René Benko erlangte Ruhm und Reichtum durch seine Immobilien-Aktivitäten, und zwar nicht von einem Tag auf den anderen, sondern sukzessive beginnend mit einfachen Dachboden-Ausbauten. Er entwickelte hunderte Projekte, nicht nur sauteure Goldene Quartiere, auch viele Wohnungen, in denen ganz normale Menschen heute gut leben. Er nutzte die Zeit, in der Immobilieninvestoren schnell und leicht zu gutem Geld kamen. Die Zinsen waren niedrig, die Preise für Häuser, Wohnungen und Büros explodierten. Benko entwickelte ein gutes Gespür und hatte Unterstützung vieler Investoren, Milliardäre und Banken. Jeder wollte irgendwie dabei sein, sich in seinem Licht sonnen oder mit ihm gutes Geld machen. Hätten sich die Rahmenbedingungen nicht geändert, er wäre weiter „Manager des Jahres“ in vielen Fachmedien und Stargast bei Events wie der Formel eins in Monaco oder dem Hahnenkammrennen in Kitzbühel.
In dieser Zeit begann – und auch das kennt man aus der Geschichte – ein Grenzgang. Er wollte mehr, größer und wichtiger werden als andere. Er kaufte das weltberühmte Chrysler Building in New York, was ein Signal an die Welt, aber finanziell ein Fehler war.
Er kaufte einen Teil der Kronenzeitung und wollte sie ganz übernehmen. Bekommen hat er großen Ärger mit Österreichs mächtigstem Medienmanager Christoph Dichand und viel Gegenwind der größten Zeitung des Landes. Er schnupperte in die Politik mit Auftritten mit Sebastian Kurz. Das bringt nicht nur Freunde, sondern auch Kritiker, auch wenn er zu allen Parteien beste Kontakte unterhielt. Ex-SPÖ-Kanzler Alfred Gusenbauer sitzt in seinem Beirat, so wie Ex-FPÖ-Chefin Susanne Riess-Hahn oder Neos-Finanzier Hans Peter Haselsteiner.
René Benko wurde zum Grenzgänger. Er glaubte, mit seinem Einstieg in den Online-Sportartikel-Handel Giganten wie Amazon den Rang ablaufen zu können. Er investierte Unsummen ins Handelsgeschäft mit dem berühmten „Kaufhaus des Westens“ in Berlin oder der Kika/Leiner-Gruppe in Österreich. Das waren Branchen, wo er auf Berater, auf andere Manager angewiesen war. Sein ureigenes Kerngeschäft war das nie.
Doch gescheitert ist er – vorerst – an ganz simplen Marktmechanismen. Die steigenden Zinsen und die extreme Beschneidung des Immobilien-Geschäfts durch die EZB brachten ihn unter Druck. Auch weil er vielleicht das Bisschen zu riskant – in guten Zeiten würden wir sagen: zu dynamisch – unterwegs war. Wir werden in den nächsten Monaten sehen, dass bei gleich schlechten Voraussetzungen noch viele andere Immobilien-Unternehmen unter Druck kommen werden. Andere werde es gerade noch schaffen.
Das Schlimmste wäre jetzt, wenn man, wie hierzulande gerade auch von der neuen SPÖ-Führung forciert, das Unternehmertum verteufeln würde. Risiko gehört dabei ebenso dazu wie Gewinne. Neue Arbeitsplätze ebenso wie eine Villa, Fehler wie Erfolge. Erst die nächsten Monate werden über das Wirken René Benkos Klarheit bringen, zu dicht ist derzeit noch der Nebel der Spekulationen. Dass er als Bedingung für seinen Rückzug gefordert hat, dass die Investoren weiter an das Unternehmen glauben und in dieses einzahlen sollten, ist aber im Abgang ein richtiger Zug. Auch wenn er sonst in Sachen Kommunikation und Transparenz einiges zu wünschen übrig gelassen hat.
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