Elephantskin: Wie es dem Handschuh-Start-up jetzt geht

Gründungsjahr 2020, mitten in der Corona-Pandemie. Will da jemand rasch Kapital aus einem Nachfrageboom schlagen? „Am Anfang wurden wir belächelt, man traute uns nicht zu, dass wir Corona überleben“, erzählt Raphael Reifeltshammer, Gründer und Geschäftsführer der Susta Sustainable Merchandise Handels GmbH dem KURIER.
Tatsächlich entsprang seine „Pandemie-Gründung“ aus einem Umwelt- und Hygiene-Problem, das während Corona besonders akut war. Der Einsatz von Einweghandschuhen stieg sprunghaft an und damit auch die Müllmenge. Der Salzburger Ex-Profifußballer Reifeltshammer, der mit Fußballtransfers Geld verdiente, entschied sich, etwas dagegen zu tun. Er entwickelte mit Elephantskin einen waschbaren Bio-Baumwoll-Handschuh als Alternative zum Einweg-Gummihandschuh.
Die inzwischen patentierten Handschuhe sind mit einer antiviralen und antibakteriellen Technologie behandelt und bauen somit Bakterien und Viren auf der Handschuh-Oberfläche ab. Sie bestehen aus nachhaltigen Materialien, sind atmungsaktiv, Touchscreen kompatibel und viele Male waschbar, ohne dass sie ihre Funktionalität verlieren.

Elephantskin-Gründer Raphael Reifeltshammer
Weniger Plastikmüll
„Ein Handschuh von uns ersetzt 12.000 Mehrweghandschuhe“, sagt Reifeltshammer. Die Kosten würden um die Hälfte reduziert, der Plastikmüll um 99 Prozent, der CO2-Fußabdruck um 95 Prozent. Auch Hautirritationen gebe es weniger, was beim täglichen Einsatz etwa in der Systemgastronomie nicht unwesentlich sei.
Beim ersten KURIER-Artikel 2021 hatte Elephantskin bereits mehr als eine Million Handschuhe verkauft, der Vertrieb lief über Einzelhändler. Obwohl schon Vertriebspartner da waren, scheuten die Banken eine Zwischenfinanzierung, berichtet Reifeltshammer von der Anfangsphase. „Keine Bank wollte mir Geld geben.“
Daher sei er „All-in“ gegangen und habe alles zu 100 Prozent selbst finanziert. Weil sich das Produkt gut verkaufte, waren keine Finanzierungsrunden nötig. Die Kosten sind überschaubar, das Start-up kommt mit drei Mitarbeitern aus, die Handschuhe werden von Auftragsfertigern in vier verschiedenen Ländern hergestellt. Nach der Pandemie änderte Reifeltshammer seine Strategie, kehrte dem Einzelhandel den Rücken – „viel zu hohe Marketingkosten“ - und wandte sich dem B2B-Business zu, speziell mit der Hotellerie und Gastronomie. So gelang mit der Hotelkette Accor ein Vertrag mit 32 Ländern.
Keine Mitbewerber
„Die machten eine Ausschreibung, aber es hat sich kein zweiter Mitbewerber gefunden, der ein ähnliches Produkt angeboten hat“, erzählt der Jungunternehmer, der zuvor schon Erfahrung mit einem Sonnenbrillen-Start-up machte. Auch die Pizzakette Domino’s fand Gefallen an der Innovation. Ende des Vorjahres kam die Hospitality-Gruppe Abu Dhabi National Hotels dazu. Im Jänner schloss Elephantskin eine strategische Partnerschaft mit der britischen McWin Capital Partners (McWin), der an Restaurantketten wie Subway, Burger King oder L’Osteria beteiligt ist. Bei Subway in Frankreich werden Elephantskin-Handschuhe bereits getragen.

US-Markt im Visier
Die Exportquote beträgt mehr als 90 Prozent. Derzeit ist der Nahe Osten der größte Markt, hier sei das Hygienebewusstsein gerade groß im Kommen. Noch heuer ist der Markteintritt in das Fastfood-Land USA geplant. Fastfood-Restaurants seien der größte Arbeitgeber in den USA, das Potenzial an Handschuhträgern also riesig, schwärmt Reifeltshammer. Lokale Produktion sei hier ein Thema.

Wie geht es strategisch weiter? Reifeltshammer überrascht mit der Aussage, selbst gar keine langfristigen Ziele mit seiner Gründung zu verfolgen. Für ein Start-up wie das seine sei es wichtig, dass „ein, zwei Leute eine Vision vorantragen“, so Reifeltshammer, „wenn es in die Erweiterung geht, dann bin ich als Gründer raus, weil ich das gar nicht kann“.
Zunächst gehe es aber ums Skalieren und dafür wäre ein weltweiter Vertriebspartner ideal. Doch dieser muss erst gefunden werden. „Wir sind klar exit-getrieben, ich will kein Familienunternehmen machen und meinem Sohn übergeben“, ist der Gründer überzeugt. Mit den Erlösen würde er auch kein weiteres Start-up mehr gründen. „Unternehmertum ist für mich nach Elephantskin abgeschlossen, ich will dann für meine Familie da sein und das Leben genießen.“
Kommentare