Rabattschlacht auf dem Auto-Markt

Der Zeitpunkt für einen Neuwagenkauf war noch nie so günstig wie jetzt.
Die Neuzulassungen sind im Februar um 9,1 Prozent gestiegen, Hersteller locken mit Sonderaktionen.

Der Zeitpunkt für einen Neuwagenkauf war in Österreich noch nie so günstig wie jetzt. Es gibt finanzielle Zuckerln wohin man nur schaut. Ein Beispiel: Ein VW Golf Rabbit TDI mit 90 PS hat laut Internetplattform dasweltauto.at einen Listenpreis von 24.707 Euro. Ein oberösterreichischer Händler preist auf diesem Gebrauchtwagen-Portal des Generalimporteurs Porsche Holding diesen Rabbit mit 4477 Euro Rabatt an. Das Auto wurde zwar vom Händler im Jänner 2016 "kurz" neu zugelassen, aber noch keinen Kilometer gefahren. Dem nicht genug. Wer den Kauf dieses vierrädrigen "Diesel-Kaninchens" auch noch über die Porsche Bank finanziert, erhält weitere 1000 Euro Bonus dazu. Unterm Strich macht das mehr als 22 Prozent Rabatt. Die Liste ließe sich noch lange fortsetzen.

Bei VW gibt es derzeit generell 3000 Euro Bonus bei einem Neuwagen-Kauf inklusive Finanzierung, ohne dass man dafür auch nur irgendwie feilschen müsste.

Auch andere Marken gibt es zu Diskontpreisen. Über die Plattform autogott.at kann man einen Ford Kuga Diesel mit 120 PS mit bis zu 28 Prozent Rabatt erstehen.

Richtig "geschleudert" wird bei der südkoreanischen Marke Hyundai. Das Modell i30 Life (Diesel, 90 PS) hat einen Aktionpreis von 14.490 Euro. Beim Kauf einer "Tageszulassung" dieses Modells fährt man bi zu 5050 Euro Ersparnis heim. Kein Wunder also, dass im Jänner 2016 ein Viertel aller Tageszulassungen auf die Marke Hyundai entfiel. Von einem Schleudern kann keine Rede sein, kontert eine Hyundai-Sprecherin. Man bewerbe einfach nur die Tageszulassungen mit 25 Prozent Rabatt.

Rabattwelle

Das Autogeschäft brummt angesichts dieser Rabatte. Diese werden in der Regel von den Herstellern getragen. So wurden im Februar 22.543 Neuwagen auf Österreichs Straßen gebracht, das ist ein Plus von 9,1 Prozent im Vergleich zum Februar 2015.

Die offiziellen Zahlen und die Kurzzulassungen wird die Statistik Austria aber erst am Mittwoch präsentieren.

Indes entfallen in Deutschland 35,1 Prozent aller Neuzulassungen auf Tages- und Kurzzulassungen.

"In Deutschland gehen die Neuwagen nur noch mit hohen Rabatten über die Theke", weiß der deutsche Auto-Papst Ferdinand Dudenhöfer vom Center Automotive Research (CAR) der Universität Duisburg-Essen.

In Österreich beträgt der Anteil der Tageszulassungen und der jungen Gebrauchtwagen rund 30 Prozent aller Neuwagen. Doch die Zahlen beider Länder lassen sich nicht so einfach vergleichen.

"In Deutschland geht das Geschäft seit Jahren gut, in Österreich nicht", sagt Burkhard Ernst, Mazda-Händler und Bundesobmann der Autohändler in der Wirtschaftskammer. In Österreich liegt die Umsatzrendite der Autohändler samt Werkstätten bei knapp unter einem Prozent. "In Österreich werden Neufahrzeuge aus Marketinggründen zu Gebrauchtfahrzeugen gestempelt und mit hohen Nachlässen an die Konsumenten verkauft", sagt Ernst zum KURIER. Die Hersteller stützen diese Aktionen extrem, so Ernst, dadurch können die Händler aber positive Deckungsbeiträge erwirtschaften.

Verfälschte Statistik

Die Kurzzulassungen verfälschen aber die Kfz-Statistik, weil sie doppelt, sprich als Neu- und als Gebrauchtwagen, gezählt werden. "Wir hatten im Jänner und Februar schöne Steigerungsraten bei den Neuwagen-Verkäufen, aber auf einem sehr niedrigen Niveau", bestätigt Ernst. Vor der Wirtschaftskrise wechselte jeder Österreicher im Schnitt alle drei Jahre das Auto, jetzt sind es fünf Jahre. Ernst: "Die Autos sind ja heute so gut, dass das auch geht."

Laut der Online-Plattform AutoScout.24.com sind Tageszulassungen (bis sieben Tage) in Österreich ein heißes Eisen: Fast jeder zehnte PKW (acht Prozent) der 308.555 Neuzulassungen 2015 war eine Tageszulassung. Wird ein Neuwagen von einem Händler für einen einzigen Tag zugelassen, spricht man von einer taktischen Zulassung bzw. einer Tageszulassung. So kann dieses Fahrzeug mit höherem Rabatt an Endkunden verkauft werden.

Im Jänner 2016 sind die Tageszulassungen laut Statistik Austria um 9,8 Prozent auf 1869 Fahrzeuge zurückgegangen. Hingegen sind die Kurzzulassungen bis 30 Tage und bis 60 Tage um je 4,3 Prozent auf 3083 Pkw bzw. 4233 Autos gestiegen. Auch die Kurzulassungen bis 90 Tage und bis 120 Tage verzeichnen ein Plus von 2,1 Prozent bzw. 1,9 Prozent. Klarer Spitzenreiter im Jänner 2016 mit Tageszulassungen war Hyundai mit 313 Fahrzeugen bzw. einen Marktanteil von 25,2 Prozent vor Ford mit 153 Fahrzeugen oder 12,3 Prozent Marktanteil und Peugeot mit 146 Pkw und 11,7 Prozent Marktanteil bei den Tageszulassungen.

Der VW Konzern dominierte 2015 mit seinen Modellen die Top Ten der begehrtesten Tageszulassungen. Der auch als Neuwagen beliebte Skoda Octavia wurde 2015 auf AutoScout24 unter den Tageszulassungen am häufigsten aufgerufen, mit einem Jahres-Durchschnittspreis von 23.683 Euro war er bei weitem aber nicht das teuerste Auto im Ranking. Auf den Plätzen dahinter landeten der Seat Leon für 20.404 Euro als Tageszulassung sowie der Hyundai Tucson als Vertreter der boomenden SUV-Klasse für 32.682 Euro. Der VW-Konzern dominierte die Top 10 bei weitem: Er war neben dem Skoda Octavia mit dem Luxusmodell Audi RS 3 (der teuerste in den Top Ten, 76.990 Euro), dem Skoda Superb (29.619 Euro), dem VW Tiguan (26.768 Euro) sowie dem Skoda Yeti (22.907 Euro), dem Audi A3 (26.691 Euro) und dem VW Golf (22.257 Euro) im Ranking vertreten. Einzig der Opel Astra schaffte es noch in die Top 10 der Tageszulassungen (Platz 8, 19.654 Euro).

„Tageszulassungen bieten Autokäufern einige Vorteile. Der Preis ist teils beträchtlich reduziert und die Autos stehen ohne längere Lieferfrist zur Verfügung“, sagt Markus Dejmek, Country Manager bei AUtoScout24 in Österreich. „Aber es gilt natürlich auch die Nachteile abzuwägen. Anders als bei einer individuellen Bestellung sind Farbe, Ausstattung und Motorisierung bereits festgelegt. Vorsicht ist zudem bei der Gewährleistung geboten. Gesetzlich beginnt die Laufzeit mit der Erstzulassung. Wird eine Tageszulassung mit ursprünglich zwei Jahren Garantie beispielsweise erst fünf Monate später verkauft, bleibt dem Käufer rein rechtlich nur noch eine Restlaufzeit von 19 Monaten.“

Rang Modell Durchschnittspreis

1 Skoda Octavia 23.683 €

2 Seat Leon 20.404 €

3 Hyundai Tucson 32.682 €

4 Audi RS3 76.990 €

5 Skoda Superb 29.619 €

6 VW Tiguan 26.768 €

7 Skoda Yeti 22.907 €

8 Opel Astra 19.654 €

9 Audi A3 26.691 €

10 VW Golf 22.257 €

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