Renate Anderl: Stetiger Aufstieg zur AK-Präsidentin

Renate Anderl
Die 55-Jährige gilt als sehr engagiert und menschlich integer. Skeptiker zweifeln an ihrer Durschlagskraft.

Renate Anderls bevorstehender Aufstieg zur Arbeiterkammer-Vorsitzenden bedeutet den Höhepunkt einer gewerkschaftlichen Bilderbuchkarriere. Ihre berufliche Laufbahn begann als Sekretärin in der Metaller-Gewerkschaft, über diverse politische Funktionen in dieser stieg sie 2014 zur ÖGB-Frauenchefin und Vizepräsidentin auf, um nun die größte Arbeitnehmer-Organisation Österreichs zu leiten.

Skeptiker in der Gewerkschaft sind nicht sicher, ob die 55-Jährige die nötige Durchschlagskraft haben wird, die AK in einer für die Kammer schwierigen Situation durch die kommenden Jahre zu lotsen. Denn die Regierung hat bereits klar gemacht, dass sie von der Organisation Einsparungen erwartet. Erfolgen diese nicht, könnten ÖVP und FPÖ den Geldfluss an die Kammer gesetzlich drosseln.

Zudem haben Schwarz und Blau durchaus Reformen bzw. Einschnitte im Regierungsprogramm, die von der AK wohl mit kräftigem Gegenwind bedacht werden (müssen). Bisher hat Anderl nicht unbedingt die Öffentlichkeit gesucht, dies wird die erst zweite weibliche Vorsitzende der Kammer nach Lore Hostasch in neuer Funktion wohl ändern müssen.

Engagiert und integer

Persönlich gibt es in der Gewerkschaft nur wenige, die der künftigen AK-Präsidentin ihren Aufstieg missgönnen. Anderl gilt nicht nur als sehr engagiert sondern auch als menschlich integer. In der Gewerkschaft war sie in diversen Betriebsratsfunktionen aktiv, bis heute wird ihr nachgesagt, dass es für sie keine zu kleinen Anliegen gibt.

Katzenfreundin aus Favoriten

Die Katzenfreundin stammt aus einfachen Verhältnissen in Wien-Favoriten und ist auch mit ihrem steigenden beruflichen Erfolg nie abgehoben. Als ihr wesentlichster Förderer gilt der legendäre Metaller-Chef Rudolf Nürnberger, der die verheiratete Mutter eines Sohns und Oma eines Enkels in den späten 1980er-Jahren zur Leiterin der neu geschaffenen Frauenabteilung in ihrer Gewerkschaft machte.

Ihr gewerkschaftlicher Aufstieg begann so richtig im Jahr 2008, als sie zur Frauenvorsitzenden bei den Metallern wurde und in den ÖGB-Bundesvorstand einzog. 2014, als Sabine Oberhauser in die Regierung wechselte, wurde Anderl ÖGB-Frauenchefin und stellvertretende ÖGB-Präsidentin. Ein Jahr später kam noch ein Mandat im Bundesrat hinzu, einen Sitz im Nationalrat verpasste sie bei der Wahl im vergangenen Oktober nur knapp.

AK-Wahl 2019

Schon in einem Jahr wird Anderl erstmals an vorderster Front stehen, wenn es in einen Urnengang geht. Bei der AK-Wahl haben die sozialdemokratischen Gewerkschafter eine große Mehrheit zu verteidigen. Hier könnte es allerdings sogar hilfreich sein, dass die SPÖ nicht mehr in der Bundesregierung vertreten ist. Denn gerade Schwarz-Blau I bescherte den roten Gewerkschaftern bei den AK-Wahlen 2004 herausragende Resultate - und damals stand mit Herbert Tumpel auch ein Funktionär an der Spitze, der nicht unbedingt als "Rampensau" galt.

Zur Person

Renate Anderl, geboren am 5. September 1962 in Wien, verheiratet, ein Sohn, ein Enkel. Gelernte Sekretärin. Ab 1980 administrative Beschäftigte in der Metallergewerkschaft (pro-ge). Ab 2003 Bundesfrauensekretärin der Metallergewerkschaft, ab 2008 Frauenvorsitzende. Seit 2014 ÖGB-Frauenchefin und ÖGB-Vizepräsidentin. Ab 2015 Mitglied des Bundesrats. Mitglied des Vorstands der Bundesarbeitskammer sowie der AK Wien.

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