Retouren im Versandhandel "sinken dramatisch"

Retouren verursachen Müllberge und belasten das Klima
Unito-Chef Gutschi vermeldet 20 Prozent Rückgang im Vorjahr. Paketzustellung soll noch "grüner" werden.

Die lästigen Retoursendungen im Versandhandel gehen deutlich zurück. Zumindest bei der heimischen Unito-Gruppe (Otto, Universal Versand, Quelle). Laut Unito-Chef Harald Gutschi haben die Kunden im Vorjahr über das gesamte Produktsortiment gerechnet 20 Prozent weniger Waren an den Versender zurückgeschickt als 2019. Gutschi spricht von einem "dramatischen Sinken von Retouren". In Summe belaufe sich die Rücksendequote nun auf 25 statt bisher 30 Prozent. 

Zwei Gründe seien dafür verantwortlich: Zum einen würden die Kunden "viel nachhaltiger agieren als noch vor einigen Jahren", so Gutschi und zum anderen sei die Produktpräsentation derart verbessert worden, dass Fehlgriffe bei Größe oder Passform im vorhinein eingedämmt werden können. Allein im Vorjahr versendete die Unito-Gruppe 6,5 Millionen Pakete an österreichische Kunden. Im Weihnachtsgeschäft gab es ein Plus von 30 Prozent gegenüber dem Vorjahr. 

Retouren im Versandhandel "sinken dramatisch"

Unito-Chef Harald Gutschi

Klimaneutrale Zustellung

Die Reduktion der Retoursendungen ist eine von vielen Maßnahmen, um als Versender klimaneutraler zu werden. Seit Jahresbeginn setzt die Unito-Gruppe laut Gutschi bei allen Bestellungen auf eine CO2-neutrale Zustellung. Bis 2030 wird eine generelle Klimaneutralität angepeilt. Bis dahin leistet Unito für den CO2-Ausstoß - für heuer wird mit 1.476.000 kg C02 gerechnet - freiwillige Kompensationszahlungen, die den Kunden aber nicht extra verrechnet werden: "So richtig zahlen will niemand dafür", sagt Gutschi und setzt daher lieber auf ein "Gesamtpaket" mit wichtigen Zustellpartnern wie die Österreichische Post oder der Logistiker Gebrüder Weiss. 

Retouren im Versandhandel "sinken dramatisch"

Post-Chef Georg Pölzl

Post setzt auf E-Flotte

Die Post will in den nächsten Jahren ihre bestehende Elektrofahrzeug-Flotte von derzeit 2.100 Fahrzeuge sukzessive aufstocken und ebenfalls bis 2030 zu 100 Prozent CO2-frei auf der letzten Meile - also bis zum Endkonsumenten -  zustellen. In Graz geschehe dies bereits heuer, so Post-Chef Georg Pölzl. Den Strom für den E-Fuhrpark liefern fünf eigene Photovoltaikanlagen. Post und Unito wollen mit ihrer "grünen Zustellung" auch dem Versandhandelsriesen Amazon die Stirn bieten. Der US-Konzern kündigte ebenfalls eine CO2-Neutralität bis 2030 an, in Österreich sei davon aber noch nichts zu sehen, so Gutschi.

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Elektrotransporter der Post

Wasserstoff-, Gas- und E-Lkw

Auf neue Antriebssysteme, einem eigenen Windpark und neue  Schienentransportlösungen wie Combi Cargo setzt das Logistik-Unternehmen Gebrüder Weiss, um bis 2020 CO2-neutral zu werden. Im Praxisalltag würden bereits Elektro- sowie mehrere Gas-Lkw eingesetzt, berichtete Gebrüder-Weiss-Geschäftsführer Jürgen Bauer. Die Reichweite beim E-Lkw betrage etwa 160 bis 170 Kilometer, weshalb er nur für kürzere Strecken zum Einsatz komme. "Für längere Strecken ist der Diesel weiter die Hauptantriebstechnik", so Bauer. In der Schweiz fährt seit Ende Jänner 2021 der erste wasserstoffbetriebene Gebrüder Weiss-Lkw. In Österreich fehle dafür aber noch die Infrastruktur, gibt Bauer zu Bedenken. 

Online-Shopping besser als der Ruf

Obwohl viel Ware durch die Gegend transportiert werden muss, ist der Internet-Einkauf weniger klimaschädlich als angenommen, behauptet zumindest eine Studie des Deutschen Clean Tech Instituts, die Unito-Chef Gutschi gerne zitiert.  So zeigt ein konkretes Rechenbeispiel der Studie, dass beim stationären Kauf eines Artikels durchschnittlich 460 Gramm CO2 entstehen, beim Online-Konsum 300 Gramm CO2 – und somit 35 Prozent weniger CO2-Emissionen. Dies ergibt sich vor allem durch den verdichteten Transport der Sendungen durch Logistik-Dienstleister, die je Anfahrt zumeist mehrere Kunden beliefern.

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