Er gilt als „Wunderkind“, was die Entwicklung luxuriöser Innenstadt-Immobilien betrifft, als umtriebiger Netzwerker, der potenzielle Geldgeber einkocht und als Workaholic, der mitunter bis zu 18 Stunden am Tag arbeitet.
Dennoch ist das Firmenkonglomerat Signa von René Benko in deutliche Schieflage geraten, weil die gestiegenen Zinsen und die damit gesunkenen Bewertungen zu einem erhöhten Liquiditätsbedarf führten. Womöglich hat sich Benko zu viele Immo- und Handelsprojekte aufgeladen.
Jetzt muss der deutsche Sanierer Arndt Geiwitz retten, was noch zu retten ist. Er muss die Signa-Gruppe nicht nur vor dem Kollaps bewahren, sondern auch nachhaltig kurieren. Bis Ende November will Geiwitz einen entsprechende Fahrplan in Sachen Restrukturierung erarbeitet haben. Benko hat ihm dazu die Leitung im Beirat und Gesellschafterkomitee der Signa Holding übertragen.
Der gebürtige Tiroler, Vater von vier Kindern und in zweiter Ehe verheiratet, behält aber über seine Familie Benko Privatstiftung die Mehrheit am Mutterkonzern Signa Holding. Er sagte auch seine Unterstützung zu, damit die Zig-Milliarden Euro schwere Gruppe wieder in ruhigere Fahrwasser kommt.
Keine Matura
Benko hat es mit viel Fleiß und den richtigen Geldgebern zum Milliardär gebracht, der die Annehmlichkeiten des großen Reichtums – eine 62-Meter Jacht, einen 70-Millionen-Dollar-Privatjet und eine Eigenjagd nebst dicken Zigarren und sündteurem Rotwein – zu schätzen weiß. Es wird ihm auch ein Lebensmotto zugeschrieben: „Don’t think big, think bigger.“
Benko wollte schon als Teenager hoch hinaus – er war begeisterter Sportkletterer. Laut Kletterverband erreichte er als 14-Jähriger bei der Jugend-Weltmeisterschaft 1992 in Basel den neunten Platz und wurde außerdem österreichischer Jugendstaatsmeister im Hallenklettern. Seine Schulausbildung in einer Innsbrucker Handelsakademie schloss er nicht ab, weil er zur Matura wegen zu vieler Fehlstunden nicht zugelassen wurde.
„Er hat neben der Schule einen Grundlehrgang beim Finanz-Strukturvertrieb AWD durchlaufen, das ist auch ein Grund für die vielen Fehlstunden in der Schule“, erzählt ein Weggefährte. „Es war zudem sein väterlicher Kletterfreund, der Baumeister Hans Zittera, der eine kleine Immobilienfirma hatte, die Dachböden ausbaute. Dort hat René von der Pike auf das Immobilienentwicklungsgeschäft gelernt. Er war dort Mädchen für alles.“ Sein erster Coup ist der günstige Kauf und lukrative Weiterverkauf des Tiroler Wellness-Hotels Lanserhof. Der Deal machte den 19-Jährigen zum Schilling-Millionär.
Später lernte er bei einer Wohnungsbesichtigung am Wiener Naschmarkt Karl Kovarik kennen, den (mittlerweile verstorbenen) Erben der Stroh-Tankstellen. Nun hatte der Twen einen Geldgeber für weitere Bauprojekte, Kovarik übernahm einen Minderheitsanteil an der gemeinsamen Firma Immofina. Benko baute Gesundheitszentren für Ärzte. Außerdem kaufte er 2004 das marode Innsbrucker Kaufhaus Tyrol und ließ es abreißen. Ein Architekt vor Ort baute dann einen neuen modernen Einkaufstempel (2010).
Auf Kovarik folgte der Grieche George Economou. Er lenkt die viertgrößte Reederei Griechenlands und hat sich auch als Kunstsammler einen Namen gemacht. „Den Griechen hat Benko anlässlich einer Investment-Präsentation einer deutschen Bank in Athen kennengelernt, man hat sich angefreundet, und dann ist George bei Signa eingestiegen“, sagt ein Weggefährte. „George hat gut verdient und ist nach ein paar Jahren wieder ausgestiegen.“
Vor allem Benkos Ambitionen, nicht nur Handelsimmobilien, sondern sich gleich auch den mit Karstadt fusionierten Handelskonzern Galeria Kaufhof (2018) einzuverleiben, stieß bei Beobachtern auf Skepsis. Die Kette ging 2020 pleite und wurde nicht zuletzt mit Staatshilfen (680 Mio. Euro) gerettet. Signa soll zugesichert haben, in den nächsten Jahren 200 Millionen Euro zur Verfügung zu stellen.
In Wien sorgte Benko mit dem „Goldenen Quartier“ und dem Luxushotel Park Hyatt für Aufsehen. Indes erwies sich der Kauf der Möbelkette Kika/Leiner (2018) nicht als der geschäftliche Burner. Die Kette schrieb Verluste und wurde 2023 wieder verkauft. Anstelle des Leiner-Hauses in der Wiener Mariahilfer Straße, das Benko für 60 Millionen Euro separat kaufte, errichtet Signa derzeit das Nobelkaufhaus Lamarr samt Hotel.
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