Renationalisierung ist für Kapsch TrafficCom eine „Katastrophe“

Renationalisierung ist für Kapsch TrafficCom eine „Katastrophe“
Die Vergabe Großprojekte bei Mautsystemen sind passé, Kapsch TrafficCom muss sich mit kleineren Aufträgen durchschlagen.

Die Welt des Mautsystem-Anbieters Kapsch TrafficCom befindet sich in einem radikalen Umbruch. Das Unternehmen muss sich von Großprojekten verabschieden und mit kleineren und mittleren Projekten sein Auskommen finden. „Große Aufträge, wie in Weißrussland über 20 Jahre laufen zwar gut, gibt es aber kaum mehr“, sagt Kapsch-TrafficCom-Vorstandsvorsitzender Georg Kapsch.

„Es gibt leider die Tendenz zur Renationalisierung in Europa, was gesellschaftspolitisch und wirtschaftlich eine Katastrophe ist“, so Kapsch. Manche Länder würden einheimische Unternehmen favorisieren, was teilweise EU-widrig sei. Sie würden damit aber „auf die Nase fallen“, weil diese Anbieter den Aufgaben oft nicht gewachsen seien.

Derartiges erlebt Kapsch derzeit in Polen, wo eine Ausschreibung eines Mautprojekts gestoppt wurde, weil die Regierung dessen Betrieb verstaatlichen will. Probleme hat Kapsch TrafficCom auch in Tschechien, wo das Unternehmen nicht als Billigstanbieter eingestuft wurde und deshalb Rechtsmittel ergriffen hat. Die Ausschreibung wurde daraufhin gestoppt.

Großer Aufwand

Neue Projekte hat sich Kapsch dafür in Sambia, Bulgarien und den USA gesichert, doch ist offen, wie weit diese die großen Ausfälle in Europa kompensieren können. Der Umsatz von Kapsch TrafficCom legte 2017/’18 zwar um fast sieben Prozent auf 693,3 Millionen Euro zu, das Betriebsergebnis sank jedoch zum dritten Mal in Folge, diesmal um 16,7 Prozent auf 50,1 Millionen Euro.

Kapsch führt das auf die neuen, kleiner dimensionierten Projekte zurück, die große Vorinvestitionen und mehr Mitarbeiter bedürften. „Wichtig ist es, Marktanteile zu gewinnen, um im Endausscheidungsrennen vorne zu bleiben“, sagt Kapsch. Das Unternehmen befinde sich hier in einer guten Position. Die Umsatzentwicklung stimme, mit der Spanne sei man noch nicht dort, wo man hin wolle.

Das Thema City-Maut in Wien hält er grundsätzlich für eine Lösung des städtischen Verkehrsproblems. Allerdings müsse das Mautsystem mit einer intelligenten Parkraumbewirtschaftung kombiniert sein. Größere Fahrzeuge und Fahrten zu Stoßzeiten und weiter ins Zentrum hinein könnten so höher besteuert werden, als kurze Fahrten mit kleinen Autos zu Randzeiten. Wien würde sich durch den Ring, den Gürtel und die sternförmig aus dem Zentrum führenden Straßen gut eignen.

Kommentare