Rekordwachstum: Die Welt kauft groß in China ein

Rekordwachstum: Die Welt kauft groß in China ein
Globale Konjunktur-Lok: Chinas Wirtschaft wächst im ersten Quartal dank kräftiger Exporte um 18 Prozent. Aber auch die Binnenkonjunktur zieht an

An Rekorde und Superlative hat man sich bei China ja schon gewöhnt, aber die neuesten Daten aus Peking lassen dann doch aufhorchen: Chinas Wirtschaftswachstum lag in den ersten drei Monaten dieses Jahres bei sagenhaften 18,3 Prozent. Und damit so hoch wie noch nie seitdem vor gut 30 Jahren begonnen wurde, solche Quartalswerte überhaupt aufzuzeichnen.

Klar, in diesem Rekordwachstum ist auch ein erheblicher Statistikeffekt enthalten. Schließlich kam im Vorjahr – angesichts des ersten, massiven Lockdowns – auch Chinas Wirtschaft für mehrere Wochen zum völligen Stillstand. Das Bruttoinlandsprodukt schrumpfte im ersten Quartal 2020 um mehr als sechs Prozent. Doch seither geht es stetig bergauf.

Faktum ist also: Während sich Europa mit Corona herumschlägt und hofft, dass seine Wirtschaft im Kampf gegen die Pandemie nicht völlig vor die Hunde geht, laufen Chinas Fabriken wieder auf Hochtouren, werden neue Jobs geschaffen und wird zeitgleich massiv in die Infrastruktur investiert.

Gigantisches Projekt

Neben neuen Autobahnen oder Bahnverbindungen ist aktuell das größte Wasserkraftwerk der Welt am Oberlauf des Brahmaputra in Tibet in Planung. Es soll drei Mal so groß werden wie der seinerzeit so umstrittene Drei-Schluchten-Damm am Jangtsekiang. Das Projekt dürfte noch für gehörige politische wie gesellschaftliche Spannungen sorgen.

Dessen ungeachtet ist in den Millionenmetropolen mittlerweile auch der Konsum wieder angesprungen. Lange Zeit hat es so ausgesehen, als ob sich die chinesischen Haushalte noch länger zurück halten werden – angesichts einer vergleichsweise schwachen sozialen Absicherung, neuer, lokaler Lockdowns und dem Reiseverbot für Millionen rund um das Neujahrsfest im Februar. Doch jetzt scheint die Kauflaune zurück zu sein. Im März stiegen die Einzelhandelsumsätze um 34,2 Prozent.

Auto-Rekordverkäufe

Die kräftige Nachfrage spüren auch europäische Firmen, die in China tätig sind.

Allen voran die deutschen Autobauer, wovon wiederum Österreichs Zulieferindustrie profitiert. Volkswagen, Daimler, Porsche – alle melden Rekordverkäufe in China. Aber vor allem brummt das Exportgeschäft: Europa und die USA kaufen mehr denn je in China ein.

Salopp formuliert, haben die Amerikaner jetzt begonnen, das viele Geld aus dem gigantischen Konjunkturpaket ihres neuen Präsidenten auszugeben. Sie kaufen Waren wie Computer und Möbel, die in China produziert werden. Detto in Europa: Von Laptops bis zu Anti-Corona-Masken kommt sehr vieles aus China – das Land gilt als der „Krisengewinner“. Europas Handelsbilanzdefizit gegenüber China hat sich zuletzt um weitere 1,5 auf 32,5 Milliarden Euro erhöht.

Die hohe globale Nachfrage nach Mikroelektronik und Halbleitern hat im Vorjahr auch dazu geführt, dass neben China nur Taiwan unter den Top-25-Volkswirtschaft der Welt Wachstum verzeichnen konnte, weiß Industrie-Chefvolkswirt Christian Helmenstein. Die Rufe werden immer lauter, Europa müsse technologisch aufrüsten, um bei Zukunftsthemen wie Klimaschutz, Digitalisierung, Batteriefertigung oder Mikroelektronik nicht endgültig abgehängt zu werden.

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