RBI mit deutlich gestiegenem Halbjahresgewinn

Die RBI bekommt ihr Geld zurück
Erwartungen für Kreditvolumen zurückgenommen. Noch keine Entscheidung zu Russland-Geschäft gefällt.

Das Russland-Geschäft hinterlässt seine Spuren in der Bilanz der Raiffeisen Bank International (RBI). Am Montagabend hat das Institut seinen Ausblick für das Gesamtjahr angepasst. So wurden die Erwartungen für das Kreditvolumen nach unten geschraubt und die Prognose für die Verwaltungsaufwendungen präzisiert. Zins- und Provisionsüberschuss dürften 2022 jedoch höher ausfallen, teilte die Bank mit. Der Halbjahresgewinn ist zudem kräftig gestiegen.

Die RBI rechnet für das zweite Halbjahr 2022 nun mit einem stabilen Kreditvolumen, "mit weiterhin selektivem Wachstum in Zentral- und Südosteuropa", heißt es in der Aussendung. Bei der Veröffentlichung der Zahlen zum ersten Quartal war noch von einem stabilen Kreditvolumen "mit einem Wachstum im mittleren einstelligen Prozentbereich" in den Kernmärkten der in vielen Ländern Osteuropas tätigen Bank die Rede gewesen. Seit Jahresbeginn verzeichnete die Bank ein Kreditwachstum von 7 Prozent, die gesamten Forderungen an Kunden lagen per Ende Juni bei rund 107,7 Mrd. Euro.

Erwartungen

Konkretisiert wurde weiters die Erwartung für die Verwaltungskosten. Inklusive Integrationskosten für Akquisitionen rechnet die Bank nun mit einem Aufwand zwischen 3,3 und 3,5 Mrd. Euro. Im Mai war eine Zunahme der Aufwendungen im oberen einstelligen Prozentbereich angepeilt worden. Im Geschäftsjahr 2021 betrugen die Verwaltungsaufwendungen knapp 3 Mrd. Euro.

Steigerungen erwartet die Bank beim Zins- und Provisionsüberschuss. Für 2022 wird ein Zinsüberschuss zwischen 4,3 und 4,7 Mrd. Euro und ein Provisionsüberschuss von mindestens 2,7 Mrd. Euro erwartet. Ohne Russland und Belarus dürften der Zins- sowie der Provisionsüberschuss heuer voraussichtlich um rund 20 bzw. zehn Prozent nach oben gehen, teilte die Bank mit.

Zinsüberschuss

Im Halbjahr 2022 sorgten höhere Zinsen in Zentral- und Südosteuropa sowie Rubel-Aufwertungen gegenüber dem Euro für einen deutlich höheren Zinsüberschuss, dieser stieg auf 2,2 Mrd. Euro nach 1,5 Mrd. im Halbjahr 2021. Der Provisionsüberschuss - 1,6 Mrd. Euro, nach 903 Mio. in der Vorjahresperiode - wurde von der anhaltend starken Kundenaktivität und vom Devisengeschäft in Russland nach oben getrieben.

Unterm Strich erwirtschaftete die RBI im ersten Halbjahr 2022 1,7 Mrd. Euro Gewinn, das ist knapp doppelt so viel wie in der Vorjahresperiode (612 Mio. Euro). In dem Ergebnis ist der Gewinn in Höhe von 453 Mio. Euro aus dem verkauften Bulgarien-Geschäft inkludiert.

Keine Entscheidung

Eine Entscheidung, wie es mit dem Russland-Geschäft weitergehen soll, hat die Bank bis jetzt noch nicht getroffen. "Seit Monaten arbeiten wir sehr fokussiert und strukturiert an strategischen Optionen für unser Russlandgeschäft. Dieser Prozess trägt den noch nie dagewesenen und sich rasch verändernden Marktbedingungen in Russland Rechnung. Aufgrund der komplexen Situation und den sich laufend ändernden Rahmenbedingungen wird der Prozess noch einige Zeit in Anspruch nehmen", sagte RBI-Chef Johann Strobl laut Aussendung. Bei der Bilanz-Pressekonferenz zum Halbjahr wollte Strobl keinen Zeithorizont für eine Entscheidung nennen.

Die Vorsorgen für faule Kredite hat die Bank jedenfalls erhöht. Im Halbjahr beliefen sich die Risikovorsorgen (Wertminderungen auf finanzielle Vermögenswerte) auf 561 Mio. Euro, nach 319 Mio. im 1. Quartal 2022 und 100 Mio. Euro im ersten Halbjahr 2021.

Das Kreditgeschäft in Russland hat die RBI um 22 Prozent reduziert.

Keine Angaben

Dass die Bank zuletzt Stellenanzeige für neue Mitarbeitende in Russland geschaltet hat, wie Reuters berichtete, sei kein Zeichen für eine Tendenz zum Verbleib in Russland, so Strobl auf Nachfrage. "Der Ausstieg hat ja nichts mit den russischen Mitarbeitern zu tun, sondern mit den Beteiligungsverhältnissen der RBI". Per Ende Juni hatte die RBI in Russland 9.188 Mitarbeitende, per Ende März 9.663. Ende Juni 2021 waren es 8.763.

Welche Szenarien konkret geprüft würden, wollte Strobl nicht definieren. Möglicherweise ist ein Verkauf des Russlands-Geschäfts auch gar nicht so einfach. Die Schweizer Großbank Credit Suisse (CS) etwa wollte Anteile an seinen zwei Tochtergesellschaften in Russland verkaufen, wie die NZZ mit Verweis auf Nachrichtenagenturen berichtete. Ein Moskauer Gericht habe der Bank das aber verboten. Außerdem sei angeordnet worden, 10 Millionen Euro einzuziehen.

In der Ukraine offeriere die RBI weiter Dienstleistungen, je nach Fortschritt der Kriegshandlungen seien immer wieder Filialen geschlossen. In der Ukraine sind per Ende Juni 2022 6.260 Mitarbeitende für die RBI beschäftigt gewesen.

Insgesamt hat die RBI, die Österreich sowie Zentral- und Osteuropa als Kernmärkte hat, rund 44.000 Beschäftigte.

Die Aktie der RBI hat heute (Stand 12:10 Uhr) um 4,75 Prozent auf 12,57 Euro zugelegt. Seit Jahresbeginn hat sie gut 51 Prozent eingebüßt.

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