Red Bull stutzte der Konkurrenz in den Regalen angeblich die Flügel

FILE PHOTO: Cans of Red Bull Energy Drink are displayed on a shelf in a supermarket
Die EU-Kommission hat eine Untersuchung wegen des Verdachts der Wettbewerbsbeschränkung eingeleitet. Der Getränke-Riese hat stets die Vorwürfe bestritten.

Dem Salzburger Energy-Drinkhersteller Red Bull, der im Vorjahr 11,2 Milliarden Euro Umsatz erwirtschaftet hatte, könnte eine hohe Millionenstrafe durch die EU-Kommission drohen. Denn die Brüsseler Behörde hat am Donnerstag bekannt gegeben, dass sie ein kartellrechtliches Verfahren eingeleitet hat. Red Bull steht im Verdacht, den Wettbewerb illegal eingeschränkt zu haben.

Die EU-Kommission will nun prüfen, ob der Getränkeriese Einzelhändler und Großhändler dazu angestiftet hat, Konkurrenzprodukte mit einem Volumen mit mehr als 250 Millilitern aus dem Sortiment zu nehmen beziehungsweise weniger sichtbar in den Regalen zu platzieren. Betroffen sollen vor allem Supermärkte und Tankstellenshops sein. Im Gegenzug hätten die Händler „Sonderzahlungen, Boni und Rabatte“ kassiert.

Category Manager

Außerdem dürfte Red Bull als sogenannter „Category Manager“, sprich Sortimentsbetreuer fungiert und diese Rolle zum eigenen Vorteil ausgenutzt haben. Da bedeutet, dass das Unternehmen Einfluss unter anderem auf die Platzierung und Werbung von Produkten der Mitbewerber genommen haben soll. Betroffen könnte der größte Konkurrent von Red Bull, US-Energydrink-Hersteller Monster Energy, sein.

Die Brüsseler Behörde verdächtigt Red Bull, die Benachteiligungsstrategie mindestens seit 2019 in den Niederlanden umgesetzt haben.

Verschiedene Märkte

Aber auch in Belgien, Estland, Frankreich und Litauen soll es eine Verdachtslage geben. Außerdem steht Red Bull laut Aktenlage im Verdacht insbesondere in Deutschland und den Niederlanden seit zumindest 2020 eine „Verunglimpfungskampagne durchgeführt zu haben“, um den Verkauf von Konkurrenzprodukten zu beschränken.

In den Niederlanden hat der Konzern laut EU-Wettbewerbsbehörde offenbar eine marktbeherrschende Stellung im Großhandel mit Marken-Energydrinks.

„Wir wollen prüfen, ob diese Praktiken dazu beitragen, die Preise hochzuhalten und die Auswahl an Energydrinks für Verbraucher einzuschränken“, sagte Kommissionsvizepräsidentin Teresa Ribera. Es ist laut EU-Kommission das erste Mal, dass sie einen möglichen Missbrauch einer Category-Management-Position untersucht.

Vorwürfe bestritten

Sollte sich der Verdacht bestätigen, könnte Red Bull gegen das EU-Verbot des Missbrauchs einer marktbeherrschenden Stellung verstoßen haben. Die Kommission betonte, die Einleitung des Verfahrens sei keine Vorentscheidung über den Ausgang der Untersuchung.

Die EU-Behörde hat Red Bull zumindest seit 2023 im Visier. Im März dieses Jahres hatten die EU-Wettbewerbshüter eine Razzia beim Getränke-Riesen durchgeführt. Im Auftrag der Kommission führte die Bundeswettbewerbsbehörde (BWB) die Hausdurchsuchungen in Österreich durch.

Der Weltmarktführer von Energy Drinks mit Sitz in Fuschl am See hat die Vorwürfe stets zurückgewiesen. Als Maximalstrafe drohen schlimmstenfalls bis zu zehn Prozent des Umsatzes.

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