Benko soll für den deutschen Sanierungsexperten Arndt Geiwitz Platz machen, den der Tiroler bereits inoffiziell als Berater an Bord geholt hat.
Die Co-Investoren haben ihr Vertrauen in Benko, der jahrelang als wirtschaftlicher Wunderknabe gefeiert wurde, letztendlich verloren. Sie trauen dem Milliardär die Rettung der Signa-Gruppe nicht mehr zu.
Mitgesellschafter sauer
Laut Handelsblatt und Spiegel haben die Investoren Benko in diesem persönlichen Schreiben zum raschen Abgang aufgefordert. Es fehle „jede Grundlage für eine vertrauensbasierte Zusammenarbeit“.
Haselsteiner sagte zur geplanten Rochade im Ö1-Mittagsjournal: „Die Gesellschafter haben diesen Schritt positiv zur Kenntnis genommen, weil das Vertrauen in Herrn Geiwitz vorhanden ist.“ Sie hätten „diese Woche René Benko gebeten, noch einen Schritt weiterzugehen und Herrn Geiwitz nicht nur als Sanierungsbeauftragten einzusetzen, sondern auch als Art Generalbevollmächtigten“. Seine Stimmrechte soll Benko Geiwitz treuhändig übertragen.
„Dieser Wunsch wurde von Benko einmal grundsätzlich positiv beantwortet“, sagt Haselsteiner, dessen Familien-Privatstiftung 15 Prozent an der Signa Holding hält. Zugleich will aber Benko nun wissen, „ob die Gesellschafter mit einer solchen weitgehenden Lösung auch bereit wären, einen Beitrag zur Sanierung der Gruppe zu leisten“, sagte Haselsteiner. Der Tiroler Investor sei zwar grundsätzlich auf Kurs und auf die Forderungen der Gesellschafter eingegangen, „aber noch nicht zur Gänze“. Die Gespräche würden noch laufen, zu einer Lösung könnte es laut Haselsteiner noch über das Wochenende kommen. Eine einvernehmliche Lösung klingt anders.
Bunter Beirat
Dazu muss man wissen, dass René Benko in der Signa Holding eigentlich gar keine operative Funktion hat, sondern nur Vorsitzender des Beirats ist. Mitglieder des Beirats sind unter anderem Ex-Bundeskanzler Alfred Gusenbauer (SPÖ), Wüstenrot-Chefin und Ex-Politikerin Susanne Riess-Hahn, Ex-Casinos-Austria-Chef Karl Stoss und Ex-RBI-Chef Karl Sevelda.
Beiratschef Benko hat aber als Mehrheitsgesellschafter direkte Durchgriffsrechte bei der Holding. Seine René-Benko-Privatstiftung kann einen Geschäftsführer entsenden. Laut Handelsblatt handelt es sich dabei um ein Sonderrecht, das kein anderer Gesellschafter hat.
Ob der Rückzug Benkos auch andere Personalrochaden im Konzern nach sich ziehen wird, ist unklar. Insider nehmen aber an, dass auch Benkos Team vor einer möglichen Ablöse stehen könnte. Offenbar wird sich Benkos Nachfolger um die offenen Baustellen im Signa-Reich kümmern müssen. Denn das gesamte Immobilienportfolio soll unter den steigenden Zinsen und den hohen Wertberichtigungen leiden. Vom Retail-Business ganz zu schweigen.
Nach der Bauunterbrechung beim 950 Millionen Euro schweren Hochhaus Elbtower in Hamburg wächst der politische Druck auf den Projektentwickler Signa. „Beim Elbtower handelt es sich um ein Projekt im Risiko der privaten Investoren, die bei einem Abbruch des Vorhabens in dieser Phase einen großen wirtschaftlichen Schaden hätten“, sagte Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) dem Spiegel. „Die Stadt wird in diesem Zusammenhang keine finanziellen Belastungen übernehmen.“
Der KURIER kontaktierte telefonisch sowohl Benkos Pressesprecher als auch einen der beiden Geschäftsführer der Signa Holding. Ohne Erfolg. Beide waren trotz mehrmaliger Versuche nicht zu erreichen.
In eigener Sache: Die Signa Holding ist mit 24,22 Prozent indirekt am KURIER beteiligt.
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