Christoph Peschek: "Wollen auch wirtschaftlichen Erfolg"

Christoph Peschek möchte die Fanbasis deutlich verbreitern, um das neue Stadion nachhaltig auszulasten.
Der Fußballklub will mit neuen Sponsoren, Konzepten und Stadion die Altlasten endgültig hinter sich lassen.

Im Februar hat Christoph Peschek die Funktion des "Geschäftsführer Wirtschaft" beim Wiener Rekordfußballmeister SK Rapid angetreten. Wie er den Verein wirtschaftlich zukunftsfit machen will und welche Rolle Geld im Profi-Fußball spielt, erklärt der frühere Wiener SPÖ-Gemeinderat im KURIER-Gespräch.

KURIER: Kann ein Fußballverein wie ein normales Unternehmen geführt werden?

Christoph Peschek: Die Emotionalität ist beim Fußball besonders ausgeprägt. Aber gewisse unternehmerische Grundstrukturen braucht es auch bei einem Fußballverein. So haben wir ein internes Controlling geschaffen, um Prognosen zu Liquidität und Erreichen von Zielen zu erstellen. Wir werden also die kaufmännische Sorgfalt nicht aus dem Fokus verlieren. Selbstverständlich wollen wir sportlichen Erfolg, aber nicht um jeden Preis.

Mancher mag sich vielleicht naiv denken "Fußball ist ja nur ein Spiel", warum muss man so viel Aufhebens um die wirtschaftlichen Belange machen?

Um zu gewinnen, braucht es die passenden wirtschaftlichen Rahmenbedingungen. Weil letztlich hat Qualität ihren Preis. Rapid darf nie in die Risikoposition gelangen, in der der Fortbestand des Vereins in Gefahr ist.

Wie es schon einmal war.

Und das darf nicht passieren. Wir wollen nachhaltig erfolgreich sein – sportlich und auch wirtschaftlich.

Es gibt Vereine, auch in Österreich, die mit extrem finanzieller Power ausgerüstet sind und sich den Erfolg kaufen. Ist das noch sportlich?

Im modernen Fußball gibt es drei Geschäftsmodelle. Eines ist quasi das Oligarchenmodell, also ein reicher Eigentümer, das zweite Modell ist, Teil einer Marketingmaschinerie zu sein und das dritte Modell ist ein Community-Club, wie wir es sind. Hier ist die Gemeinschaft die große Kraft, sowohl wirtschaftlich wie auch sportlich. Unser Ziel ist es, die finanzielle Schere zumindest zu verkleinern und gleichzeitig sportlich konkurrenzfähig zu sein, um Titel zu gewinnen.

Rapid soll in eine Kapitalgesellschaft umgewandelt werden. Worin liegt da der Vorteil?

Das ist keine Frage, ob wir wollen oder nicht. Es gibt einen Erlass des Finanzministeriums auf Basis einer EU-Vorgabe, dass Profivereine und Verbände wie der ÖFB umgewandelt werden müssen. Denn ein Profiverein könne nicht gemeinnützig sein, so die Argumentation. Das wirkt sich unter anderem insofern aus, dass wir künftig auf Tickets eine Umsatzsteuer abführen müssen. Wir haben aber in den vergangenen vier Jahren die Ticketpreise de facto nicht erhöht. Daher haben wir für die Preise im neuen Stadion überwiegend positives Feedback erhalten.

Apropos neues Stadion: Wie wirtschaftlich ist es, ein Stadion für 24.000 Besucher zu bauen, wenn man angesichts der Nachfrage in der Europa League und bei einigen Meisterschaftsspielen locker die 30.000er-Grenze sprengt?

Unser Ziel ist es, unsere Heimat in Hütteldorf zu wahren und dort ein Stadion zu bauen. Entsprechend sind wir an diverse Rahmenbedingungen gebunden, wie etwa Bauvorschriften oder Widmungen. Wir haben das Optimum herausgeholt. Da wir im Kerngeschäft Bundesliga nicht nur Austria und Salzburg als Gegner haben, ist die Dimension für Rapid absolut richtig und gut. Und damit schaffen wir einen weiteren Anreiz, Abos und Mitgliedschaften zu erwerben. Das entspricht auch unserem Community-Gedanken.

Und in der Champions League?

Bleiben wir auch hier. Wir haben hier 2500 Business Seats, die es im Happel-Stadion nicht gibt. Plus unser echter Heimvorteil, der hier mehr gegeben ist als anderswo.

Die Business Seats sind also finanziell mehr wert als der durchschnittliche Fan, der sich diesen Sitz nicht leisten kann und die Spiele dann im Fernsehen schauen muss.

Er kann Mitglied oder Abonnent werden, dann kriegt er bevorzugt Tickets. Wer Rapid gegen Barcelona sehen will, sollte auch Rapid gegen Grödig sehen wollen.

Einigen Fans stößt der Verkauf des Stadionnamens sauer auf. Wie weit darf Kommerzialisierung im Sport gehen?

Ich sehe Tradition und Innovation nicht als Widerspruch. Um erfolgreich zu sein, braucht es beides. Name, Farben und Wappen des Vereins sind tabu. Und das Fußballspiel muss im Mittelpunkt stehen. Aber ohne Allianz im Namen wäre das Stadion in dieser Dimension und Qualität nicht möglich gewesen.

Rapid hatte im Geschäftsjahr 2013/’14 ein Budget von 22 Millionen Euro, rund ein Drittel davon kam von Sponsoren. Wie sehr ist ein Sportverein von einzelnen Sponsoren abhängig? Kann das im Krisenfall, wie nun bei VW und Wolfsburg, zur Gefahr werden?

Bei uns ist der Hauptsponsor Wien Energie. Würde er wegfallen, womit ich nicht rechne, wäre das sehr schmerzhaft. Unabhängig davon sind wir mit neuen Partnern in die Breite gegangen.

Einer davon ist die Einkaufsgemeinschaft Lyoness. Gegen sie ermittelt der Staatsanwalt wegen Verdachts auf Pyramidenspiel. Stört Sie das nicht?

Der Community-Gedanke von Lyoness passt sehr gut zu Rapid.Wir wurden von Beginn der Gespräche über Altlasten informiert, neue Verdachtsfälle gibt es nicht. Und aktuelle Ermittlungen beurteile ich nicht.

Rapid laboriert seit Jahren daran, dass Verluste das Eigenkapital mehr als aufbrauchen. Wann ist das Kapitel abgehakt?

Ziel ist der Abbau bis 2019. Das sollten wir aus jetziger Sicht dank des neuen Stadions davor schaffen.

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