie auch im Nachbarland Deutschland war der Preisanstieg in den vergangenen paar Monaten besonders groß. So koste ein Jungtier aktuell 20 Prozent mehr, eine Schlachtkuh sogar 30 Prozent mehr als noch im Vorjahr, so die Zahlen der ARGE Rind.
"Diese Preissteigerung beruht hauptsächlich auf der Preisentwicklung im europäischen Raum", sagt Werner Habermann, Geschäftsführer der ARGE Rind, dem KURIER. So sei die Rindfleischproduktion europaweit schon seit mehreren Jahren rückläufig.
Gleichzeitig treibe der Exportmarkt den Preis, und zwar vor allem von Ländern wie Polen und Spanien ausgehend, die den türkischen oder nordafrikanischen Raum beliefern. Dass die Verarbeitungslager in Europa im Tiefkühlbereich relativ leer seien, führe ebenfalls zu einem Anstieg der Preise, so Habermann.
Österreich ist europaweit im oberen Drittel
Besonders teuer sei das Rindfleisch in Deutschland, Spanien und Italien. Österreich befinde sich mit den aktuellen Preisen im oberen Drittel der europäischen Staaten.
Der heimische Lebensmitteleinzelhandel hat nur begrenzt Einfluss auf den Fleischpreis. "Der Preis für Rindfleisch wird an der Rinderbörse gemacht. Darauf haben wir im Handel keinen Einfluss", sagt Spar-Sprecherin Nicole Berkmann dem KURIER.
Auch bei Rewe (Billa/Billa Plus) sei man zuletzt mit gestiegenen Beschaffungskosten konfrontiert gewesen. Der Letztpreis im Supermarktregal hänge aber von vielen Faktoren ab, wie etwa den Rohstoff-, Energie-, Personal- und Logistikkosten, teilt das Unternehmen auf KURIER-Anfrage mit. Hinzu käme, dass bei Fleisch der Aktionsanteil traditionell sehr hoch sei.
Konsumenten steigen auf Schweinefleisch um
Bei Hofer rechnet man aufgrund der gestiegenen Preise mit einer sinkenden Nachfrage nach Rindfleisch. Bereits jetzt sei zu beobachten, dass Kunden auf günstigere Eiweißquellen, zumeist Schweinefleisch, ausweichen. "Dadurch sollte die historische Rekordpreisrally bei Rindfleisch ein Ende finden und sich der Preis, wohl gegenüber den Vorjahren auf höherem Niveau, einpendeln", teilt Hofer dem KURIER mit.
Auch Habermann geht davon aus, dass vorerst der preisliche Plafond erreicht sei. Auf das höhere Preisniveau müssten sich aber die Konsumenten auch in den kommenden Jahren einstellen.
Günstiges Fleisch aus Lateinamerika
Besonders das bevorstehende Mercosur-Abkommen könne negative Auswirkungen haben, da es den Import von günstigerem Rindfleisch aus Lateinamerika erleichtere. Habermann befürchtet in Folge eine schlechtere Wettbewerbsfähigkeit der heimischen Betriebe.
Außerdem werde die Produktion aufgrund der schwindenden Wirtschaftlichkeit weiter zurückgehen. Immerhin ist die heimische Rinderbranche mit durchschnittlich 27 Tieren pro Betrieb sehr klein strukturiert - vor allem im weltweiten Vergleich.
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