Rakuten will Amazon vom Thron stoßen

Hiroshi Mikitani, chairman and president of Japan's online retailer Rakuten Inc, poses before a news conference at PriceMinister headquarters in Paris, in this file picture taken December 21, 2010. Doubting politicians' commitment to economic reform is a tough habit for Japan experts to kick, so the air of cautious optimism around the appointments of dynamic CEOs, including Mikitani, to advise on boosting industrial competitiveness comes as a bit of a surprise. To match Analysis JAPAN-ECONOMY/REFORM REUTERS/Philippe Wojazer/Files (FRANCE - Tags: BUSINESS SCIENCE TECHNOLOGY)
Der japanische Internetriese Rakuten will mit einem globalen Marktplatz-Konzept in Europa durchstarten.

Nicht als weiterer Online-Händler, sondern als virtuelle „Shopping-City“ für kleine, selbstständige Händler will der japanische eCommerce-Gigant Rakuten in Europa durchstarten. Am Montag erfolgte der Österreich-Start. Gründer und Konzernchef Hiroshi Mikitani (48) verriet dem KURIER seine weiteren Expansionspläne.

KURIER: Rakuten ist weltweit die Nummer drei nach Amazon und eBay. Welche Ziele verfolgen Sie in Europa?

Hiroshi Mikitani: Ganz klar: Wir wollen die Nummer Eins im eCommerce werden. In Asien sind wir es ja bereits.

Sie waren global auf Einkaufstour und haben zuletzt in Deutschland und Frankreich Mitbewerber übernommen. Jetzt starten Sie in Österreich mit eigener Niederlassung. Was sind Ihre nächsten Pläne?

Wir haben jetzt sechs Standorte in Europa. Als nächstes kommt Spanien, unser Europa-Headquarter wird in Luxemburg sein. Wir wollen in den meisten der großen Länder vertreten sein. Es ist uns klar, dass es in Europa wegen der Sprachvielfalt schwieriger ist, einen Online-Marktplatz auszurollen, aber zugleich ist es eine große Chance für die Händler. Unser Marktplatz hat weltweit mehr als 85 Millionen Kunden. Weitere Übernahmen in Europa sind derzeit nicht geplant, aber man weiß ja nie ...

Wie wollen Sie Hauptkonkurrent Amazon vom Thron stoßen?

Wir sind ganz anders als Amazon, konkurrieren wenn Sie so wollen gegen das US-amerikanische Geschäftsmodell des Online-Händlers. Unser Konzept: Wir stellen einen Marktplatz für individuelle Shops samt aller Dienstleistungen zur Verfügung. Konsumenten wollen nicht irgendwo im Internet einkaufen, sondern bei Menschen. Rakuten verkauft selbst keine Produkte. Wir helfen den Händlern, wir verdrängen sie nicht. Viele Klein- und Mittelbetriebe leiden unter der Marktkonzentration im Handel. Wir helfen ihnen, einen Shop im Internet aufzubauen und ihre Waren über unseren Marktplatz weltweit zu vertreiben.

Der Name Rakuten ist in Europa noch weitgehend unbekannt. Wie wollen Sie das ändern?

Wir werden unsere Marketing-Aktivitäten in Europa verstärken, um viele Fans zu gewinnen. Wir nutzen auch Kundenbindungs-Tools wie etwa Treuepunkte, die in allen Shops am Marktplatz eingelöst werden können.

Wird es auch in Österreich Kooperationen mit Händlern wie Mediamarkt geben, die in Deutschland den eBook-Reader von Rakuten verkaufen?

Das ist geplant. Wir verhandeln gerade.

eCommerce hat zunehmend den Ruf als Jobkiller im stationären Handel, weil Shops zusperren müssen oder Arbeitsplätze abgebaut werden ...

Das betrifft uns nicht, wir sind sehr Shop- und Job-freundlich. Wir unterstützen ja gerade die kleinen Händler, die unter den Großkonzernen leiden und geben ihnen eine Verkaufsplattform. Um als Händler überleben zu können, muss man nicht groß sein, aber gut. Eine einzigartige Geschäftsidee kann weltweit Erfolg haben.

Rakuten ist in Japan auch ein starker Player im Bereich Reisen, Finanzdienstleistungen oder Online-Marketing. Gibt es auch hier Expansionspläne?

Nein, derzeit nicht. Wir fokussieren uns bei der Expansion auf eCommerce.

Bis Jahresende wollen die Japaner zumindest 1000 österreichische Händler auf ihre Plattform locken. Im Fokus stehen vor allem kleine und mittlere Nischenanbieter, auch solche, die noch über keinen eigenen Webshop verfügen. „Wir bieten ein Einkaufszentrum, in dem die Kunden von Shop zu Shop gehen“, erläutert Rakuten-Österreich-Chef Dieter Kindl. Er will damit auch den eCommerce in Österreich ankurbeln. Ein Mietshop kostet einmalig 49 Euro und danach 39 Euro monatlich. Für Verkäufe fällt eine Provision zwischen fünf und neun Prozent an. Rakuten übernimmt die Bestell- und Zahlungsabwicklung und stellt eCommerce-Berater zur Verfügung. Den Versand muss der Händler selbst übernehmen.

Das Callcenter ist in Wien angesiedelt, derzeit beschäftigt Rakuten Austria 15 Mitarbeiter. In Deutschland fallen die Bewertungen unterschiedlich aus. Zufriedene Kunden melden sich auf Foren ebenso zu Wort wie Kunden, die über Logistik-Chaos und Service-Mängel klagen.

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