Remus-Chef Zöchling: "Manuelle Arbeiten ins Ausland verlagert"

Zöchling gestikuliert vor einem abstrakten Gemälde.
Der steirische Industriekonzern nimmt nach einer tiefen Umsatzdelle im Vorjahr wieder in Fahrt auf. Der Auftragsbestand beträgt insgesamt 939 Millionen Euro.

Die Krise in der Automobilindustrie hat auch vor dem steirischen Zulieferkonzern Remus, bekannt für seine Premium-Auspuffanlagen, nicht halt gemacht. Im Vorjahr musste das Unternehmen um Stephan Zöchling einen Umsatzeinbruch von 42 Prozent auf 136 Millionen Euro verdauen, wie aus der kürzlich beim Firmenbuch eingereichten Bilanz 2024 hervorgeht. Trotz des Dämpfers haben die Voitsberger aber 26,5 Millionen Bilanzgewinn geschrieben.

„Wir haben einen großen Daimler-Auftrag für den Mercedes G nicht verlängert, der in Österreich nicht mehr kostendeckend zu machen war und dementsprechend haben wir auch 140 Leute abgebaut“, erklärt Zöchling dem KURIER. Er hat aber den Konzern, der etwa 1.500 Mitarbeiter beschäftigt, in den vergangenen Jahren breiter aufgestellt.

Unter anderem durch den Zukauf der italienischen GLM-Gruppe, die in Pescara, in Serbien und Mexiko produziert. Remus selbst werkt mit 350 Mitarbeitern in Bosnien. In Voitsberg gibt es nur noch 250 Mitarbeiter.

„Wir produzieren mit Remus, der WE Form in Vorarlberg und der GLM in Süditalien nicht nur Auspuffsysteme, sondern Medienleitungen, Flüssigkeitsleitungen, Kühlleitungen und Ladeluftleitungen, deshalb sind wir nicht vom Verbrennungsmotor abhängig, sondern wir machen viele Metallkomponenten, die mit dem Verbrennungsmotor nichts zu tun haben“, sagt Zöchling. „In Vorarlberg bei der WE Form machen wir zum Beispiel Rahmen für E-Bikes.“

Der Auftragsbestand für die nächsten Jahre kann sich sehen lassen. Bei Remus in Voitsberg liegt er bei 265 Millionen Euro, bei WE Form bei rund 185 Millionen Euro und bei der italienischen GLM bei fast 489 Millionen Euro. Das heißt, für die Auslastung der Werke ist gesorgt.

Auftrag von Lamborghini

„Wir gewinnen laufend Aufträge, insbesondere von der deutschen Industrie. Wir haben einen großen Auftrag von Lamborghini gewonnen, der muss halt aufgrund der Kostenvorgabe in Bosnien produziert werden“, sagt Zöchling.

Mit einem Ende der Krise in der Autoindustrie rechnet der Unternehmer erst 2028. „Die E-Mobilität funktioniert ja so nicht, wie es manche Grüne gerne hätten“, sagt Zöchling. Im Premium-Segment, das Remus beliefert, sei diese kaum ein Thema.

Kunde Porsche

„Ein McLaren oder ein Aston Martin, den wir beliefern, wird kein E-Auto bauen. Gott sei Dank sind die vernünftig genug“, sagt der Unternehmer. „Porsche macht gerade einen Salto rückwärts und baut den Macan wieder mit Verbrennungsmotor. Wir sind Lieferant und machen die Leitungen für den Porsche 911.“

Generell sehe er der Entwicklung „mit positivem Spirit“ entgegen. Remus werde weiter im Verbrenner-Geschäft reüssieren. So wird vor allem am Stammsitz in Voitsberg Automatisierung großgeschrieben, die handarbeitsintensiven Arbeiten werden ins Ausland verlagert. So seien die Lohnkosten in Italien um 30 Prozent niedriger sind als in Österreich.

Übernahmen geplant

„Die Verlagerung ist notwendig, weil wir sonst nicht mehr wettbewerbsfähig sind“, sagt Zöchling. „Mit der Produktion im Ausland kann ich zumindest die Technologie, die Konstruktion, den Werkzeugbau und das Know-how in Österreich halten.“ Insgesamt wird Remus heuer rund 200 Millionen Euro Umsatz erwirtschaften.

Und auch Übernahmen sind geplant. Zöchling: „Wir schauen uns laufend mögliche Akquisitionen an, vor allem kleine italienische und deutsche Metallverbeiter.“

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