Raiffeisen treibt Digitalisierung der Wiener Filialen voran

Gestartet wird mit der Modernisierung der Filiale in der Wiener Zentrale.
Wiener Raiffeisen-Filialnetz wird nicht weiter ausgedünnt und für gut 20 Millionen Euro modernisiert.

Untertags ist die Bankfiliale „eine Schnittstelle zwischen der analogen und der digitalen Welt“. Nach den offiziellen Öffnungszeiten soll sie zum „Ort der Begegnung werden“ – etwa mit Vernissagen oder Lesungen. So stellt sich Klaus Buchleitner die Filialzukunft vor. Der Generaldirektor der Raiffeisenlandesbank NÖ-Wien sowie der Raiffeisen-Holding NÖ-Wien belässt es nicht bei der Vision, sondern investiert auch. Mehr als 20 Millionen Euro werden in den Umbau und die Modernisierung der Wiener Raiffeisen-Filialen gesteckt. Als Erste der neuen Art wird die Filiale in der Hollandstraße in Wien-Leopoldstadt im ersten Halbjahr 2020 eröffnet.

Keine Schließungen mehr

Die Zeit der Filialschließungen ist jedenfalls vorbei. „Wir wollen das Netz nicht weiter ausdünnen“, so Buchleitner im Klub der Wirtschaftspublizisten. Dieses Netz in Wien besteht jetzt aus 21 Bezirksbanken, fünf Regionalzentren und einem Private-Banking-Standort. In Niederösterreich gibt es nach einer Reihe von Fusionen jetzt 53 Raiffeisen-Banken mit gut 400 Bankstellen.

Raiffeisen treibt Digitalisierung der Wiener Filialen voran

Klaus Buchleitner, Chef der RLB NÖ-Wien.

Digitalisierung ist und bleibt einer der Schwerpunkte. In diesen Bereich fällt auch, dass die RLB NÖ-Wien eine E-Commerce-Lehre eingeführt hat. „Das ist die Ausbildung zum digitalen Banker, wenn Sie so wollen“, sagt Buchleitner. Seinem Personalchef habe er zudem vorgeschlagen, Techniker zu holen – mit dem Ziel, aus Technikern Banker zu machen.

Digitale Geldanlage

Auch bei der Veranlagung setzt Raiffeisen auf neue Techniken. Im kommenden Jahr wird die digitale Vermögensverwaltung „WILL“ eingeführt. Dahinter stecken vier gemanagte Portfolios aus Wertpapierfonds und börsegehandelten Fonds (ETFs). Wertpapierdepots ist dafür keines nötig, „die Portfolios sind alle nachhaltig“, betont Buchleitner. Kunden können digital größere Summen (ab 10.000 Euro) investieren oder auch regelmäßig ansparen. Via Online-Banking oder App können Anleger das Management der Wertpapiere verfolgen. Als Spesensatz wird eine all-in-fee in Höhe von 1,25 Prozent pro Jahr verrechnet.

Die Negativzinsen, die die Europäische Zentralbank den Geldinstituten für Einlagen abknöpft, sieht Buchleitner als eine der großen Herausforderungen. Trotzdem sieht er bei der RLB NÖ-Wien „eine sehr positive Entwicklung“. Eine Erhöhung der Gebühren ist nicht geplant.

Hamsterrad

Eine weitere Herausforderung sei die Regulatorik. „Die ist ein Hamsterrad.“ Wenn man glaubt, alles abgearbeitet zu haben, kommen neue Regulierungen. Bei Raiffeisen in Wien sei fast ein Fünftel der anfallenden Kosten durch die Regulatorik getrieben. Darunter fallen auch die Kosten für die Berater, die die immer neuen Regeln auslegen müssen, weil man sie sonst nicht verstehen würde. Buchleitner wünscht sich hier Vereinfachungen, zumindest für Regionalbanken.

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