„Sanierer Geiwitz braucht ein starkes Mandat von der Signa Holding, der Signa Prime und der Signa Development, damit er die Restrukturierung schafft und die Investoren und Banken beruhigt“, sagt ein weiterer Insider. „Derzeit versuchen Neider, Signa sturmreif zu schießen.“ Der Rückzug von Benko soll dem Konzern die nötige Beruhigung verschaffen.
Stillhalteabkommen
Außerdem dürfe nicht übersehen werden, dass die Signa-Gruppe über „superwerthaltige“ Immobilien verfügt. Fakt ist aber auch, dass derzeit die Kosten beim Signa-Konzern radikal heruntergefahren werden.
„Die großen Bauprojekte wie der Elbtower in Hamburg, wo keine ausreichende Finanzierung gegeben ist, sind eingestellt“, sagt ein Insider. „Wo das Geld nicht ausreicht, wird der Bau abgebrochen. Das große Interesse der Signa ist zurzeit, Liquidität zu sichern und zu halten.“ Vor allem Großprojekte in Deutschland sollen betroffen sein, Projekte in Österreich derzeit nicht.
In weiterer Folge sollen auch „Projekte schneller verkauft werden als geplant, was aber in Einzelfällen zu einem niedrigeren Erlös führen kann“, heißt es aus dem Umfeld des Konzerns. „Für die im Bau befindlichen Projekte ist es schwierig, Geld aufzutreiben, da die Banken auf Druck der EZB keine Mittel mehr geben.“
Indes sollen die konstruktiven Gespräche mit den Banken, die wegen der Immobilien gut besichert sind, zu Stillhalteabkommen führen. Diese sollen für zumindest drei Monate abgeschlossen werden, möglicherweise auch für einen längeren Zeitraum.
Tiefrote Bilanz
Hohe Baukosten, gestiegene Zinsen und massive Abwertungen schlagen sich in den Bilanzen der Signa-Gruppe nieder. Eine gesamte Konzernbilanz liegt im Firmenbuch (noch) nicht vor, aber jene des Teilkonzerns Signa Prime Selection AG. Die Signa Prime-Gruppe galt bisher als Cashcow des Benko-Reiches. Zehn Prozent an der Signa Prime hält der deutsche Logistikunternehmer Kühne, aber auch der französische Investor Robert Peugeot und Versicherungen sind beteiligt; und der Staatsfonds aus Abu Dhabi hält Genussrechte.
1,019 Milliarden Euro Verlust
Doch im abgelaufenen Geschäftsjahr 2022 färbte sich die Bilanz tiefrot. So wird bei 465,86 Millionen Euro Umsatz ein Jahresverlust in Höhe von 1,019 Milliarden Euro ausgewiesen. Die gesamten Bestandsimmobilien der Signa Prime-Gruppe in Österreich, Deutschland und der Schweiz haben einen Marktwert in Höhe von 13 Milliarden Euro.
Es handelt sich um 316 Gesellschaften und 33 Objekte. Drei große Retail-Immobiliengesellschaften gehören zu 50 Prozent der Signa Prime, die Immobilien an die deutsche Einzelhandelsgruppe Galeria, an die Schweizer Handelsgruppe Globus sowie an die britische Luxus-Handelskette Selfridges vermieten. Die drei Handelsketten selbst hat Benko mit Partnern übernommen.
Die Immobilienvermietung an Galeria und Globus läuft alles andere als gut. Allein mit den Globus-Immobilien wurden im Vorjahr 261,42 Millionen Verlust erzielt. Ein Mietvertrag der Signa Prime besteht auch mit der Am Hof 2 Hotelbetriebs GmbH in Wien, besser bekannt als Park Hyatt-Hotel Vienna.
Variable Kreditzinsen
Dem Immobilienportfolio der Signa Prime stehen aber auch Gesamtverbindlichkeiten in Höhe von 11,55 Milliarden Euro gegenüber. Doch vor allem bei den Kreditverbindlichkeiten bei Banken wird es spannend. Von den 6,68 Milliarden Euro Bankkrediten sind 3,56 Milliarden Euro variabel verzinst, der Rest ist fix verzinst. Die variablen Zinssätze sind aber mit Caps und Swaps abgesichert.
„Die langfristig zinsgesicherten Kredite im Bestandsportfolio der Signa Prime stellen (…) einen unschätzbaren strategischen Wert dar, wiewohl die Konditionen sich für neue Kredite und Prolongationen verteuerten“, heißt es im Bilanz-Lagebericht.
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In eigener Sache: Die Signa Holding ist mit 24,22 Prozent indirekt am Kurier beteiligt
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