Regierung weitet Saisonier-Kontingent im Tourismus aus

Regierung weitet Saisonier-Kontingent im Tourismus aus
Wirtschaft freut sich, Gewerkschaft übt scharfe Kritik. Es gibt 170 zusätzliche Plätze gibt es für Kärnten, 30 für Niederösterreich.

Um den großen Bedarf an Arbeitskräften im Tourismus etwas entgegenzukommen, stockt das Wirtschaftsministerium das Kontingent für Saisonarbeiterinnen und -arbeiter von außerhalb der EU auf. Konkret werden 200 neue Kontingentsarbeitsplätze zusätzlich zu den bisher 4.295 geschaffen, wie Wirtschaftsminister Martin Kocher (ÖVP) am Mittwoch vor dem Ministerrat ankündigte.

Von den neuen Kontingentplätzen sollen voraussichtlich 170 auf Kärnten entfallen, weitere 30 auf Niederösterreich, hieß es. In den beiden Bundesländern sei der Bedarf für die bevorstehende Sommersaison besonders groß, meinte Kocher. Durch die Aufstockung der Kontingente könne die Regierung einen Beitrag dazu leisten, dass Tourismusbetriebe in der bevorstehenden gut gebuchten Sommersaison genug Möglichkeiten haben, Personal zu finden.

Die Zahl der zusätzlichen Plätze klinge "vielleicht überschaubar", meinte Tourismus-Staatssekretärin Susanne Kraus-Winkler (ÖVP), für die beiden Bundesländer sei es aber ein wichtiger Schritt. In Kärnten gibt es derzeit 292 Kontingentplätze, in Niederösterreich 68, im Vergleich dazu verfügen Tirol und Salzburg jeweils über mehr als 1.200 Plätze.

Für saisonale Spitzenzeiten können die Kontingente um 50 Prozent überschritten werden. Dennoch kam es im vergangenen Jahr laut Wirtschaftsministerium in diesen Zeiten zu einer Vollauslastung der Kontingente inklusive Überziehungsrahmen.

Ende April waren beim Arbeitsmarktservice (AMS) rund 10.000 offene Stellen im Tourismusbereich gemeldet. Zugleich gab es einen Beschäftigungsrekord - rund 195.000 Personen waren zu diesem Zeitpunkt und damit außerhalb der Hauptsaison unselbstständig im Tourismus beschäftigt.

Keine Abschaffung der Kontingente

Forderungen nach einer Abschaffung der Saisonkontingente, wie sie Touristiker fordern, erteilte Kocher erneut eine Absage. Grundsätzlich sei die derzeitige Lösung gut, sagte er und verwies auf die Einführung der Stammsaisonier-Regelung und den Trend zu mehr Ganzjahresarbeitsplätzen. Über die Rot-Weiß-Rot-Karte seien im Vorjahr 1.064 Drittstaatenangehörige für Ganzjahresarbeitsplätze im Tourismus nach Österreich gekommen, so der Wirtschaftsminister.

Während die Wirtschaft die Aufstokkung der Kontingente begrüßt, kommt von der Gewerkschaft vida scharfe Kritik. Die Maßnahme der Regierung sei weder kreativ noch nachhaltig. „Regelmäßig das Kontingent der Saisonarbeitskräfte aus dem Ausland hochzuschrauben und die Arbeitsbedingungen dabei links liegen zu lassen, lehnen wir entschieden ab.“

Zur erwarteten Entwicklung in der nun anlaufenden Sommersaison gab sich Kraus-Winkler zurückhaltend, aber doch tendenziell positiv. Erste Analysten ließen leichte Steigerungen erhoffen, aber es seien große Verschiebungen möglich. Denn bei den Vorausbuchungen schaue es sehr unterschiedlich aus, so die Staatssekretärin. Die potenziellen Österreich-Gäste schauten sich kurzfristig das Wetter an. Das Vorjahresergebnis könnte gehalten oder leicht überschritten werden, hoffte Kraus-Winkler.

Gefragt zum Arbeitskräftemangel, der den Tourismus betrifft, sagte Kraus-Winkler, dass man verstärkt auf Mitarbeitende aus Drittstaaten setzen müsse. Im Jahresschnitt arbeiteten in der Branche in Österreich etwa 45 Prozent Österreicherinnen und Österreicher, 35 Prozent Menschen aus dem EU-Ausland, 7 Prozent aus europäischen Drittstaaten und 13 Prozent aus außereuropäischen Drittstaaten.

Im heimischen Wintertourismus sind in der abgelaufenen Saison 2023/24 mit 71,12 Millionen Übernachtungen fast so viele gezählt worden wie in der Rekordsaison 2018/19 mit 72,9 Millionen. Damit habe man "recht gut an die letzte Vor-Coronasaison angeschlossen und die drittbeste Saison seit Beginn der Zählungen verzeichnet", sagte Kraus-Winkler. 

Rekord im Städtetourismus

Erfolgsfaktor war im Speziellen auch der Städtetourismus, angeführt von Wien. Dieser erreichte für sich - mit 11,5 Mio. Nächtigungen nach 11,1 Mio. im Rekordwinter 2018/19 - einen neuen Rekord.

Im Vergleich zum Winter 2022/23 stieg die Zahl der Nächtigungen um 2,6 Prozent und die Zahl der Gäste um 5,5 Prozent. Kraus-Winkler sah darob eine "noch positivere Bilanz als vor einem Jahr".

54,9 Mio. Übernachtungen entfielen auf Gäste aus dem Ausland. 77 Prozent davon stammten von Deutschen. Trotzdem: Bei Menschen aus dem mit riesigem Abstand wichtigsten Herkunftsmarkt gab es ein Nächtigungsminus von 2,6 Prozent von 26,9 auf 26,2 Millionen. Den Wegfall von russischen Gästen machten jene aus den Niederlanden wett, sagte Kraus-Winkler. Hier gab es ein Plus von 6,5 Prozent, zudem wird nun besonders auf die Niederländer auch als Sommergäste gesetzt und der Markt eigens beackert, kündigte die Politikerin etwa eine Delegationsreise noch dieser Tage dorthin an.

Österreicher urlauben in Österreich

Zweitwichtigster Gast in Österreich waren einmal mehr Herr und Frau Österreicherin selbst - mit einem Anteil von 22,9 Prozent (Deutschland: 36,9 Prozent; Niederlande 9,4 Prozent). Verglichen mit der Rekordsaison 2018/19 blieb die Zahl mit einem Mini-Rückgang von 16,5 auf nunmehr 16,3 Mio. Nächtigungen im Rahmen der statistischen Schwankungsbreite stabil, erläuterte Statistik-Austria-Chef Tobias Thomas.

Kommentare