Lebensmittelhandel lässt auch Infizierte arbeiten
Etwa 19.000 Stellen sind im gesamten Handel derzeit unbesetzt. Das Quarantäne-Aus für Coronapositive seit Montag bringt für die Branche eine Erleichterung. Derzeit werde jede Hand gebraucht, um den laufenden Betrieb aufrecht zu erhalten, räumte die Supermarktkette Spar diese Woche laut einem "Ö1"-Journalbeitrag ein. Die meisten Lebensmittelhändler lassen Covid-Infizierte arbeiten, sofern sie nicht erkrankt sind. Die Gewerkschaft findet die neue Regel nicht praxistauglich.
Seit Montag (1. August) muss man nicht mehr in Quarantäne, wenn man ein positives Corona-Testergebnis hat. Wer sich nicht krank fühlt, darf mit FFP2-Maske fast überall hin, auch in die Arbeit. "Viele haben kein gutes Gefühl im Betrieb, sowohl Vorgesetzte, Arbeitgeber, Kollegen und Kolleginnen, mit Coronapositiven Seite an Seite zu arbeiten", sagte GPA-Vorsitzende Barbara Teiber am Montag laut Ö1. Sie befürchtet auch schwierige Situationen im Arbeitsalltag, wenn Beschäftigte mit Maske auftauchen und dann automatisch angenommen werde, die Person sei positiv.
Spar will positive, aber symptomfreie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Filialen einsetzen, allerdings nur in kundenfernen Bereichen, sagte der stellvertretende Vorstandsvorsitzende Hans Reisch am Donnerstag laut "Kleine Zeitung". An der Kassa oder in der Feinkostabteilung würden die Betroffenen, "solange es die Personalsituation zulässt", nicht arbeiten, so Reisch.
Auch bei Rewe (Adeg, Billa, Billa Plus, Penny) sollen Beschäftigte mit einem positiven Testergebnis, sofern sie symptomfrei sind, in die Arbeit kommen. Lidl will positiv getestete, aber nicht erkrankte Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in den Filialen einsetzen. Sie sollen auch kassieren, wenngleich Betroffene wann immer möglich in Bereichen ohne Kundenkontakt eingesetzt werden sollen.
Hofer will im Falle einer Infektion "technische und organisatorische Möglichkeiten" evaluieren, dazu zählen die FFP2-Maske sowie die Möglichkeit einer Absonderung durch Einzelarbeitsplätze. Auch MPreis macht keine Ausnahme und setzt infizierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ohne Krankheitssymptome "ohne direkten Kundenkontakt" ein, sagte eine Sprecherin laut "Kleine Zeitung".
Der Handelsverband begrüßte zwar grundsätzlich das Quarantäne-Aus, kritisierte aber den Wegfall der Entschädigungen bei Covid-bedingten Ausfällen von symptomatischen Beschäftigten. Ohne Absonderungsbescheid bestehe für die Händler kein Anspruch auf Entschädigung für den Verdienstentgang für abgesonderte Mitarbeiter mehr. Eine Tatsache, die auch die Wirtschaftskammer kritisierte. "Die betroffenen Unternehmen müssen die Entgeltfortzahlung von Corona-Krankenständen künftig selbst stemmen", hatte Walter Ruck, Präsident der Wirtschaftskammer Wien, kritisiert.
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