RLB OÖ-Boss Schaller muss über Zinsideen der SPÖ Kopf schütteln
Die starken Zinsanhebungen der Europäischen Zentralbank seit Sommer 2022 haben viele Kreditnehmer mit einem variabel verzinsten Darlehen auf dem falschen Fuß erwischt. Sie wurden teilweise an ihre finanziellen Grenzen gebracht. Um sie zu zu entlasten, hat die SPÖ eine Sonderabgabe für Banken vorgeschlagen. Mit dieser soll in den nächsten fünf Jahren insgesamt vier Mrd. Euro von Gewinnen der Geldhäuser abgeschöpft werden. Die Mittel sollen zur Finanzierung einer Zinsobergrenze für bestehende Immobilienkredite von 3 Prozent sowie eine dreiprozentige Mindestverzinsung auf Sparprodukte verwendet werden. Bei Heinrich Schaller, Chef der Raiffeisenlandesbank Oberösterreich, löst diese Idee "Kopfschütteln" aus.
Denn solche Zinsgrenzen würden mit Marktwirtschaft überhaupt nichts zu tun haben. "Wir leben jetzt wieder mit Zinsen im Normalbereich", sagte Schaller im Rahmen der Bilanzpressekonferenz. Die Banken seien in den vergangenen Jahren in einem schwierigen Umfeld tätig gewesen. "Es hat bis 2022 sieben Jahre negative Zinsen gegeben." Die Herausforderung sei gewesen, trotzdem Erträge zu machen. Dies sei gelungen und man habe diese sehr stark genutzt, um das Eigenkapital aufzubauen, auch über die erhaltenen Dividenden.
Schaller glaubt wie die meisten Beobachter, dass bei weiter rückläufiger Inflation die Zinsen ohnehin ab Juni schrittweise sinken werden. Er rechnet bis Jahresende mit drei Zinssenkungen zu je 0,25 Prozentpunkte. Sollte aber wieder Erwarten die Inflation höher bleiben, könnte es erst nach dem Sommer zu Zinssenkungen kommen.
Kreditvergabe fürs Wohnen fast bei Null
Dies sowie die geplanten Unterstützungsmaßnahmen der Regierung für Kreditnehmer sollten die Situation entlasten. Allerdings sei die Kreditvergabe für Wohnen fast zum Erliegen gekommen. Die Menschen würden zuwarten, bis die endgültigen Förderkriterien am Tisch liegen. "Das Interesse an Abschlüssen ist aber sehr groß, daher rechnen wir wieder mit einem Anstieg bei den Finanzierungen", so Schaller.
Mit den strengen Kreditvergaberichtlinien (KIM-Verordnung der Finanzmarktaufsicht ging er erwartungsgemäß hart ins Gericht. "Der Markt regelt sich selbst. Die Banken sind nicht die Feinde ihres eigenen Geldes. Wir schauen genau darauf, ob sich die Kunden einen Kredit leisten können." Daher käme es genau in diesem Bereich kaum zu Ausfällen.
Kritik übt er an den Unterstützungsmaßnahmen der Bundesregierung infolge der hohen Inflation. "Sie sind notwendig, müssen aber gezielter eingesetzt werden, vor allem in wirtschaftlich schwierigen Zeiten." Ein Teil des Problems seien auch die hohen Lohnanhebungen. Sonst könne die Inflation nicht in den Griff gekriegt werden.
Zufrieden ist Schaller mit dem abgelaufenen Geschäftsjahr. Der Gewinn konnte deutlich um 80 Prozent auf 608 Millionen Euro gesteigert werden. Die harte Kernkapitalquote wurde um 0,8 Prozentpunkte auf 16,6 Prozent weiter ausgebaut. Die Risikovorsorgen für potenzielle Ausfälle bei Krediten wurden nach den außergewöhnlich niedrigen Niveaus der vergangenen Jahre um 141,4 Millionen Euro auf 233,5 Millionen Euro erhöht. "Damit sind wir für mögliche Ausfälle sehr gut gerüstet", sagt Schaller.
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