Refurbed: Wie geht es dem österreichischen Web-Start-up heute?

Refurbed Handy bei der Reparatur
Nach Höhen und Tiefen ist das Unternehmen heute in elf Märkten tätig und will in Zukunft noch weiter expandieren.

Moderne Smartphones, aber nachhaltig und zu einem günstigen Preis das Geschäftsmodell von Refurbed, einer Online-Plattform für generalüberholte Elektrogeräte, klang von Beginn an vielversprechend. 

Trotzdem hat das Unternehmen in den acht Jahren seit seiner Gründung Höhen und Tiefen durchlebt, wie Co-Gründer und Geschäftsführer Peter Windischhofer im KURIER-Interview erzählt.

Bereits mehrere Monate nach der Gründung 2017 war die erste Finanzierungsrunde abgeschlossen, erzählt Windischhofer. Nach nur einem Jahr expandierte das Unternehmen ins Ausland.

Verschiedene Sprachen und Währungen wurden zum Verhängnis

"Zu schnell", wie Windischhofer heute weiß. Besonders die unterschiedlichen Sprachen und Währungen seien für das junge Unternehmen herausfordernd gewesen. „Ein Handy in Polen zu verkaufen ist einfach etwas anderes als es in Österreich zu verkaufen.“

Das internationale Geschäft wurde damals deswegen bereits nach kurzer Zeit wieder zurückgefahren, um sich auf den deutschsprachigen Raum konzentrieren zu können. Dort ist Refurbed heute die am schnellsten wachsende Online-Plattform

Und auch in anderen europäischen Märkten, wie etwa in Schweden, Tschechien oder Italien, ist Refurbed heute wieder aktiv. "Mit unserer jetzigen Größe macht das internationale Geschäft mehr Sinn", fasst Windischhofer zusammen.

Refurbed Geschäftsführer Peter Windischhofer

Refurbed-Gründer und Geschäftsführer Peter Windischhofer

Mittlerweile sei Refurbed profitabel und benötige kein zusätzliches Kapital mehr. Seit der Gründung wurden auf der Plattform Produkte im Wert von zwei Milliarden Euro gehandelt

Kundenzufriedenheit war von Beginn an das Erfolgsrezept

Das Erfolgsrezept des Unternehmens liege in der Kundenzufriedenheit, ist sich Windischhofer sicher. Diese werde vor allem durch die strikte Kontrolle der mittlerweile rund 300 Partnerunternehmen (der sogenannten Reseller) erreicht. 

Denn Refurbed handelt selbst nicht mit den gebrauchten Produkten, sondern bietet Händlern eine Plattform, auf der sie Kunden mit ihren erneuerten Waren erreichen.

Auch das Kundenfeedback war für Windischhofer von Anfang an wichtig: „Zu Beginn habe ich alle unsere Kunden persönlich angerufen und gefragt, ob sie zufrieden sind. Außerdem habe ich gefragt, wie sie von Refurbed erfahren haben. Bei den meisten war es durch Mundpropaganda“, erzählt Windischhofer. 

Eine wertvolle Information für das Unternehmen, das deswegen hohe Ausgaben für Marketing und Werbung einsparen konnte.

Generalüberholte Handies Refurbed

Partnerunternehmen sanieren die Geräte und verkaufen sie über die Plattform.

Trotzdem sei Unternehmertum immer auch mit Herausforderungen verbunden –  und das nicht nur in der Phase direkt nach der Gründung: "Ich würde nicht sagen, dass es heute einfacher ist. Die Schwierigkeiten sind einfach andere."

Refurbed musste einige Angestellten kündigen

So leide Refurbed unter der Bürokratie in Österreich, die auch vermehrt internationale Investoren abschrecke, beklagt Windischhofer. Auch bei der Zahl der Mitarbeiter gab es in den vergangenen Monaten Anpassungen. So arbeiteten bei Refurbed Ende 2024 noch 350 Mitarbeiter in ganz Europa verteilt. 

Im Februar hatte das Unternehmen Medienberichten zufolge angekündigt, rund 20 Prozent seiner Belegschaft kündigen zu wollen. Das Ziel war "schlanker und effizienter zu werden, um langfristig zu wachsen", hieß es damals. Mittlerweile spricht der Geschäftsführer von 250 Mitarbeitern, die Refurbed beschäftigt.

Woom Refurbished

Bei Refurbed gibt es mittlerweile nicht mehr nur generalüberholte Elektronik, sondern auch etwa Kinderfahrräder und Küchengeräte.

2022 startete das Unternehmen einen neuen Geschäftszweig mit Kleidung aus recycelten Rohstoffen. Nach rund einem Jahr wurde das Vorhaben wieder verworfen. Zu hoch waren die Preise für die Kleidungsstücke und zu gering die Auswahl.

Kinderwagen, Fahrrad, Staubsauger und Küchenmaschine

Andere Erweiterungen des Angebots seien wiederum erfolgreich gewesen, erzählt Windischhofer. Mittlerweile gibt es auf Refurbed neben Staubsaugern und Küchenmaschinen auch Kinderwagen und -fahrräder zu kaufen. Trotzdem bleiben Elektrogeräte die Verkaufsschlager auf der Website. 

In Zukunft soll das Sortiment weiter vergrößert werden. Außerdem plant Refurbed, innerhalb Europas weiter zu expandieren.

Auch die Europäische Union würde helfen, da in den Mitgliedsstaaten die rechtlichen Rahmenbedingungen weitgehend gleich sind. Für die Zukunft wünscht sich Windischhofer von der europäischen Politik eine noch weitreichendere Harmonisierung, um Unternehmen wie Refurbed das grenzüberschreitende Wachstum zu erleichtern.

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