Putins neuer Ölgigant steht
Russlands Präsident Vladimir Putin hat sich den Deal gewünscht – und er hat ihn auch bekommen. Am Montag meldete sein "Ölprinz", Rosneft-Boss Igor Setschin, den Vollzug: Die Nr. 1 am russischen Ölmarkt, der staatliche Rosneft-Konzern, schluckt die Nr. 3, das britisch-russische Ölunternehmen TNK-BP, für insgesamt 61 Milliarden Dollar (knapp 47 Mrd. Euro). "Ein gutes Geschäft zu einem guten Preis", lautete Putins Kommentar.
Rosneft steigt mit der Übernahme nicht nur zum größten börsenotierten Ölkonzern der Welt auf. Viel wichtiger ist Putin, dass er jene wichtigen Teile der russischen Industrie wieder unter staatliche Kontrolle bekommt, die nach dem Zerfall der Sowjetunion rasch privatisiert worden waren. Im Öl- und Gasgeschäft ist er diesem Ziel jetzt einen großen Schritt näher gekommen. Schon 2004 hatte sich Rosneft große Teile des Ölkonzerns Yukos einverleibt. Zur Erinnerung: Die Yukos gehörte damals Putin-Kritiker Michail Chodorkowski, der wegen Unterschlagung, Geldwäsche und Steuerhinterziehung zu langjährigen Haftstrafen verurteilt wurde. Yukos schlitterte in die Insolvenz und wurde zerschlagen. Der jetzige Rosneft-Chef Setschin war damals übrigens Putins Vizestabschef. Er gilt als enger Vertrauer des Präsidenten.
Weltspitze
Die Übernahme von TNK-BP hat einige Superlative zu bieten. Es ist der größte Öldeal seit 1999, als der US-Konzern Exxon seinen ebenfalls amerikanischen Konkurrenten Mobil Oil für 91 Milliarden Dollar schluckte – die größte Industriefusion aller Zeiten. Heute ist ExxonMobil unter den börsenotierten Branchenleadern die Nr. 3. Noch etwas mehr fördert PetroChina. Die neue Weltspitze hat jetzt Rosneft übernommen. Gemeinsam mit TNK-BP produziert Rosneft rund vier Millionen Fass Öl (zu je 159 Liter) täglich. Unter den nicht börsenotierten Ölriesen gibt es jedoch noch einen wesentlich größeren: Der staatliche saudiarabische Aramco-Konzern produziert zehn Millionen Fass pro Tag.
Bisher gehörte TNK-BP je zur Hälfte der britischen BP und vier russischen Milliardären. Letztere bekommen für ihren Ausstieg 28 Milliarden Dollar. Die Briten werden gut 17 Milliarden Dollar in bar und zudem einen fast 13prozentigen Anteil an Rosneft erhalten. "Dies ist ein wichtiger Tag für BP", sagte BP-Aufsichtsratschef Carl-Henric Svanberg. Auch deshalb, weil der britische Konzern als Rosneft-Großaktionär jetzt auf viele lukrative Projekte hoffen darf.
Putin lobte den Deal als gutes Geschäft. Für BP war er es allemal. 2003, als das Gemeinschaftsunternehmen gegründet worden war, hatten die Briten sieben Milliarden Dollar für die Hälfte ausgegeben. Mit den vielen Milliarden in bar, die sie jetzt erhalten, wollen sie sich weitere Rosneft-Anteile zulegen. BP dürfe solide Gewinne erwarten, setzt Aufsichtsratsboss Svanberg große Hoffnungen in den russischen Ölmarkt.
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