Rheinmetall: Höhenflug an der Börse mit Panzern und Kanonen

Rheinmetall-Fahrzeuge bei einer Militärmesse
Aktienkurs des deutschen Rüstungskonzerns hat sich in 3 Jahren mehr als verzehnfacht. Ein Ende des Booms ist nicht in Sicht.

Zusammenfassung

  • Rheinmetall-Aktienwert hat sich seit 2022 verzehnfacht, angetrieben durch den weltweiten Anstieg der Verteidigungsausgaben.
  • Das Unternehmen verzeichnet massives Wachstum im Rüstungsbereich, während der zivile Sektor schwächelt.
  • Rheinmetall investiert in den Ausbau österreichischer Standorte in Wien und Oberösterreich.

Viele Jahre lang tänzelte der Aktienkurs von Rheinmetall um die 50-Euro-Marke. Manchmal stieg er für ein paar Monate über 100 Euro, dann ging es wieder abwärts. Im Februar 2022 ging dann plötzlich die Post ab, nachdem Russland seine Invasion der Ukraine gestartet hatte.  Die Aktie von Deutschlands größtem Rüstungskonzern erlebt einen noch nie gekannten Höhenflug. Am Donnerstag kletterte der Kurs erstmals auf über 1.000 Euro.

"Wachstum, wie wir es noch nie hatten"

Rund um die Welt wird seit drei Jahren viel Geld in die militärische Verteidigung gesteckt. Rheinmetall erhielt Aufträge im Milliardenwert. Das Unternehmen stellt Panzer, Militärlastwagen, Artillerie- und Flugabwehrgeschütze sowie Munition her. Die Produkte werden nicht nur im Kriegsgebiet in der Ukraine dringend benötigt, auch Europas Armeen werden hochgerüstet. US-Präsident Donald Trump zwingt seine NATO-Partner quasi dazu.

"Wir erleben ein Wachstum, wie wir es im Konzern noch nie hatten", sagt Rheinmetall-Chef Armin Papperger. "Ich glaube, für unser Unternehmen bedeutet das, dass wir noch mehr wachsen müssen als bisher gedacht." Während andere Industriebereiche unter der schwachen Konjunktur leiden, wird der Rüstungsbereich stark ausgebaut. In Deutschland könnten in dem Sektor über 200.000 neue Jobs entstehen.

Investition in zwei österreichische Standorte

In Österreich hat Rheinmetall zwei Standorte. In Wien hält der Konzern 51 Prozent an einem Lastwagen-Joint-Venture mit MAN. Die Rheinmetall MAN Military Vehicles Österreich Gmbh (kurz: RMMV) hat einen Auftragsbestand, von dem viele andere Unternehmen nur träumen können und erweitert seine Produktion. "Papi", wie Papperger intern liebevoll genannt wird, lässt großzügig Geld springen. Im oberösterreichischen Schwanenstadt stellt die Rheinmetall Waffe Munition ARGES GmbH 40-Millimeter-Munitionen her.

Das Wiener Unternehmen beschäftigt rund 1.400 Personen, jenes in Schwanenstadt rund 50. Vor allem der oberösterreichische Standort soll in den nächsten Jahren deutlich anwachsen.

Vom Russlandfreund zum Feind

Für Russlands Präsident Wladimir Putin ist der Rheinmetall-Vorstandsvorsitzende zum Feindbild geworden. Er sprach sich stets für mehr Waffenlieferungen an die Ukraine aus und landete dafür auf Putins Abschussliste. Anfang 2024 haben US-Geheimdienste russische Mordpläne gegen mehrere Führungskräfte von Rüstungskonzernen ergattert. Jener gegen Papperger war angeblich am weitesten fortgeschritten.

Das Verhältnis zu Russland war schon einmal besser. Früher wurden mit Russland gute Geschäfte gemacht. Für den Konzern waren sie offenbar so einträglich, dass es 2014 zu einem Eklat kam. Nachdem Russland die Krim annektiert hat und Sanktionen verhängt wurden, verklagte Rheinmetall die deutsche Bundesregierung, weil sie die Ausfuhrgenehmigung für die Lieferung eines Gefechtsübungszentrums in Russland annulliert hatte. Rheinmetall wurde dafür heftig kritisiert.

Rheinmetall-Plakate im BVB-Stadion: Der Rüstungskonzern taugt nun als Fußballsponsor

Rheinmetall-Plakate im BVB-Stadion: Der Rüstungskonzern taugt nun als Fußballsponsor

Umschichtung von ziviler zu militärischer Sparte

Neben dem Militärgeschäft hat Rheinmetall auch eine zivile Sparte namens "Power Systems". Sie bietet Produkte für die Automobil- und Energiewirtschaft an. Im Gegensatz zum brummenden Militärgeschäft leidet sie unter der Krise der Automobilindustrie. In den ersten neun Monaten des Geschäftsjahres 2024 verbuchte die Sparte einen leichten Umsatzrückgang auf 1,543 Mrd. Euro. Das operative Ergebnis schrumpfte um 3,8 Prozent auf 74 Millionen Euro.

Zum Vergleich: In der Sparte Weapon and Ammunition kletterte etwa der Umsatz im gleichen Zeitraum um 64,3 Prozent auf 1,554 Mrd. Euro, das operative Ergebnis verdoppelte sich fast auf 339 Mio. Euro. Insgesamt stieg der Umsatz im Rheinmetall-Konzern von 4,6 auf 6,2 Milliarden Euro. Mitarbeiter der zivilen Sparte wechseln nun zunehmend in die militärische.

Weiter mit großem Selbstvertrauen

Der Höhenflug der Rheinmetall-Aktie soll weitergehen, sind Analysten überzeugt. Die Investmentbank Morgan Stanley hat das Kursziel auf 1.300 Euro erhöht. Für Deutschlands Wirtschaft ist das brummende Rüstungsgeschäft eine Erleichterung. Dem deutschen Bruttoinlandsprodukt soll es einen Schub von einem halben Prozent geben. Die neue Rolle als Wirtschaftsmotor verleiht der Rüstungsindustrie neues Selbstvertrauen. Seit Mai 2024 prangt das Rheinmetall-Logo auf den Fußballer-Trikots von Borussia Dortmund. Vor einigen Jahren wäre solche eine öffentliche Präsenz noch undenkbar gewesen. 

Kommentare