RHI-Chef Struzl: "Feuerfest anziehen"

RHI-Chef Struzl: "Feuerfest anziehen"
Der 69-jährige ehemalige voestalpine-Chef erläutert im KURIER-Gespräch seine Pläne für den heimischen Feuerfest-Riesen.

Ich habe noch einmal eine herausragende Arbeit für drei bis fünf Jahre gesucht, ich will noch etwas bewegen. Und in dieser Firma kann man viel bewegen." Franz Struzl, der am Mittwoch überraschend für die nächsten drei Jahre zum neuen RHI-Chef gekürt wurde, hat für den heimischen Feuerfest-Konzern ehrgeizige Pläne. Wichtigstes Ziel des ehemaligen voestalpine-Chefs ist die Steigerung der Marktanteile in den so genannten BRIC-Staaten (Brasilien, Russland, Indien, China). In Brasilien beginnt die RHI kommende Woche mit dem Bau eines eigenen Werkes. In Russland will Struzl, der diesen Markt aus seiner Voest-Vergangenheit sehr gut kennt, in erster Linie das Geschäft mit der Stahl-, aber auch mit der Zement und Aluminiumindustrie ankurbeln. Struzl: "Die RHI muss sich noch stärker dort positionieren, wo der künftige Markt liegt."

Rohstoffe

Zweites wichtiges Ziel ist die stärkere Eigenversorgung mit Rohstoffen (Bauxit, Magnesit, Dolomit). Struzl: "Der Grad der Eigenversorgung beträgt derzeit 50 bis 60 Prozent. Diese Rückwärtsintegration müssen wir verstärken, um unabhängiger von Lieferanten und vor allem von Preisschwankungen zu werden." Zum Vergleich: Beim großen brasilianischen Konkurrenten Magnesita beträgt der Eigenversorgungsgrad rund 90 Prozent. Drittes Ziel ist die Erhöhung der Rentabilität durch Kostensenkungen um "ein bis zwei Prozent" pro Jahr.

Schleudersitz

Dass der RHI-Chefsessel wegen der überraschenden Rücktritte von drei Vorgängern innerhalb weniger Jahre als Schleudersitz gilt, nimmt Struzl gelassen. Er sei durch seine langjährige Tätigkeit bei der voestalpine ausreichend "gestählt", bei der Voest-Tochter Böhler-Uddeholm - für die er bis zum Vorjahr fast sieben Jahre lang die brasilianische Tochter Vilares leitete - habe er einen "Edelstahl-Überzug" bekommen. "Und jetzt werde ich mich halt feuerfest anziehen." Das in der Branche kolportierte Hineinregieren von Aufsichtsräten, die auf Wunsch von Großaktionär Martin Schlaff (knapp 29 Prozent Anteil) im Kontrollgremium sitzen, will er nicht kommentieren. Die Einmischung der Kontrollore ins Tagesgeschäft sollen maßgeblich für den vorzeitigen Abgang der Struzl-Vorgänger Andreas Meier, Thomas Fahnemann und Henning Jensen verantwortlich sein. Dass sich der Grund für seinen Rücktritt als voestalpine-Chef - Struzl musste wegen Insider-Geschäften mit Aktien einer Voest-Tochter 2003 gehen - negativ auf die RHI-Aktie auswirken könnte, kommentiert er wortkarg: "Das glaube ich nicht, das ist lange vorbei."

Die Aktionäre goutierten den neuerlichen überraschenden Wechsel an der RHI-Spitze nicht: Die im Wiener Leitindex gelistete Aktie verlor gegen den Trend anderer Industriewerte fünf Prozent. Damit war der Titel Schlusslicht im Fließhandel.

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