Rausverkauft: Diese österreichischen Traditionsmarken haben ausländische Eigentümer

Ob Privatisierungen, finanzielle Notlagen oder einfach ein gutes Geschäft machen: In den vergangenen Jahren haben in Österreich einige alteingesessene Betriebe und Konzerne den Besitzer gewechselt. Und zwar nicht innerhalb des Landes. Sondern sie wurden ins Ausland verkauft.
Aktuell kommen zwei Unternehmen mit Geschichte dazu. Zum einen ist dies Zweiradhersteller KTM. Dessen bisheriger Haupteigentümer Stefan Pierer hat sich übernommen und kämpft um sein Lebenswerk. Schon seit 2007 hat er mit der indischen Bajaj-Gruppe einen Partner, der auch an der börsenotierten Pierer Mobility beteiligt ist. Bajaj soll nun zum Retter werden, indem die Gruppe KTM 600 Mio. Euro zur Sanierung zur Verfügung stellt. Im Gegenzug werden die Inder Pierers Anteile an der gemeinsamen Gesellschaft übernehmen.
Zweites Unternehmen ist Palmers. Das 1914 gegründete Unternehmen meldete heuer im Februar Insolvenz an. Seither wurden 47 Filialen geschlossen, über hundert Beschäftigte gekündigt. Nun soll ein türkisches, börsenotiertes Textilunternehmen alle Anteile übernehmen und die Fortführung ermöglichen.

1 Skihersteller Atomic
Der Salzburger Skihersteller Atomic mit Sitz in Altenmarkt, gegründet 1955 von Alois Rohrmoser, wurde nach dem Konkurs 1994 vom finnischen Konzern Amer Sports geschluckt. Zu Amer gehören auch die Spormarken Salomon und Wilson. Amer Sports wiederum gehört seit 2019 zu knapp 95 Prozent einem internationalen Konsortium unter der Führung des chinesischen Sportriesen Anta Sports. Produziert werden die Atomic-Ski in Altenmarkt, es gibt auch ein Werk in Bulgarien. Die Skischuhe der Marke werden in Rumänien gefertigt. Atomic beschäftigt rund 1.000 Mitarbeiter.
2 Bank Austria und Bawag
Die Ursprünge der Vorgängerinstitute der Bank Austria – Creditanstalt (CA) und Länderbank – reichen bis 1855 zurück. Durch den Zusammenschluss der Länderbank mit der Wiener Zentralsparkasse (Z) entstand die Bank Austria. Diese übernahm 1998 die CA und wurde ihrerseits 2001 von der Münchener Hypovereinsbank (HVB) geschluckt. Die HVB gehört seit 2005 zur Mailänder UniCredit.
Die 1922 gegründete und im Besitz der Gewerkschaft stehende Bawag musste bald nach der Übernahme der PSK wegen verlustreicher Kreditgeschäfte an US-Investoren, allen voran Cerberus, verkauft werden.
3 Austrian Airlines
Die Austrian Airlines (AUA) wurde 1957 gegründet, nachdem Zusammenschluss der „Air Austria“ und der „Austrian Airways“. Im Juni 2008 startete die Bundesregierung die Privatisierung der verschuldeten Airline und beauftragte eine Investmentbank mit der Suche nach einem neuen Eigentümer. Am Ende setzte sich die deutsche Lufthansa als Bestbieter durch. Die österreichische Staatsholding ÖIAG übernahm bei diesem Deal 500 Millionen Euro Schulden von der AUA. Im Juli 2008 genehmigte die EU-Kommission die Übernahme, AUA und Lufthansa mussten aber Start- und Landerechte abgeben.

Die AUA gehört zur deutschen Lufthansa.
4 Billa, Bipa, Adeg, Penny
1953 gründete Karl Wlaschek die erste Diskont-Parfümerie WKW und führte 1961 den Namen Billa als Abkürzung für Billiger Laden ein. 1969 kam die Handelskette Merkur dazu, die heute unter Billa Plus firmiert. Im Jahr 1996 verkaufte Wlaschek sein Handelsimperium an die deutsche Rewe-Gruppe. Im Geschäftsjahr 2024 setzte Rewe in Österreich mit den Marken Billa, Billa Plus, Penny, Bipa, Adeg und der Touristik-Sparte fast elf Milliarden Euro um. Der Konzern beschäftigt hierzulande 46.900 Mitarbeiter. Bis Ende 2027 wird Rewe mehr als 1,5 Milliarden Euro in Österreich investieren.
5 Brauereiriese Brau Union
Alles begann 1921 mit der Gründung der Braubank, die Aktien von Brauereien erwarb und später zur Österreichischen Brau AG fusionierte. In den nächsten Jahrzehnten wurde eine Brauerei nach der anderen übernommen. Im Jahr 2003 schluckte der Amsterdamer Heineken-Konzern die Brau Union Österreich AG mit Sitz in Linz, die fünf Millionen Hektoliter Bier im Jahr umsetzt und damit Österreichs größtes Brauunternehmen ist. Zur Brau Union gehören 18 Bier-Marken, darunter sind Gösser, Puntigamer, Wieselburger, Kaiser, Schwechater, Zipfer, Schladminger, Schleppe, Villacher und Fohrenburger.
6 Mineralwasser Römerquelle
Schon die alten Römer sollen das natürliche Mineralwasser, das von Quellen im burgenländischen Edelstal stammt, sehr geschätzt haben. Daher kommt auch der Name Römerquelle. Doch die Quellen sind über die Jahrhunderte in Vergessenheit geraten und wurden erste Ende des 19. Jahrhunderts wiederentdeckt. Ab 1925 wurden die Quellen kommerziell genutzt. 1965 wurde die Römerquelle GmbH & Co KG gegründet. Seit 2003 gehört die Römerquelle zu Coca-Cola HBC Austria, dem Österreich-Zweig des internationalen Getränkekonzerns. Neben Wasser werden auch Wellnessgetränke erzeugt.
7 Klavierbauer Bösendorfer
Der Name Bösendorfer steht seit zwei Jahrhunderten für Spitzenqualität. 1828 gegründet, siedelt sich der Betrieb 1870 in der Graf-Starhembergasse in Wien-Wieden an, wo später auch Konzerte stattfanden. 1966 übernahm die US-Holzfirma Kimball die einstige k.k. Klaviermanufaktur. Im Jahr 2002 wurde Bösendorfer von der Gewerkschaftsbank Bawag übernommen. Nach dem Verkauf der Bawag an den US-Fonds Cerberus wurde Bösendorfer 2007 vom japanischen Instrumentenbauer Yamaha übernommen. Die Klaviere werden heute in Wiener Neustadt hergestellt.

Bösendorfer wurde 2207 von Yamaha übernommen.
8 Austria Email
1855 als “Staats-Eisenbahn-Gesellschaft“ begonnen, wurde aus dem Betrieb nach dem Ersten Weltkrieg ein Maschinenbauer. Nach 1945 konzentrierte sich das Unternehmen auf Emailgeschirr und Warmwasserspeicher. 1972 wurde es in Austria Email umbenannt, ehe 1979 der Zweig Emailgeschirr eingestellt wurde. Seit 2015 gehört der Konzern zu zwei Dritteln der französischen Groupe Atlantic. 2017 endete nach 161 Jahren die Notierung an der Wiener Börse, womit das in Knittelfeld beheimatete Unternehmen den Titel des ältesten börsenotierten Unternehmens Österreichs verlor.
9 Wäschehersteller Huber Tricot
Die Hubert Holding GmbH mit Sitz in Götzis, Vorarlberg, gehört zu 100 Prozent der chinesischen Benger Brand Limited mit Sitz in Hongkong. Das Unternehmen ist vor allem unter dem Firmennamen „Hubert Tricot“ bekannt. Im Herbst 2005 sind die Chinesen mit einer Minderheitsbeteiligung eingestiegen und stockten mit den Jahren auf 100 Prozent auf. Seit 2021 ist der malaysisch-chinesische Industrielle Robert Ng Vorstandschef. Im Mai 2020 ist die Huber Holding AG über einen Sanierungsplan entschuldet worden. Zu ihren Marken gehören Huber, Skiny, Hanro und HOM.
10 Hofbauer und Niemetz
Der Wiener Confiserie-Hersteller Hofbauer zählt zu den bekanntesten Schokolade-Marken Österreichs. Die Geschichte begann 1882 mit der Eröffnung einer Konditorei durch Carl Hofbauer und seiner Frau in Wien-Margarethen. Seit 1994 gehört Hofbauer zum Schweizer Schokoladekonzern Lindt, genauer gesagt zu Lindt & Sprüngli Austria, der auch Küfferle übernahm.
Der Schwedenbomben-Hersteller Niemetz wiederum ist seit der Insolvenz 2016 Teil der Heidi Chocolat AG, Die Heidi Chocolat AG mit Sitz in Zug wurde bereits 2013 an die Julius Meinl Gruppe verkauft.
Kommentare