RHI-Magnesita: "Ein sehr schwarzer Tag für den österreichischen Kapitalmarkt"

RHI-Magnesita: "Ein sehr schwarzer Tag für den österreichischen Kapitalmarkt"
Die Verschmelzung der beiden Feuerfest-Konzerne sorgte bei der Hauptversammlung für viel Stunk. Die Aktionäre stimmten erwartungsgemäß dafür.

"Ich finde es extrem nachteilig für den österreichischen Standort. Sie können davon ausgehen, dass ich für alle Aktionäre, die mir das Vertrauen gegeben haben, gegen alle Tagesordnungspunkte stimmen werde. Ich bin sehr enttäuscht von Ihrer Vorgangsweise, es ist ein sehr schwarzer Tag für den österreichischen Kapitalmarkt." Anleger-Schützer Wilhelm Rasinger machte sich am Freitag stellvertretend für die meisten Kleinaktionäre auf der außerordentlichen Aktionärsversammlung des heimischen Feuerfest-Riesen RHI ordentlich Luft. Die anwesenden Kleinaktionäre belohnten die Kritik mit anhaltendem Applaus.

Gleich darauf schenkte Investor Heinrich-Rupert Staller Aufsichtsrat und Vorstand der RHI kräftig ein. Sogar der Wahlslogan der SPÖ ("Holen Sie sich was Ihnen zusteht") musste für seine Kritik herhalten. Staller: "Ich persönlich glaube ja, dass Alfred Gusenbauer (der ehemalige SPÖ-Chef und Bundeskanzler ist RHI-Aufsichtsrat, Anm.) für den Wahlslogan der SPÖ verantwortlich ist: ’Ich hol mir was ich brauche’."

Anfechtung

Grund für den lautstarken Ärger der Kleinaktionäre ist, wie berichtet, die geplante Fusion der RHI mit dem brasilianischen Konkurrenten Magnesita. Die komplizierte Konstruktion über eine Spaltung der RHI mit anschließender Fusion diene nur den Interessen der Großaktionäre wie dem umstrittenen heimischen Investor Martin Schlaff und den Magnesita-Verkäufern, zwei Hedgefonds. Letztere erhalten bei der Kapitalerhöhung der neuen Gesellschaft RHI-Mag 10 Millionen Aktien zu einem Schnäppchenpreis von 17,50 Euro. Aktuell notiert die RHI-Aktie mit 32 Euro fast doppelt so hoch. Staller kündigte auf der Hauptversammlung Widerspruch und auch Anfechtung der HV-Beschlüsse an.

Auf heftige Kritik stößt auch die Verlagerung des Hauptsitzes des fusionierten Unternehmens in die Niederlande. Die Hauptversammlung kann künftig in Amsterdam, Arnheim oder Haarlem abgehalten werden. Damit würden, kritisieren Rasinger und Staller, die Rechte der Kleinaktionäre ausgehebelt.

Angst vor Verkauf an China

Leopold Miedl, ehemaliger Angestellten-Betriebsratschef, vermutet eine weltweite Strategie von Schlaff und den Hedgefonds: Er befürchtet mittelfristig einen Verkauf des Konzerns an chinesische Konkurrenten.

99,7 Prozent Zustimmung

Verhindern konnten die Kleinaktionäre die Fusion nicht. Die Abstimmung unter den anwesenden Aktionären verlief am Freitag erwartungsgemäß, es gab 99,7 Prozent Zustimmung für den Deal. Die neue RHI-Magnesita kann somit ab 1. November operativ tätig werden und an der Börse in London starten.

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