Qatar Airways: "Heiratssperre" für Flugbegleiterinnen?
Durchsuchungen von Privaträumen stehen ebenso auf der Tagesordnung wie willkürliche Kündigungen. Weibliche Mitarbeiterinnen müssen für fünf Jahre eine „Heiratssperre“ unterschreiben – und danach den Arbeitgeber um Erlaubnis fragen, wenn sie heiraten wollen.
In Europa ist es schwer vorstellbar, dass ein Konzern mit derlei Gepflogenheiten lange tätig sein kann, ohne sich vor Gericht dafür verantworten zu müssen. Bei Qatar Airways sind diese Zustände laut Medienberichten angeblich gang und gäbe.
„Qatar Airways verstößt gezielt gegen eine Reihe europäischer Arbeitsstandards. Vor allem Frauen sind massiv betroffen“, sagt Evelyn Regner, geschäftsführende Delegationsleiterin der SPÖ im EU-Parlament. „Wir dürfen hier nicht mehr länger wegschauen.“
Regner hat sich mit dem Fall nun an die EU-Kommission gewandt. In einer schriftlichen Anfrage, die dem KURIER vorliegt, wird die Brüsseler Behörde aufgefordert, sich mit dem Fall zu befassen: „Welche Maßnahmen a) kann und b) wird die Kommission ergreifen, um eine Verbesserung für die Beschäftigten zu erzielen?“, will Regner wissen.
Sie fordert die Experten der Kommission auch auf, Zusammenschlüsse von Qatar Airways mit europäischen Fluglinien sowie Kooperationen mit in Europa ansässigen Firmen zu prüfen. Hier könnten sich möglicherweise Hebel verstecken, bei denen die Kommission ansetzen kann, um die Anwendung von europäischem Recht auf die Geschäftspraktiken von Qatar Airways zu erwirken.
Wirtschaftliche Argumente will Regner in diesem Fall nur bedingt gelten lassen: Man dürfe sich von der Fluglinie nicht mit der Drohung unter Druck setzen lassen, ein Eingreifen der EU-Institutionen könnte dazu führen, dass Qatar künftig keine europäischen Flugzeuge mehr kaufen würde.
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