RBI: "Wir müssen Gewaltakt meistern"

RBI: "Wir müssen Gewaltakt meistern"
Herbert Stepi, Chef der Raiffeisen Bank International, verdient zwar im Osten gut. Doch die Vorgaben der Aufsicht zwingen zu harten Einschnitten.

Wir mussten im dritten Quartal ein paar Federn lassen, aber das Rupfen ist uns erspart geblieben." Herbert Stepic, Boss der Raiffeisen Bank International (RBI), kann nach drei Quartalen auf ein solides Ergebnis seines in 18 Ländern vertretenen Konzern verweisen. Der Gewinn lag mit 745 Millionen Euro über den Analystenerwartungen.

Dennoch spürt auch die RBI die Krise. In Ungarn gibt es wegen hoher Kreditvorsorgen 286 Millionen Euro Verlust und bei der ukrainischen Tochter Aval droht eine Abschreibung. "Wir können schlechte Länder durch gute kompensieren", sagt Stepic.

Schuldenländer

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Bei Not leidenden Krediten gebe es insgesamt einen Rückgang, Staatsanleihen der Euro-Schuldenländer finden sich nur mit 405 Millionen Euro in den Büchern. "Wir haben nicht den Bedarf, reinen Tisch zu machen", kann sich Stepic einen Seitenhieb auf die Bilanz der Erste Bank nicht verkneifen.

Trotzdem muss die RBI harte Einschnitte vornehmen. Grund sind die Vorgaben der Europäischen Bankenaufsicht (EBA). Demnach muss sich die Bank und ihre Mutter RZB bis Mitte 2012 stärker gegen Krisen rüsten und folglich eine harte Kernkapitalquote von 9,0 Prozent aufweisen. Derzeit sind es bei der RBI 7,9 Prozent. Das erfordert einen Kapitalbedarf von 2,5 Milliarden Euro. Die Gruppe will aber zusätzlich vorsorgen und mit 20 Maßnahmen (siehe auch Grafik) sogar auf bis zu 3,6 Milliarden Euro kommen. Dazu könnte unter anderen der Rückzug "aus dem einen oder anderen Land" zählen. Stepic wollte dazu nicht konkreter werden.

Insider sehen als mögliche Kandidaten Slowenien. Dort ist die RBI nur die Nummer zehn und in den ersten drei Quartalen wurde ein Minus von fünf Millionen Euro geschrieben. Auch Weißrussland (Position Nummer Fünf) könnte wegen der unsicheren politischen Lage wackeln. In Ungarn werde man "aus heutiger Sicht" bleiben, sagt Stepic.

Weiters will er das Kreditwachstum einschränken. Das Portfolio könnte so um fünf bis sechs Milliarden Euro schrumpfen. Und auch ein Personalabbau - in der Wiener Zentrale über die natürliche Fluktuation - ist angedacht. Ob es nächstes Jahr eine Dividende für die RBI-Aktionäre gibt, ist noch offen.

Kritik übt Stepic an der EBA, deren Vorgaben ein "massiver und willkürlicher Eingriff" seien. Vor allem auf Unverständnis stößt, dass privates Partizipationskapital nicht als Kernkapital gerechnet wird. Die RBI will hier eine Änderung erreichen.

RBI: Bilanz nach neun Monaten

Quartalszahlen In den ersten neun Monaten des Jahres erzielte die RBI einen Gewinn von 745 Millionen Euro (minus 4,8 Prozent zum Vorjahreszeitraum). Im dritten Quartal betrug der Gewinn 130 Millionen Euro (minus 58 Prozent). Die harte Kernkapitalquote sank seit Jahresbeginn von 8,9 auf 7,9 Prozent. Konzernweit sind 60.000 Mitarbeiter tätig, davon 2700 in Österreich. Der Liquiditätspuffer beläuft sich auf 21 Milliarden Euro. Für Stepic eine ausreichend große Summe, um gegen eine Ausweitung der Krise gewappnet zu sein.

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